Bauen

Die Talstation der Galzigbahn ist ein echter Hingucker. Die beiden Riesenräder sind durch das Glas deutlich zu sehen. (Foto: Ursula Wiegand)

17.03.2017

Alpine Moderne

Vier neue Gondelbahnen sowie elegante Glas-Stahl-Beton-Bauten am Arlberg

Am Arlberg, dem Gebirgsstock zwischen Tirol und Vorarlberg, kann man beim Gondelbahnbau offenbar hexen. Erst im Mai 2016 haben wetterbedingt die Arbeiten an der neuen Flexenbahn begonnen. Erst dann konnte das Material mit Lastwagen und Hubschraubern in die Berge gebracht werden. Und das war keineswegs das einzige Vorhaben. Noch drei weitere Bahnen wurden gleichzeitig (!) gebaut: ab Zürs die Trittkopfbahnen I und II sowie in Stuben/Rauz die Albonabahn II. Anfang Dezember waren alle vier pünktlich betriebsbereit.
Von St. Anton kommend, ist die Galzigbahn die erste Etappe auf dem Weg zur Flexenbahn. Schon sie setzte im Jahr 2006 neue technische Maßstäbe. Die Planer – Driendl Architects, Wien – verwendeten das sogenannte Funitel-System. Die Kabinen werden auf zwei parallel laufenden Seilen gekoppelt. Außerdem werden sie nach der Einfahrt in die Talstation auf zwei große Räder gesetzt und abgesenkt, sodass die Wintersportler und Fußgänger ebenerdig ein- und aussteigen können. Anschließend werden die Kabinen wieder angehoben und bei Fahrtbeginn erneut auf die Seile geklemmt. Vor gut zehn Jahren war das eine Weltneuheit. Ihre moderne Talstation – ein lichter Stahl-Glas-Betonbau – ist weiterhin ein Hingucker. Die beiden Riesenräder sind durchs Glas deutlich zu sehen.
Wie sehr sich der Seilbahnbau entwickelt hat, zeigt sich bei der 1981 von der Firma Doppelmayr gebauten Schindlergratbahn, die auf ihre Art zum Erlebnis wird. Zwischen wilden Felsen schweben die 3er-Sessel empor, die Füße, so scheint es, nur wenige Zentimeter über und neben dem kantigen Gestein. Die heutige Zeit verkörpert die neue Flexenbahn, eine 1,8 Kilometer lange 10er-Einseil-Umlaufbahn, mit ihren „Trabanten“. Sie transportiert 2400 Personen in der Stunde und überwindet in sechs Minuten 562 Höhenmeter. Geplant wurde ihre Bergstation sowie die beiden dort andockenden Trittkopfbahnen vom Innsbrucker Architekturbüro Jäger ZT GmbH. Die Talstation der Flexenbahn = Bergstation von Albona II konzipierte das Bregenzer Architekturbüro Riemelmoser. Klingt kompliziert, hat aber funktioniert.
Um diese vier Gondelbahnen zusammen mit den Berg- und Talstationen zum Saisonstart fertigzustellen, haben 250 Männer geschuftet, täglich von sechs bis 24 Uhr an sieben Tagen die Woche. Einer hatte beim Großprojekt Flexenbahn plus Trittkopfbahnen alles im Griff und hat stets die Ruhe bewahrt: Bauleiter Philipp Zangerl, Vorstand Ski Zürs AG. Die Abstimmung mit Walther Thöny aus Stuben, Bauherr der Albona II, hat ebenfalls geklappt, selbst bei widrigen Witterungsverhältnissen wie den Schneefällen im Oktober und November. „Wir haben halt weitergearbeitet“, sagte Zangerl bei der Eröffnung am 9. Dezember 2016 auf der 2227 Meter hoch gelegenen Flexenbahn-Bergstation, ebenfalls ein eleganter Glas-Stahl-Beton-Bau.

Skibrillen-Spiegel als origineller Hingucker


45 Millionen Euro hat das Gesamtprojekt gekostet. Dank dieses Bahnen-Quartetts sind nun alle Arlberg-Orte und ihre Hänge auf Skiern erreichbar, also St. Anton, St. Christoph, Zürs, Lech, Stuben/Rauz sowie Warth-Schröcken. Der nun geschlossene Arlberg-Kreis ist mit 305 Abfahrtskilometern das größte zusammenhängende Skigebiet Österreichs sowie das fünftgrößte weltweit. Summa summarum übernehmen 87 Lifte und Bahnen den Transfer. Im Gegenzug hat man die bisherigen 120 Skibusse abgeschafft. Ein umweltfreundlicher Nebeneffekt, quasi ein Reinheitsgebot für die gute Bergluft. Das überzeugte die Genehmigungsbehörden, die schnell ihr Okay gaben.
Am Gampen, oberhalb von St. Anton, wurde im Dezember 2015 die alte Gampenhütte durch das Ensemble „Gampen Restaurant & Bar“ ersetzt. Gelungene alpine Moderne aus Glas und warmem Holz, schon von außen einladend. „Der alte Bau wurde komplett abgerissen, in nur sieben Monaten war das neue Haus fertig“, erklärt lächelnd Geschäftsführerin Sigrid Murr. Auch das klingt wie Hexerei.
Im Restaurant Himmeleck und dem ansprechenden SB-Restaurant sorgt eine Mischung aus Altholz und neuen Hölzern mitsamt dem Parkett aus ölgetränkter Eiche für kitschfreie Gemütlichkeit. Dass Sigrid Murr beim Neubau Ideen beigesteuert hat, merkt „frau“ vor allem im geräumigen, originell gestylten Sanitärbereich. Große Spiegel in Skibrillen-Optik, das hat was. „The toilets are the best of all“, schwärmen Gäste aus den USA. Gute Architektur beweist sich auch in solchen Wohlfühl-Details.
Wie gut andererseits Tradition und komfortable Moderne harmonieren, zeigen einige Hotels. In St. Anton ist es der 1570 gegründete, historisch bemalte Schwarze Adler. In St. Christoph, wo Heinrich Findelkind aus Kempten im Allgäu 1386 mit dem Hospiz die erste Herberge am Arlberg eröffnete, überzeugt das noble Arlberg Hospiz Hotel. Mit der neuen Kunst- und Musikhalle namens „arlberg1800 Contemporary Art & Concert Hall“ baut das Ex-Hospiz weiter an seiner Zukunft. (Ursula Wiegand) (Großer Spiegel in Skibrillenoptik im originell gestylten Sanitärbereich; vor allem Holz, aber auch Beton und Glas dominieren im neuen Ensemble "Gampen Restaurant & Bar" -  Fotos: Ursula Wiegand)

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