Bauen

Teilweise gefüllter Rückhalteraum im neu gestalteten Regenrückhaltebecken Langwasser. (Foto: Rainer Kotschenreuther - Stadtentwässerung und Umweltanalytik Nürnberg)

22.07.2016

Aufwertung der Naherholungsfunktion

Neugestaltung des Lebensraums Langwassergraben in Nürnberg

Das Dutzendteichgebiet ist ein bedeutender Naherholungsraum Nürnbergs. Durch Verbesserungen beim Gewässerschutz lässt sich sein Erholungswert weiter erhöhen. Der Große Dutzendteich erhält sein Wasser hauptsächlich über den Langwassergraben. Über dieses kleine Gewässer gelangt auch das Regenwasser aus der Trennkanalisation des Stadtteils Langwasser in das Dutzendteichgebiet, pro Jahr immerhin rund 2,5 Millionen Kubikmeter. Starke Regenfälle führten immer wieder zu Überflutungen der angrenzenden Flächen – betroffen war hier auch ein unmittelbar benachbarter Campingplatz.
Das Regenwasser aus dem Trennsystem – und hier hauptsächlich der enthaltene Pflanzennährstoff Phosphor – führt zu einer deutlichen Belastung (Eutrophierung) der Gewässer im Dutzendteichgebiet. Das hat im Sommer ein ungebremstes Algenwachstum zur Folge, eine zufriedenstellende Gewässergüte kann sich nicht einstellen. Zudem ist die Erholungsfunktion ganz erheblich beeinträchtigt. Deshalb wurde gemeinsam mit den zuständigen Wasser- und Umweltbehörden nach Wegen gesucht, um Gewässerqualität und Hochwasserschutz zu verbessern. Dabei zeigte sich, dass sich mit zwei Maßnahmen diese Zielsetzungen erfüllen lassen: Nährstoffrückhaltung im bestehenden Regenrückhaltebecken Langwasser sowie Neugestaltung des Langwassergrabens zwischen Regenrückhaltebecken und Großem Dutzendteich. Südöstlich der Hans-Kalb-Straße liegt ein Regenrückhaltebecken in Erdbauweise. Vor der Neugestaltung hatte das Becken ein Speichervolumen von 72 000 Kubikmetern und war lediglich für den Rückhalt der Abflussspitzen aus den Regenwassereinleitungen ausgelegt. Um den Dutzendteich vor Belastungen aus dem Einzugsgebiet Langwasser zu schützen, war jedoch auch der Eintrag von Nährstoffen aus dem zufließenden Wasser deutlich zu verringern. Verschiedene Untersuchungen und Variantenvergleiche in der von 2013 bis Ende 2014 andauernden Planungsphase zeigten, dass das Regenrückhaltebecken der geeignete Standort den Nährstoffrückhalt mit gleichzeitiger Speicherung des Regenwassers ist. Dabei sollte ein neuartiges Verfahren zum Nährstoffrückhalt innerhalb des bestehenden Beckens mit gleichzeitiger Speicherung des zufließenden Wassers zum Einsatz kommen. Im Januar 2015 begannen die Bauarbeiten. Zuerst war der Speicherraum des Regenrückhaltebeckens von dichtem Baumbestand und Unterwuchs zu befreien. Die Baumfällungen geschahen auf Grundlage einer umfangreichen Bestandserhebung und einer detaillierten landschaftspflegerischen Begleitplanung, sodass Eingriffe in ökologisch wertvolle Strukturen auf ein Minimum begrenzt werden konnten. Durch eine Dammerhöhung ließ sich das vorhandene, etwas knapp bemessene Speichervolumen des Regenbeckens von 72 000 Kubikmetern auf 105 000 Kubikmeter erhöhen.
Mit einem strukturreichen Zulaufgraben sowie einem Schilfpolder entstanden innerhalb des Beckenraums neue feuchte und wechselfeuchte Strukturen. Durch die Zuführung des Wassers in ein Schilfpolder lassen sich nun die Nährstoffe – insbesondere Phosphorverbindungen – im Sediment und im Schilfbewuchs zurückhalten. Durch regelmäßiges Mähen der Schilfbestände und durch die Entnahme der Sedimente lassen sich zukünftig die eingelagerten Nährstoffe aus dem Beckenraum entfernen. Nicht zuletzt stellt die Umgestaltung aber auch eine deutliche Verbesserung im Hinblick auf die Biotopfunktion des Regenrückhaltebeckens dar. Im Frühjahr 2016 waren die Bauarbeiten zur Umgestaltung abgeschlossen. Über den Langwassergraben gelangt das Wasser aus dem Regenrückhaltebecken Langwasser in den Großen Dutzendteich. Auf dem größten Teil dieser rund 850 Meter langen Strecke war der Langwassergraben mit Ufermauern und engen Durchlässen wenig naturnah gestaltet. Zudem kam es, wie bereits erwähnt, immer wieder zu Überflutungen von angrenzenden, als Sport- und Campingplatz genutzten Flächen.
Dies war Anlass, über die Maßnahmen am Regenrückhaltebecken hinaus auch diesen Teilabschnitt des Langwassergrabens umzugestalten. Ziel war die Entwicklung hin zu einem naturnahen, strukturreichen Gewässer. Auch die Erlebbarkeit des bisher kaum wahrnehmbaren Bachlaufs verdiente eine Verbesserung.
Der Langwassergraben war bislang sehr stark mit nicht standortgerechten Gehölzen und Pflanzen zugewachsen. Die Entnahme von einzelnen Bäumen sowie des starken, nicht standortgerechten Unterwuchses fördert zukünftig die natürliche Sukzession. Der massive Uferverbau sowie eine nicht mehr genutzte Wehranlage wurden entfernt. Zwei schmale Durchlässe bildeten Engstellen, sie wurden durch breitere Bauwerke ersetzt.

Zwei neue Flutmulden


Für den Hochwasserschutz werden in Zukunft die großzügigere Gestaltung des Bachlaufs mit Überflutungsflächen sowie zwei neue Flutmulden sorgen. Zudem wurde ein vorhandener Rad- und Fußweg um rund 60 Zentimeter höher gelegt. Damit ist der Hochwasserschutz für den unmittelbar anliegenden Campingplatz erreicht.
Die Maßnahme „Aufwertung und Neugestaltung des Regenrückhaltebeckens Langwasser“ wurde mit dem Bayerischen Abwasser-Innovationspreis 2014 ausgezeichnet. Damit verbunden war eine zweckgebundene Zuwendung in Höhe von 250 000 Euro.
Der Abwasser-Innovationspreis wird vom bayerischen Umweltministerium für zukunftsweisende Bauprojekte aus der Abwasserableitung und Abwasserreinigung vergeben. Dazu gehören auch Projekte zur Weiterentwicklung der Niederschlagswasserbehandlung sowie neuartige Verfahren zur Entfernung von Nährstoffen aus dem Abwasser. Die Begründung für die Auszeichnung mit dem Abwasser-Innovationspreis fasste Martin Grambow, Leiter der Abteilung Wasserwirtschaft und Bodenschutz im Umweltministerium bei der offiziellen Übergabe des Zuwendungsbescheids am 23. April 2015 zusammen: „Im Projekt ging es nicht allein um die Beseitigung des Abwassers, sondern auch um die weitere Entwicklung des Naherholungsraums Dutzendteich. Gerade die fachübergreifende Herangehensweise hat die Jury des Abwasser-Innovationspreises überzeugt.“ Nürnbergs Oberbürgermeister Ulrich Maly unterstrich im Rahmen der Preisübergabe, dass „das Projekt … ein Beispiel für die aktive Daseinsvorsorge der öffentlichen Hand ist. Zielsetzung ist die Entwicklung von lebenswerten Naherholungsräumen für die Bürgerinnen und Bürger.“ Mit den im Langwassergraben ergriffenen Maßnahmen ist eine deutliche Verbesserung der Gewässergüte im Dutzendteichgebiet zu erwarten. Das ermöglicht eine Aufwertung der Naherholungsfunktion dieses „mitten in der Stadt“ gelegenen, weitläufigen Areals. Auch die Erlebbarkeit der Gewässer ist wieder hergestellt. Inwieweit sich im Dutzendteichgebiet auch echte Badegewässer-Qualität einstellen wird, wird die Zukunft zeigen. (Harald Bauer/Peter Ulbrich) (Im Zuge der Baumaßnahme wurde der größte Teil der Befestigungen entfernt, sodass sich dort eine natürliche Entwicklung des Gewässers einstellen kann; im Speicherraum des Regenrückhaltebeckens Langwasser werden die Schilfpflanzen gesetzt. Die Schilffläche dient dem Rückhalt von Nährstoffen aus dem zulaufenden Wasser - Fotos: Rainer Kotschenreuther - Stadtentwässerung und Umweltanalytik Nürnberg)



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