Bauen

Das Baugerüst an der St.-Jakob-Kirche ist in den Jahren einmal um das Gotteshaus herumgewandert. (Foto: Willi Pfitzinger)

16.09.2011

Aufgepäppelte Gotik

Sanierung der St.-Jakob-Kirche in Rothenburg ob der Tauber

Der Slogan „Jakob steht auf“ war vor sieben Jahren ein Versprechen, jetzt kann die Jakobkirche in Rothenburg ob der Tauber wieder ohne Krücken stehen. „Höchstens ein bisschen Verbandszeug liegt noch herum“, meint der evangelische Dekan Hans-Gerhard Gross stolzerfüllt.
2001 bis 2003 war die Diagnose gemacht worden: Im Dachwerk, also den Eichenbalken zwischen Mauerkrone und Dachwerk, hatten Feuchtigkeit und Pilzbefall zu einer vertikalen Absenkung geführt. Wasser- und Frostschäden, dadurch Korrosion, hatten die Eisenklammern im Mauerwerk vom Volumen her vergrößert und dadurch die Werksteine gesprengt – praktisch an allen Bauteilen der Jakobskirche. Risse in den Strebebögen und Fialen hatten das Bauwerk insgesamt verformt, Mörtelfugen sich geöffnet, Risse durchzogen die Werksteine.

Eine fortdauernde Reparaturgeschichte


Es gibt seit Renaissance und Barock eine fortdauernde Reparaturgeschichte der in drei Abschnitten von 1311 bis 1479 gebauten Kirche: kein Wunder bei Sandstein und Muschelkalk als vorherrschendem Baustoff. Herabfallendes Mauerwerk wies Anfang des 3. Jahrtausends auf massive Schäden hin, Notsicherungen wurden eingebaut – bis das Planungsbüro für Umbau und Sanierungen, die Bergmann GmbH aus Pfaffenhofen/Ilm, mit der Leitung der Sanierung beauftragt wurde. Im Gefolge gab es Ausschreibungen und Vergaben für Steinmetze, Dachdecker, Autokräne, Schreiner, Spengler sowie Gerüstbauer. Neben vielen Firmen aus der Rothenburger Umgebung waren besonders wichtig die Erfurter Firma Nüthen für die Steinarbeiten oder das Labor Ettl und Schuh (München/Regensburg) für die naturwissenschaftliche und steintechnische Fachplanung.
Die Gesamtkosten haben sich nach Fertigstellung auf 5,367 Millionen Euro belaufen. Durch vielfältige Aktionen hat die Kirchengemeinde davon 765 462 Euro aufgebracht. Geldgeber waren zum Beispiel die Bayerische Landeskirche, die Stadt Rothenburg, der Bezirk Mittelfranken bis hin zur „Stiftung zur Bewahrung kirchlicher Baudenkmäler in Deutschland“.
2005 fiel der Startschuss für die Sanierung. In den folgenden Jahren wanderte das Baugerüst einmal um die ganze Kirche. Gross ist besonders stolz auf das bürgerschaftliche Engagement, das die Maßnahme ermöglicht hat: damals im mittelalterlichen Rothenburg in einer Bauzeit von 168 Jahren und besonders gefördert durch den legendären Bürgermeister Topler, jetzt wieder durch Aktionen vom „Kinder- und Patenlauf“ bis zum „Jakobs-Treff“, natürlich eines Fördervereins oder der Schirmherrschaft durch den Alt-Bundespräsidenten Roman Herzog.

Restarbeiten werden bis nächstes Jahr erledigt sein


Maßgeblich beteiligt an den Detailmaßnahmen war die Rothenburger Bauhütte, die seit 1906 besteht und auch jetzt die wichtigsten Steinmetzarbeiten abgewickelt hat. Besonders beeindruckend: die Kreuzblume am Südturm, die zur Hälfte erneuert werden musste und deren Installation für Gross eine besonders aufregende Station der Sanierung war. „Das war schon etwas Gewaltiges.“
Die Bauhütte wird in verkleinerter Besetzung auch erhalten bleiben. Ihre Aufgabe ist es, in Zukunft zu überprüfen, was erneuert werden muss, welche Flächen gesäubert werden müssen. Lockere Steinteile werden entfernt, aber wie schon jetzt wird man auch in Zukunft nicht jede kleine Spitze oder Krabbe rund um die Kirche erneuern. Wenn man um die sanierte Jakobskirche herum geht, fällt noch einiges an „Verbandszeug“ auf: Ein Bauzaun trennt neben dem Gemeindehaus einen Lagerplatz ab, dann die noch eingerüstete Durchfahrt unter dem Westchor, dass an der Nordseite noch ein Spannanker verlegt werden muss. Das sind, so Gross, Restarbeiten, die bis nächstes Jahr erledigt sein werden.
Nicht erledigt ist die Frage, was mit dem Inneren von St. Jakob passiert. Dort wurde der Eingangs- und Kassenbereich verändert, aber auf längere Sicht, so Gross, wird man an ein neues Beleuchtungskonzept mit zeitgemäßen Leuchtmitteln denken müssen, an eine Heizung oder eine Generalsanierung der großen Rieger-Orgel.
Das Landesamt für Denkmalpflege hat den Finanzbedarf nur für das Innere von St. Jakob auf etwa eine Million Euro geschätzt – für Bürgerschaft und Gemeinde eher eine Zukunftsprojektion als ein aktuelles Anliegen. (Uwe Mitsching)

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