Bauen

Die bayerische Wohnungswirtschaft fordert eine flexiblere Wohnraumförderung. (Foto: Bilderbox)

18.05.2018

Bauen soll zur Chefsache werden

Die bayerische Wohnungswirtschaft investiert verstärkt in den Neubau

Zum vierten Mal in Folge vermeldet der Verband bayerischer Wohnungsunternehmen (VdW Bayern) steigende Neubauzahlen. Im Jahr 2017 investierten die 464 Verbandsmitglieder 1,82 Milliarden Euro – 1,12 Milliarden Euro wurden in den Neubau und 700 Millionen Euro in den Bestand investiert – und stellten damit 3918 Wohnungen fertig, davon sind 3530 Miet- und Genossenschaftswohnungen. VdW-Verbandsdirektor Hans Maier geht davon aus, dass sich diese positive Entwicklung auch 2018 fortsetzen wird: „Die bayerische Wohnungswirtschaft hat das größte Neubauprogramm seit Jahrzehnten aufgelegt. Für das laufende Jahr rechnen wir mit Investitionen von rund 2,2 Milliarden Euro.“ Bezahlbarer Wohnraum sei aktuell eines der wichtigsten Themen im Freistaat. Deshalb fordert der Verband Planungssicherheit und ein gutes Investitionsklima.

Durchschnittsmiete
liegt bei 5,96 Euro

Die Investitionen der bayerischen Wohnungsunternehmen sind 2017 insgesamt um 7,6 Prozent gestiegen. Der größte Zuwachs wurde beim Neubau mit einem Plus von 15 Prozent verzeichnet. Von den 3918 fertiggestellten Wohnungen (+ 34 Prozent) waren 2860 öffentlich geförderte. Die Durchschnittsmiete bei den 525 000 Wohnungen der Verbandsmitglieder beträgt 5,96 Euro pro Quadratmeter. Darunter befinden sich 103 743 öffentlich geförderte Wohnungen (+ 0,6 Prozent). Erstmals seit vielen Jahren, so Maier, verzeichnen die Verbandsunternehmen mehr Zu- (3110 Wohnungen) als Abgänge (2502 Wohnungen) bei den Sozialwohnungen.

„Bezahlbares Wohnen ist in Bayern zu einem der wichtigsten gesellschaftspolitischen Themen geworden“, so der Verbandschef. In vielen Regionen könnten sich die Menschen mit ihrem Einkommen keine Wohnung mehr leisten. „Die Wohnungswirtschaft wird ihrer Verantwortung gerecht – heute und in Zukunft“, betonte Maier vor der Presse in München. Dafür bräuchte die Branche passende Rahmenbedingungen und langfristige Planungssicherheit bei den Fördermitteln zur Errichtung preisgünstiger Wohnungen. „Gerade beim geförderten Mietwohnungsbau brauchen wir eine langfristige Ausstattung mit Fördermitteln, ohne von den Zuschüssen des Bundes abhängig zu sein“, so Maier mit Blick auf die Landespolitik. Nötig ist in den Augen des Verbandsdirektors eine flexiblere Wohnraumförderung. Die Anpassung der Einkommensgrenzen sei ein überfälliger Schritt gewesen. Sollten die Grundstückskosten weiter steigen, brauche man auch eine Bodenpreissubventionierung, so die Forderung des VdW Bayern.

In diesem Zusammenhang bedauerte der Verbandsdirektor, dass auch in Bayern die Wohnungsbauziele nicht erreicht werden und das, obwohl Wohnen ein Grundbedürfnis sowie ein politisches Megathema ist. Allerdings hält er den von Ministerpräsident Markus Söder angekündigten Neubau von 500 000 Wohnungen bis 2025 für machbar. Außerdem wies Maier darauf hin, dass die Mieten im Freistaat seit 2007 um mehr als ein Drittel gestiegen sind. Für Bestandswohnungen um 39 Prozent und für Neubauwohnungen um 35 Prozent.

Die größte Herausforderung für die bauwilligen Wohnungsunternehmen liegt für Maier derzeit im Zugang zu Bauland. „Im Preiswettbewerb um Grundstücke hat die sozial orientierte Wohnungswirtschaft keine Chance.“ Deshalb müssten die Maßnahmen zur Aktivierung von Bauland für den bezahlbaren Wohnungsbau intensiviert und die notwendigen Vor-aussetzungen im Bauplanungsrecht geschaffen werden. Maier schlägt unter anderem vor, kommunale Grundstücke für den preisgünstigen Wohnungsbau bereitzustellen sowie Grundstücke des Bundes und des Freistaats dem preisgünstigen Wohnungsbau zugänglich zu machen.

Sicherheit und Kontinuität ist laut dem Verbandsdirektor nicht nur für die eigenen Mitglieder unabdingbar. Auch die Baubranche brauche die klare Botschaft, dass langfristig auf sie gesetzt wird. Ansonsten würden die Firmen die dringend benötigten Kapazitäten nicht ausweiten. „Die Wohnungsunternehmen spüren die vollständige Auslastung der Bauwirtschaft bereits sehr deutlich“, erklärt Maier. Bei einzelnen Gewerken sei es schon heute schwierig, Handwerker zu finden. Dieser Engpass dürfe sich nicht noch weiter zur Baubremse entwickeln.

Von der Politik erwartet der VdW Bayern mehr Unterstützung für die Bauherren, besonders wenn es um die Akzeptanz der Bevölkerung für den Wohnungsbau in der eigenen Nachbarschaft geht. „Das Wohnen muss zur Chefsache in den Städten und Gemeinden werden“, wünscht sich Maier. „Wir brauchen wieder ein Miteinander von Wohnungswirtschaft und Baubehörden, um die Genehmigungsverfahren zu beschleunigen.“ Dann würde der Wohnungsbau nicht mehr durchschnittlich vier Jahre dauern.

Wohnungsbau auch
im ländlichen Raum

Die Aufmerksamkeit beim Wohnungsbau dürfe sich nicht nur auf Ballungszentren mit ihrem Wachstumsdruck richten, warnt Maier. Auch in den ländlichen Räumen sei Wohnungsneubau notwendig, sonst setze sich die Abwanderung weiter fort. Dies würde auch den Siedlungsdruck in den Universitätsstädten entlasten. Neben einer guten Infrastruktur sei für die Attraktivitätssteigerung ein Fördersystem, das sich an den erzielbaren Mieten orientiert, ein wichtiger Faktor.
Mit Blick auf die Landtagswahl im Herbst diesen Jahres fordert die VdW Bayern daher: Die Wohnraumförderung langfristig planbar zu machen und damit ausreichend Finanzmittel zur Verfügung zu stellen; die Förderrichtlinien flexibler zu gestalten; Bauland für den bezahlbaren Wohnungsbau bereitzustellen; das Bauen zur Chefsache zu erklären – Stichwort: Vorfahrt für den Wohnungsbau – sowie die Entwicklungsregionen und den ländlichen Raum zu stärken. (Friedrich H. Hettler)

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