Bauen

Die Sanierung am Eigenheim sollte man nicht dem Zufall überlassen. (Foto: Bilderbox)

18.08.2015

Baubegleitung nicht Kür, sondern Pflicht

Sanierungs-Qualität am Eigenheim nicht dem Zufall überlassen

Gehobene Standards, neue Produkte, Techniken und Vorgaben in Sachen Klimaschutz machen Gebäudesanierungen komplexer, und die Anforderungen an die Qualität der Durchführung steigen. „Der handwerkliche Standard bei einer Sanierung muss hoch sein, da nur so Energie gespart und am Ende auch das Klima etwas mehr geschützt werden kann“, erklärt Andreas Skrypietz, Projektleiter der Klimaschutz- und Informationskampagne „Haus sanieren – profitieren“ der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU). Wie bei jeder größeren Investition seien auch bei einer Sanierung gute Information und sorgfältige Planung wesentlich. Vor allem bei aufwendigen Sanierungen, an denen mehrere Gewerke koordiniert werden müssen, sei eine Baubegleitung durch einen Fachmann erforderlich. Skrypietz empfiehlt zunächst in einem ersten Schritt den kostenlosen Energie-Check der DBU-Kampagne. Der Check gibt einen ersten Eindruck über den energetischen Zustand des Hauses.
Stellt sich nach dem DBU-Check Sanierungsbedarf heraus, empfiehlt sich eine weiterführende Energieberatung. Dabei geht es dann in die Tiefe: Ein qualifizierter Energieberater stellt fest, wo sich das Geld im wahrsten Sinne des Wortes in Luft auflöst, weil Wärme und damit kostbare Ressourcen verpuffen. In einem Bericht werden konkrete Sanierungsschritte vorgeschlagen und die Wirtschaftlichkeit der angegebenen Maßnahmen ermittelt. Nach dem Vor-Ort-Termin schnürt der Energieberater ein Maßnahmenpaket: Komplettsanierung oder einzelne Energiesparmaßnahmen? „Welche Sanierungsschritte die Eigentümer umsetzen möchten und in welcher Geschwindigkeit, entscheiden sie selbst“, sagt Skrypietz.

Angebote von mehreren Firmen einholen

Bei Einzelmaßnahmen, etwa dem Tausch alter gegen zeitgemäße Fenster oder der Wärmedämmung des Dachs, werde häufig der Handwerker zu Rate gezogen, den die Hauseigentümer ohnehin kennen und mit dessen Arbeit sie zufrieden sind, so Skrypietz weiter. „Denn wenn bei seinen Arbeiten Mängel auftreten, wird das häufig im direkten Gespräch geklärt. Der Bauherr sorgt quasi im eigenen Interesse für eine gewisse Qualitätssicherung.“ Um den Vergleich zu haben, rät er, sich drei Angebote anderer Handwerksbetriebe einzuholen. Die finanzielle Förderung von einzelnen Sanierungsmaßnahmen an der Fassade, den Fenstern oder der Heizungstechnik unterstützt die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Die Bank vergibt bis zu 50.000 Euro als Darlehen pro Wohneinheit oder einen Investitionszuschuss von zehn Prozent der Investitionen, maximal 5000 Euro.
Bei größeren und kompletten Sanierungen von Gebäuden sind stets mehrere Gewerke beteiligt. Da liege es nahe, so der Projektleiter, einen Architekten, Bauingenieur oder Energieberater mit der Begleitung und Koordination der Arbeit zu beauftragen. Skrypietz kennt die Aufgaben: „Ein erfahrener Bauleiter hilft besonders bei der Koordination der Sanierungsmaßnahmen. Er kann sagen, welche Anforderungen bei der energetischen Sanierung bestehen.“ Der Bauleiter könne dafür sorgen, dass die geplanten Effizienzmaßnahmen auch fachgerecht von den Handwerkern umgesetzt werden - und das, bevor etwa die Dämmplatten am Haus angebracht und auf Nimmerwiedersehen verputzt worden sind. Auch beim Einholen und Bewerten von Angeboten oder Erteilen von Aufträgen können selbst versierteste Heimwerker nicht alles völlig durchschauen und sollten auf den Expertenrat setzen.

Gut angelegtes Geld

„So eine Begleitung ist nicht kostenfrei zu haben. Aber sie ist gut angelegtes Geld“, weiß Skrypietz. Wie wichtig eine fachmännische Begleitung ist, zeigt etwa auch die Entscheidung der KfW, die diese Betreuung für manche ihrer Programme zur Pflicht macht: In Verbindung mit den KfW-Förderprogrammen „Energieeffizient Sanieren – Kredit" oder "Energieeffizient Sanieren – Investitionszuschuss" für Komplettsanierungen erhalten Interessierte die Hälfte der Kosten, höchstens 4000 Euro, für eine so genannte qualitätssichernde Baubegleitung. Auch die Landesförderinstitute in Berlin, Thüringen, Baden-Württemberg, Bayern und Niedersachsen unterstützen die Baubegleitung finanziell. Nur die Fachleute, die auf der Energieeffizienz-Expertenliste der Deutschen Energie-Agentur gelistet sind, können die Förderanträge auch stellen.

Verbände beobachten und begleiten Qualität am Bau

Ein fachmännischer Blick während der einzelnen Sanierungsphasen dient dazu, die Qualität zu steigern und zusätzliche Kosten durch das Beseitigen von Mängeln zu verhindern. Bauschäden, wie sie etwa vom Institut für Bauforschung und des Bauherren-Schutzbundes ermittelt wurden, könnten vermieden werden: In der Studie „Schäden beim energieeffizienten Bauen und Modernisieren“ sind die Mängel von 275 Baustellen von Neubauten und Altbausanierungen unter die Lupe genommen worden. Fast zwei Drittel der untersuchten Schadensfälle gehen danach auf eine nicht fachgerechte Ausführung der Baumaßnahmen zurück. Ein weiterer großer Anteil der untersuchten Schäden belege etwa auch das Verwenden ungeeigneten Materials. Der seit zehn Jahren bestehende Verein zur Qualitätskontrolle im Wohnbau prüft die Qualität an Baustellen. Er begleitet Bauträger, die auch Wohnimmobilien bauen oder erhalten, über einen langen Zeitraum hinweg und beobachtet dabei Verbesserungen bei den Ausführenden: „Wir sehen, dass unsere Kunden bei den Bauarbeiten genauer hinschauen und die Handwerker die Arbeiten besser ausführen“, sagt Jan-Helge Schröder, stellvertretender Vorsitzender des Vereins.
Den roten Faden im Informationsdschungel zu finden, ist oft schwierig, aber die DBU-Kampagne „Haus sanieren – profitieren“ bietet einen guten Anfang. Mit dem kostenfreien Energie-Check, den geschulte Kampagnenpartner aus dem Handwerk, Energieberater oder Architekten direkt am Haus und gemeinsam mit den Eigentümern durchführen, wird ein erster Schritt getan. Hemmungen, sich mit seinem Haus und den einzelnen Bauteilen auseinanderzusetzen, werden abgebaut. Und es wird schnell deutlich, wo und ob Sanierungsbedarf nötig ist. (BSZ)

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