Bauen

Das kastenförmige „Museum der Moderne“ auf dem Mönchsberg ist gewöhnungsbedürftig. Foto: Donau_uni

26.08.2011

Baufreudige Mozartstadt

Die Stadt Salzburg hat Mut zur Moderne

Eine Stadt mit solch einer großen Vergangenheit wie Salzburg, die seit 1996 zum Weltkulturerbe zählt, kann sich bauliche Kontraste leisten. Sie tut es und wagt den Weg aus der Tradition in die Moderne. Baufreudig war man dort schon immer. Das zeigt die Festung Hohensalzburg aus dem 11. Jahrhundert, Europas größte erhaltene Burganlage aus jener Zeit und Salzburgs Wahrzeichen. Aber wer ahnt schon, welch lange Geschichte sich unter der barocken Turmspitze von St. Peter verbirgt? Immerhin gilt die zur Stiftskirche gehörige Benediktinerabtei als das älteste Kloster im deutschsprachigen Raum. Auch der berühmte Friedhof von St. Peter wird seit mehr als 1300 Jahren genutzt und in der Stiftsbäckerei backen seit sieben Jahrhunderten fleißige Hände gutes Brot.
Schon Fürsterzbischof Wolf Dietrich von Raitenau setzte vor 400 Jahren auf Modernisierung. Er ließ das enge mittelalterliche Salzburg nach italienischem Vorbild umbauen und seine Residenz ebenso. Auch einen neuen Dom plante er und agierte nicht zimperlich. Den durch einen Brand beschädigten Vorgängerbau ließ er kurzerhand abreißen und einige Bürgerhäuser gleich mit, um Platz für den weiträumigen Residenzplatz zu schaffen. Salzburgs ältestes Haus von 1258 blieb jedoch stehen.
Realisieren konnte Wolf Dietrich den Dombau nicht, da ihn die Bayern wegen einer Salzfehde auf der Festung Hohensalzburg internierten. Erst unter seinem Nachfolger Markus Sittikus errichtete Santino Solari das mächtige Gotteshaus. Nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg wurde es originalgetreu wieder aufgebaut.
Die auf Wolf Dietrich folgenden Fürsterzbischöfe waren weniger radikal, und so hat die Altstadt ihr damaliges Aussehen weitgehend bewahrt. Eines der Barockhäuser ist das Hauptziel der Besucher: Mozarts Geburtshaus in der Getreidegasse 9. Doch selbst dort schreitet die Zeit voran.
Nach einer Verschnaufpause im Tomaselli, dem ältesten Kaffeehaus Österreichs (1705), nun ein Parcours durch die Moderne. 2002 hat die „Salzburg Foundation“ ein zehnjähriges Programm gestartet und platziert seither zeitgenössische Kunstobjekte in der Altstadt. Den Anfang machte Anselm Kiefers „A.E.I.O.U“. Der schmucklose Kubus, der einige seiner Werke enthält, steht direkt vor der barocken Kollegienkirche. Anthony Craggs Bronze „Caldera“ muss sich vor der feinen Fassade des Hotels Bristol behaupten. Weit stärkeres Interesse findet jedoch Stephan Balkenhofs güldene Kugel „Sphaera“ neben dem Dom. Junge Leute umringen sie, doch der Mann obendrauf ist kein waghalsiger Kletterer.
Von den Bauten überzeugt die neu gestaltete „Universität Mozarteum“ mitsamt ihrem Kammermusiksaal am historischen Mirabellgarten, ein Projekt der Bundesimmobilienges.m.b.H. Wien. Integrativ lehnt sie sich an den ehemaligen Palast Paris-Lodron von 1631 an und öffnet sich gleichzeitig zur Stadt. In der gläsernen Eingangshalle schwingt sich eine Freitreppe empor. Große Scheiben erlauben den Blick in die Räume. Studieren und musizieren in Licht, Luft und Sonne – eine willkommene Lösung.


Das Riesengebilde Hangar-7


Gewöhnungsbedürftiger ist das kastenförmige „Museum der Moderne“ auf dem Mönchsberg, doch das dazugehörige, vom italienischen Stardesigner Matteo Thun gestylte Haubenrestaurant M32 erweist sich bereits als Renner. Gourmetküche und ein traumhafter Blick über die Altstadt bekehren die Skeptiker.
Noch eins drauf setzt der „Hangar-7“ neben dem Flughafen Salzburg, ein Riesengebilde aus Glas und Stahl mit zwei durchsichtigen Türmen und einem Körper im Flügelprofil. Geschaffen hat ihn der Salzburger Architekt Volkmar Burgstaller im Auftrag von Red-Bull-Chef Dietrich Mateschitz, der für seine Flugzeugsammlung eine größere Halle brauchte. Ihre Maße: Länge rund 100 Meter, Breite 67 Meter, Höhe 14,5 Meter. Verbaut hat man 1200 Tonnen Stahl und 7000 Quadratmeter Glas, aus dem 1754 unterschiedliche, teils gebogene Glastafeln gefertigt wurden. Die Grundfläche beträgt 3700 Quadratmeter. Bauzeit vier Jahre. Auch wer den Energy-Drink nicht mag, muss dieser luftigen Halle mit ihrer eleganten Deckenkonstruktion Respekt zollen. Der beste Blick auf diese technische Wunderwelt und die Hallendetails bietet sich von der Terrasse der Mayday Bar im 2. Stock.
Neues wagt man auch in der Salzburger Sportwelt. Dort will Wagrain mit einer Seilbahn das Dorf überbrücken und so das Skigebiet Grafenberg mit den Hängen von Flying Mozart verknüpfen. Die Planungen sind abgeschlossen, die Finanzierung ist gesichert. Wenn die Genehmigung erteilt wird, kann der Bau schon im Sommer beginnen. (Ursula Wiegand)

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