Bauen

2012 wurde die Tkyo Gate Bridge für den Verkehr freigegeben. (Foto: Wiegand)

21.06.2013

Brücken, Hochhäuser, Kirchen

In Tokio wird modern und traditionell gebaut - aber immer ambitioniert

Was für eine Stadt. Im Zentrum schießen die Wolkenkratzer wie Pilze aus dem Boden. Einförmig wirkt das nicht, haben Japaner doch ein Gefühl für Farben und ästhetische Formen. Pagoden, Tempel und traditionelle Gärten neben Hochhäusern – das ist in Tokio normal und für Besucher spannend. Klar, der Kaiser wohnt inmitten eines parkähnlichen Gartens in einem traditionellen Palast mit geschwungenen Dächern. Ebenfalls typisch japanisch ist das zwölf Meter hohe Eingangstor zum Meiji-Garten und Meiji-Schrein.
Solche Beispiele beeinflussen auch die heutigen japanischen Architekten. Nicht wenige bauen weltweit und finden internationale Anerkennung. Fünf wurden mit dem renommierten Pritzker-Preis ausgezeichnet, quasi dem Nobelpreis für Architektur. Unter ihnen Kenzo Tange, Pionier für Neues Bauen, das er Strukturalismus nannte. Tokios Marienkathedrale von 1964 beweist seine Meisterschaft. Im Zentrum ist die Omotesando zur „Architektenstraße“ geworden. Dort wetteifern internationale Stars mit denen aus aus Japan.
Das Büro Sanaa, verantwortlich für den Louvre-Lens in Nordfrankreich, hat für Dior geplant, Jun Aoki für Louis Vuitton sowie Herzog & de Meuron für Prada. Im Stadtteil Ginza belustigt der „Loch-Bau“ von Toyo Ito, Pritzker-Preisträger 2013, der die Tokioter an Schweizer Käse erinnert. Fumihiko Maki, Planer des Büroparks Isar, ist nah der Omotesando mit seinem Spiralhaus vertreten. Am Ende dieser „Avenue“ versteckt sich unter Bambus das Nezu-Museum von Kengo Kuma, ein Holzbau von raffinierter Schlichtheit.
Der neue Hit weiter vorne ist das Shopping-Center Tokyu Plaza von Hiroshi Nakamura mit bepflanzter Dachterrasse. Weniger her macht die lange Häuserzeile im schlichten Bauhausstil von Tadao Ando (2006). Beim Abriss der alten Bauten gab es sogar Proteste. Mit seinem Design Museum in Roppongi hat er wieder japanische Traditionen zitiert. Das zweiteilige Dach des Flachbaus (mit Untergeschossen) erinnert an ein aufgeschlagenes Furoshiki, ein Tuch, in dem früher Dinge getragen wurden. In der Nähe präsentiert der schimmernde, 238 Meter hohe Mori Tower selbstbewusste Moderne.
Toppen kann diese Eindrücke nur der 634 Meter hohe Tokyo-Skytree, designed vom Unternehmen Nikken Sekkei. Als weltweit höchster Fernsehturm steht der filigrane, unterschiedlich beleuchtete Riese bereits im Guinness Buch der Rekorde. Schon fünf Millionen Höhentaugliche haben ihn seit der Eröffnung im Mai 2012 gestürmt. Seine zweiteilige Stahlkonstruktion aus Turmkern und Ummantelung, inspiriert vom traditionellen Pagodenbau, mache ihn erdbebensicher, wird versichert. In nur 50 Sekunden saust der Lift zum 350 Meter hoch gelegenen Tembo Deck, ein weiterer führt zur Tembo Galleria auf 450 Metern Höhe. Bei klarem Wetter reicht der Blick über Tokio bis zum Berg Fuji.

Die Tokyo Gate Bridge
ist 2618 Meter lang


Zuvor, im Februar 2012, wurde nach zehnjähriger Bauzeit die 2618 Meter lange, mit vier Fahrspuren ausgestattete Tokyo Gate Bridge fertig. Wegen ihrer beiden „Buckel“ wird sie Dino-Brücke genannt. Mit ihrer Höhe von 54,6 Metern ermöglichst sie auch hohen Schiffen die Passage. Ein weiterer Stolz der Stadt ist der frisch rekonstruierte Hauptbahnhof. Nach Bombenschäden im Zweiten Weltkrieg und sparsamer Instandsetzung zeigt sich seine Marunouchi-Seite mit der 335 Meter langen Ziegelfront wieder wie zur Einweihung 1914.
Die wahre Versöhnung zwischen Tradition und Moderne bieten schließlich die Hamarikyu-Gärten. Wie eine Garde bewachen die umliegenden Hochhäuser – darunter ein weiß leuchtendes von Jean Nouvel – die Teiche, das Teehaus, frisierte Büsche und blühende Kirschbäume. Brautpaare lassen hier die Hochzeitsfotos machen. Ein Idyll und doch typisch für das quicklebendige Tokio.
(Ursula Wiegand) (Das Design Museum in Roppongi und die Marienkathedrale - Fotos: Wiegand)

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