Bauen

Der Franziskusbrunnen wurde komplett saniert und neu positioniert; nur das Zufahrtsbauwerk zur Tiefgarage ist an der Oberfläche sichtbar. (Foto: Peter Schinzler)

25.08.2017

265 Autos unter der Erde

Der neue Josephsplatz mit Anwohnertiefgarage in München

Die Neugestaltung des Josephsplatzes in München ist abgeschlossen. Nach dem Einbau der Anwohnertiefgarage stehen nun an der Oberfläche neue, attraktive Aufenthaltsflächen zur Verfügung. Der Platz vor der Josephskirche wurde aufgeweitet und barrierefrei gepflastert. Bänke laden rings um die zentrale Grünfläche zum Verweilen ein. Insgesamt wurden mehr als 30 große neue Bäume gepflanzt. Sie ersetzen 16 Bäume, die zum Bau der Anwohnertiefgarage gefällt werden mussten. Als Fußgängerzone verbindet jetzt der Bereich entlang der südlichen Häuserzeile die verschmälerte Hiltensperger- mit der Augustenstraße. Der sanierte und mit moderner Brunnentechnik ausgestattete Franziskusbrunnen wurde wieder im Nordwesten des Platzes errichtet. Der Josephsplatz und seine Umgebung waren über Jahre durch permanenten Parksuchverkehr belastet. Der hohe Parkdruck entspannte sich auch nach Einführung der Parklizensierung nicht dauerhaft. 2006 beauftragte der Stadtrat das Baureferat, die Planung der Tiefgarage zu erstellen und 2007, die Planung für die Neugestaltung der Oberfläche zu entwickeln. Nach langer Planungsgeschichte und einigen Startschwierigkeiten konnte die Anwohnertiefgarage mit 265 Stellplätzen im Frühjahr 2016 nach dreijähriger Bauzeit übergeben werden.

Fünf Stellplatzebenen

Die Tiefgarage nutzt als zylindrisches, spindelförmiges Rampenbauwerk mit fünf Stellplatzebenen bestmöglich die gegebene Geometrie des Josephsplatzes. Auf der Oberfläche sind nur die Zufahrts- und Zugangsbauwerke sichtbar. Bereits mit dem Beschluss des Bedarfsprogramms für den Bau der Anwohnertiefgarage gab der Stadtrat den Auftrag, ein Konzept für die Neugestaltung der Oberfläche zu entwickeln. 2009 führte das Baureferat dazu einen Planungsworkshop durch. Die Jury wählte den Entwurf des Teams Erdmann-Kicherer Landschaftsarchitekten und Hess/Talhoff/Kusmierz Architekten – beide München – auf den 1. Rang.
Die Landschaftsarchitekten nahmen die Konzeption vom „malerischen Städtebau“ aus dem 19. Jahrhundert mit seinen gekurvten und unregelmäßig geformten Straßen und Plätzen wieder auf. Sie entwarfen für die zentrale Grünfläche einen „Garten“ in asymmetrischer, abwechslungsreicher Form und Ausstattung. Es wurden Obstbäume und Beerensträucher gepflanzt, die den Blick vom Franziskusbrunnen zur imposanten Kirchenfassade frei geben. Durch die Grünfläche zieht sich ein kinderfreundlicher Weg. Eine zirka 750 Quadratmeter große Rasenfläche in der Mitte lädt zum Spielen und Ausruhen ein. Auf zwei 300 Quadratmeter großen Sandflächen für Klein- und Schulkinder befinden sich sechs „floral“ gestaltete Spielgeräte in unterschiedlichen Höhen zum Klettern und Hangeln, Rutschen und Wippen, Schaukeln und Balancieren. Bei der Tiefgarage handelt es sich um ein 4-geschossiges, unterirdisches Bauwerk mit, wie bereits erwähnt, 265 Stellplätzen. Dieses ist als zylindrische, spindelförmige Rampengarage mit vier Prozent Neigung konzipiert. Der kreisförmige Grundriss weist einen Durchmesser von rund 48 Metern auf. Die Tiefgarage bindet etwa 17 Meter in den Baugrund ein. An der Oberfläche sind lediglich das Zufahrts- und Aufzugsbauwerk zu sehen.
Der im Zentrum der Parkspindel befindliche Innenzylinder hat einen Durchmesser von rund 13 Metern und fungiert auf drei Ebenen als Technikzentrale. Nach dem Freimachen des Baufelds folgten die Abbrucharbeiten von unterirdischen Anlagen wie zum Beispiel ein Löschwassertank und ein Luftschutzbunker. Die runde Baugrube wurde mit überschnittenen Bohrpfählen (Durchmesser 120 Zentimeter) hergestellt. Im oberen Bereich wurden Steckträger eingebaut, welche als temporärer Verbau (Ausfachung mit Spundbohlen) zu den angrenzenden Gebäuden diente. An der Südseite betrug der Abstand zum Nachbargebäude teilweise weniger als zwei Meter.

Nur Einfahrtsrampe sichtbar

Für die Grundwasserabsenkung und -entspannung wurden drei innenliegende Brunnen angeordnet. Die Versickerung erfolgte außerhalb der Baugrube über sogenannte Schluckbrunnen. Etwa die Hälfte des Aushubs konnte über eine Rampe abgefahren werden, der untere Abschnitt erfolgte über sogenannte Senkrechtförderung. Nach Erreichen der Baugrubensohle wurden zuerst die Mikro-pfähle zur Auftriebssicherung hergestellt. Unter der bis zu 2,50 Meter dicken Bodenplatte kam ein druckwasserdichtes Abdichtungssystem mit Frischbetonverbundwirkung zum Einsatz. Der Sohle folgten dann die einhäuptigen Außenwände und elliptischen Innenstützen in Sichtbeton. Parallel dazu wurde der Technikkern hochgezogen. Die Bauwerksfugen wurden allesamt komplett mit dem Injektionsprofil der Firma Drytech ausgeführt. Nachlaufend folgte die 30 Zentimeter starke Spindeldecke. Über dem Deckel ragen abschließend nur das Aufzugsbauwerk, das Treppenhaus und die Einfahrtsrampe heraus. Neben den Rohbauarbeiten wurden von dem Unternehmen Max Bögl auch die Kanalbau-, Abdichtungs-. Gussasphalt-, Schlosser- und Beschichtungsarbeiten ausgeführt. Insgesamt wurden unter anderem etwa 6700 Kubikmeter Beton, 1400 Tonnen Betonstahl, etwa 2100 Stück Dübelleisten, rund 1500 laufende Meter Injektionsprofile, 170 Bohrpfähle und rund 1300 Meter Mikropfähle verbaut. Der Aushub belief sich auf rund 30 000 Kubikmeter. (BSZ) Abbildungen:
Durch den Bau der Tiefgarage konnten die Fahrbahnflächen reduziert und mehr Freiraum geschaffen werden. (Foto: Peter Schinzler) In der neuen Tiefgarage finden 265 Fahrzeuge Platz. (Foto: Peter Schinzler)

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