Bauen

Der neue Nordbahnhof in Ingolstadt. (Foto: IFG)

29.06.2012

Alles unter einem Dach

Bus, Bahn, Auto, Radl: Der neue Ingolstädter Nordbahnhof bietet jetzt Unterkunft für alle möglichen Gefährte

Grundlegend verändert hat sich in den vergangenen beiden Jahren das Gelände rund um den Nordbahnhof. Mit der Errichtung des neuen Busdepots der Kraftverkehr Bayern (KVB) an der Hindenburgstraße erfolgte bereits die Grundlage dafür, den Individualverkehr und den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) stärker zu vernetzen. Der Umzug der KVB ist aber nur der erste Schritt und ein Teil der Gesamtplanung. Auch der Nordbahnhof selbst sollte ein neues Gesicht bekommen. Schließlich musste das alte Bahnhofsgebäude 2010 abgerissen werden, da die Sanierung des Komplexes wegen der maroden Bausubstanz zu aufwändig und teuer gewesen wäre.
Sinn und Zweck der gemeinsamen Planung des KVB-Betriebshofs und des Nordbahnhofs war die Entwicklung einer Nahverkehrsdrehscheibe, die nicht nur Synergieeffekte beim ÖPNV-Betrieb schafft. Im multifunktionalen Nordbahnhof sollten vielmehr alle Verkehrsträger, nämlich Bus, Bahn, Pkw und Fahrrad, zusammentreffen und so eine bestens vernetzte Mobilität für alle Verkehrsteilnehmer geschaffen werden.
Über einen städtebaulichen Wettbewerb wurde seitens der Stadt Ingolstadt die Aufgabe gestellt, die zahlreichen Funktionen des Nordbahnhofs so zu bündeln, dass sie funktional ineinander spielen, das Stadtbild bereichern und das Umfeld im Ingolstädter Norden aufwerten.

Verbindung von
Funktion und Design


Das Planerteam vom Büro zam projekte konnte mit ihrem Vorschlag, alle Vorgaben der Stadtplanung in einem einzigen hybriden Gebäudekomplex zu zentrieren, überzeugen. Den Bau des Nordbahnhofs übernahm die IFG Ingolstadt, die Wirtschaftsförderungsgesellschaft der Stadt Ingolstadt. Der Freistaat Bayern und der Bund unterstützen mit Fördermitteln (GVFG und FAG Mittel) den Grunderwerb sowie teilweise den Bau der Außenanlagen.
Der Startschuss für den Neubau des Nordbahnhofs mit Parkhaus und integriertem Bürogebäude fiel schließlich im November 2010. Vor gut einem Jahr wurde Richtfest gefeiert. Nur 18 Monate nach Baubeginn wurde der Neubau am 18. Juni 2012 feierlich eingeweiht.
Der Nordbahnhof setzt neue Maßstäbe in Punkto Modernität. Nicht nur aufgrund des einzigartigen Designs, sondern auch aufgrund der außergewöhnlichen Verbindung aller vorhandenen Nutzungsmöglichkeiten. Schließlich wurde im neuen Nordbahnhof nicht nur ein Busbahnhof mit Reisezentrum untergebracht, sondern auch ein Bürogebäude und ein Parkhaus.
Während das Erdgeschoss vollständig verglast ist, werden die oberen Geschosse von einer dreidimensionalen Gebäudehaut aus unterschiedlich geformten und hinterleuchteten Betonfinnen umschlossen, die das multifunktionale Gebäude wie eine Einheit wirken lässt. Diese Finnen bestehen aus durchgefärbten Betonwerkstein und verleihen dem Gebäude ein plastisches und zeitloses Erscheinungsbild.
Die Gestaltung der futuristisch wirkenden Fassade sieht ihre Vorbilder in der Natur. Dem Betrachter erschließen sich Assoziationen zu Elfenbein, stabilen Skelettkonstruktionen oder pflanzlichen Lamellenstrukturen, die maximale Stabilität bei minimalem Materialaufwand bieten. Interessant ist bei Dunkelheit das Zusammenspiel von Licht und Schatten. Beim genauen Hinsehen kann man eine Sinuswellenstruktur der Finnen erkennen. Diese verleiht dem Gebäudekomplex seine Leichtigkeit. Eine große analoge Uhr auf der Frontseite der Fassade identifiziert den Kubus im Stadtbild eindeutig als Bahnhof.
Im attraktiven Wartebereich im Erdgeschoss können sich die Fahrgäste auf vielerlei Weise die Wartezeit verkürzen. Dort kümmern sich ein Frisör, ein Kiosk, ein Pizzabäcker und eine Bäckerei um das Wohl der Reisenden. Eine große Infotafel im zentralen Wartebereich weist die Wege zu den wichtigsten Anlaufstellen, wie den Fahrkartenautomaten der Ingolstädter Verkehrsgesellschaft (INVG) und der Bahn, den Kassenautomaten des Parkhauses, den Aufzug und das Treppenhaus zu den Parketagen oder den Weg zur Bahnsteigunterführung.
Abgebildet sind zudem wichtige Rufnummern, wie die der Tourist-Information oder Stadtverwaltung. Und alle Gäste, die am Nordbahnhof ankommen und noch kein Hotelzimmer haben, finden hier eine Servicenummer unter der sie schnell und unkompliziert Hotelzimmer suchen und buchen können. Besonders komfortabel sind für die Fahrgäste auch die kurzen Wege und der barrierefreie Übergang zwischen Bahn und Bus.
Seit 13. Juni 2012 erfolgt die Anbindung des Nordbahnhofs an den Münchener Flughafen durch den Shuttleservice des Ingolstädter Airport Express. Dieser bringt Reisende im 90-Minuten-Takt vom Nordbahnhof zum Flughafen München und zurück. Um den Personen, die den Service dieses Shuttledienstes in Anspruch nehmen, die Reise schon vorab so angenehm wie möglich zu gestalten, verfügt der Nordbahnhof über eine klimatisierte Airport Express Lounge. Diese bietet ausreichend bequeme Sitzmöglichkeiten sowie viel Platz für Gepäck. Tickets für den Airport Express können bequem am Fahrkartenschalten gelöst werden.
In Zukunft können sich die Reisenden via Infoterminal in Echtzeit über die An- und Abfahrtszeiten des Airport Express sowie über die Starts und Landungen am Münchner Flughafen auf dem Laufenden halten. Die Lounge befindet sich in unmittelbarer Nähe der Haltestelle. So entfällt das Tragen des Gepäcks über längere Strecken und schlechtes Wetter stellt ebenfalls kein Problem dar, denn der Bussteig ist komplett überdacht.
Im Erdgeschoss befindet sich auch der Busbahnhof. Damit ist die Verknüpfung von Bahn und Bus optimal gelungen, denn von den Gleisen sind es nur wenige Meter zu den insgesamt sechs Wartepositionen. Dort bringen die ersten Buslinien der Ingolstädter Verkehrsgesellschaft (INVG) seit 13. Juni 2012 Pendler und Gäste direkt ins Stadtgebiet sowie in die Region. Nach Fertigstellung der letzten Bauarbeiten am Straßenumfeld wird der Nordbahnhof regelmäßig von 13 Linien angefahren.
An der Westfassade erstreckt sich der dreigeschossige Büroriegel mit einer Gesamtfläche von rund 1290 Quadratmetern. Dort hat die Verwaltung der städtischen Busunternehmen INVG und KVB bereits ihre neuen Büros bezogen. Direkt dahinter schließt das neue Parkhaus an. Da auch das Dach des Quaders als Parkfläche genutzt werden kann, ergeben sich fünf Parkebenen mit insgesamt rund 250 Stellplätzen. Das Parken im neuen Parkhaus ist, wie auch im Parkhaus am Hauptbahnhof, besonders günstig: Die Tagespauschale beträgt nur zwei Euro.
Das mutige Farbkonzept und das aufwändig gestaltete Leitsystem begrüßt den Parker bereits auf der ersten Ebene. Die Decken und die Fahrbahnen des Parkhauses sowie die Treppenhäuser sind in einem kräftigen Blutorange gehalten, die Wände in Dunkelgrau. Komplettiert wird das Gestaltungskonzept durch weiße Metallbuchstaben und grafische Elemente zur schnellen Orientierung im Gebäude. Die farbig-flächige und insgesamt sehr reduziert gehaltene Gestaltung setzt sich auch konsequent im Erdgeschoss des Komplexes fort.
Durch den Neubau wird jedoch nicht nur der Komfort für die Reisenden gesteigert, sondern auch die Lärmbelästigung für die Anwohner reduziert. Schließlich ist das neue Parkhaus mit integriertem Bürogebäude nicht nur im Erdgeschoss in einer Breite von rund 28 Metern vollständig geschlossen. Auch die Parkhausrampe schirmt die Gleisanlage zusätzlich ab. Eine deutliche Verbesserung der Lärmsituation im Vergleich zum alten Zustand steht daher außer Frage.

Neues Gesicht für
das Bahnhofumfeld


Doch nicht nur der Nordbahnhof selbst, sondern auch sein Vorplatz wurde neu strukturiert. Nach dem Vorbild der hervorragend gelungenen und sogar national prämierten Umgestaltung des Hauptbahnhofumfelds wurde, in Abstimmung mit dem Stadtplanungs- und dem Tiefbauamt sowie der Behindertenbeauftragten der Stadt Ingolstadt, für ein angenehmes Ambiente rund ums das neue Gebäude gesorgt. Der großzügige Bahnhofsvorplatz mit seinen kreisrunden Bänken und kleinen Grünflächen lädt zum Verweilen ein.
Wer dem Nordbahnhof nur kurz einen Besuch abstattet, für den stehen in einer Kurzparkzone sieben so genannte kiss-and-ride-Stellplätze zur Verfügung. Des Weiteren sind auch zwei Behindertenparkplätze und ausreichend Stellplätze für Taxis angelegt worden.
Natürlich wurde auch an alle Zweiradfahrer gedacht. In unmittelbarer Nähe des Bahnhofsgebäudes wurden rund 300 überdachte Fahrrad-, zwölf Motorradstellplätze und 24 Fahrradboxen errichtet. Die Fahrradboxen sind abschließbar und können gegen einen Monatspreis von 15 Euro bei der IFG gemietet werden. Alle Fahrrad- und Motorradstellplätze bieten ein hohes Maß an Sicherheit, denn sie sind bei Nacht gut ausgeleuchtet.
Besonders zu erwähnen ist der Beitrag der IFG zur Unterstützung der zukunftsweisenden E-Mobilität. Neben den bereits fertiggestellten vier neuen Ladestationen für Elektrofahrräder gehen demnächst auch noch Ladestationen für Elektroautos ans Netz.
Der neue Ingolstädter Nordbahnhof ist eine multifunktionale Nahverkehrsdrehscheibe mit hohem Komfort, außergewöhnlichem Design und zukunftsweisenden Innovationen. Von all diesen Vorzügen können Reisende, die am Nordbahnhof ankommen oder abfahren, ab sofort profitieren. (BSZ) (Blick in das Parkhaus - Foto: IFG)

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