Bauen

Ein gelungenes Beispiel für Tourismusarchitektur: das Weingut am Stein. (Foto: Weingut Stein)

15.07.2011

Das Ambiente entscheidet über die Hotelwahl

Wirtschaftsminister Martin Zeil (FDP) über den Architekturpreis für Tourismus

Am 31. Juli 2011 läuft die Bewerbungsfrist für den Bayerischen TourismusArchitekturPreis „artouro“ ab. Im Gespräch mit der Bayerischen Staatszeitung erklärt Bayerns Wirtschaftsminister Martin Zeil (FDP) wie es zu dem bisher in Deutschland einmaligen Preis kam, welche Ziele damit verfolgt werden und was er sich von ihm erwartet.
BSZ: Herr Zeil, wer beziehungsweise wie ist man auf die Idee gekommen, einen Preis für Tourismusarchitektur auszuloben?
Zeil: Der neue TourismusArchitekturPreis „artouro“ ist Teil einer gemeinsamen Initiative des Bayerischen Wirtschaftsministeriums und der Bayerischen Architektenkammer, die auf mein Betreiben hin zustande gekommen ist. Ausgangspunkt der Zusammenarbeit ist die Erkenntnis, dass das Thema „Tourismusarchitektur“ zunehmend an Relevanz gewinnt – sowohl bei den Gästen, die ein ästhetisch angenehmes Ambiente im Urlaub zu schätzen wissen, als auch bei Touristikern, Architekten, Städteplanern, Natur- und Denkmalschützern. Um die wirtschaftlichen Potenziale und Synergien auszuschöpfen, brauchen wir einen Dialog zwischen allen Beteiligten. Mit unserer Initiative, die neben dem Preis übrigens auch regelmäßige Fachveranstaltungen umfasst, wollen wir die Vernetzung unterstützen. BSZ: Welches Ziel verfolgt der neue Preis?
Zeil: Wir verfolgen mit dem Preis im Wesentlichen drei Ziele:
– Erstens wollen wir ein Zeichen setzen für die Bedeutung qualitätvoller Architektur im Tourismus und bei Architekten wie Touristikern ein Bewusstsein für dieses Wachstumssegment schaffen.
– Zweitens wollen wir gelungene Bauten – und das dahinter stehende architektonische und touristische Engagement – in Bayern werbewirksam würdigen. Ich darf hierfür auf die Preisverleihung am 16. November in der AllianzArena verweisen.
– Und drittens wollen wir durch den Preis weitere Anreize für Tourismus und Architektur geben, noch stärker zu kooperieren. BSZ: An wen richtet sich „artouro“?
Zeil: Der Preis richtet sich bewusst an alle Angebotssegmente des Bayerntourismus. Wir setzen auf die Hotel- und Gastronomiebetriebe, die Stützen des Tourismus in Bayern. Es können sich aber auch touristische Ausflugsziele wie Museen oder kommunale Touristinfos bewerben. Wichtig ist, dass sich Bauherren und Architekten gemeinsam bewerben. Teilnahmeberechtigt am diesjährigen Wettbewerb, der noch bis zum 31. Juli läuft, sind alle Neu- und Umbauten, die zwischen 2006 und 2010 fertiggestellt worden sind. BSZ: Wie weit ist die als Ziel gesetzte Vernetzung von Architekten und Touristikern bis jetzt fortgeschritten?
Zeil: Die gute Resonanz auf die verschiedenen Fachveranstaltungen der Architektenkammer und auch auf den „artouro 2011“ zeigen, dass die Initiative angekommen ist. Die Architekten merken, dass der Tourismus in Bayern eine Leitökonomie und Wachstumsbranche ist, in der es etwas zu gestalten und zu verdienen gibt. Und die Touristiker merken, dass Architekten auch wirtschaftlich denken und handeln. Der artouro bietet beiden eine starke Plattform. Deswegen hoffe ich, dass bis Ende Juli noch weitere Kandidaten aus ganz Bayern die Chance ergreifen und ihren Hut in den Ring werfen (http://artouro.byak.de). Schon jetzt zeichnet sich ein spannender Wettbewerb ab. BSZ: Welche längerfristigen Ziele werden mit dem neuen Preis verfolgt?
Zeil: Mir ist vor allem eines wichtig: Es soll sich in den Köpfen festsetzen: Investitionen in qualitätvolle Tourismusarchitektur sind kein Wagnis – sie rentieren sich. Einer Studie in Österreich zufolge haben neun von zehn Befragten erklärt, dass sich ihre Investitionen in Tourismusarchitektur gelohnt hätten. Bei mehr als der Hälfte lagen die wirtschaftlichen Kenndaten nach der Investition deutlich über dem Durchschnitt der jeweiligen Branche.
Wenn wir es schaffen, mit dem Preis das Bewusstsein für die Bedeutung vortrefflicher und kunstvoller Tourismusarchitektur zu steigern und gleichzeitig Touristiker wie Architekten in einen konstruktiven Dialog zu bringen, dann bin ich sicher, wird sich Bayern langfristig auch in der Tourismusarchitektur ganz weit vorne platzieren. BSZ: Herr Staatsminister, welche drei wichtigen Aspekte sollten erfüllt sein, damit Architektur zu einem Anziehungspunkt wird?
Zeil: Hier spielen sicher mehr als drei Aspekte eine Rolle. Ganz oben steht aber die architektonische Qualität in dem Sinne, dass sie die Touristen anspricht – sei es, dass sie ein angenehmes Ambiente schafft, dass sie neugierig macht oder sogar einen Aha-Effekt auslöst. Dies kann im Übrigen sowohl ein modernes wie auch historisches Gebäude bewirken. Weitere Aspekte sind die Funktionalität des Objekts für den Gast und sein Innovationsgehalt. Last but not least ist die Wirtschaftlichkeit eines Gebäudes wichtig. BSZ: Welches sind Ihrer Meinung nach die größten Herausforderungen an die Tourismusarchitektur in den kommenden Jahren, damit sie auch ein Magnet bleibt?
Zeil: Angesichts der Vielfalt der Leitökonomie Tourismus in Bayern gibt es hier verschiedene Ansatzpunkte: Zum Beispiel pfiffiges, spektakuläres Design, das auch überregional Akzente setzen kann, genauso wie die behutsame Verbindung von regionaler Baukultur mit modernen Anstrichen, die die bayerische Baukultur für die Zukunft erhält und attraktiv macht. BSZ: Was ist dabei besonders wichtig?
Zeil: Wichtig dabei ist die Orientierung an langfristigen Gästetrends und nicht an kurzfristigen Modewellen, die über kurz oder lang die optischen Altlasten von morgen hervorbringen. Voraussetzung hierfür sind aus meiner Sicht vor allem regionale Authentizität, Qualität und Innovationen. Und auch eine nachhaltige, energieeffiziente und barrierefreie Bauweise wird neben aller Ästhetik ein wichtiges Thema sein. BSZ: Bringt Qualitätsarchitektur im Tourismus Ihrer Meinung nach tatsächlich neue Gäste in die Hotels und Regionen?
Zeil:  Wir wissen aus Studien auch aus Bayern, dass es sich lohnt, in ansprechende Tourismusarchitektur zu investieren – egal ob im Außen- oder Innenbereich, egal ob kommunal oder gewerblich. So sind für rund 50 Prozent der Touristen die Inneneinrichtung und das Ambiente eines Hotels entscheidend für die Hotelwahl. Auch Baustil und Architektur eines Hauses spielen eine wichtige Rolle.
Ansprechende Architektur kann sich also bezahlt machen. Aber natürlich sollte man nicht verkennen, dass Architektur zwar die erste Visitenkarte eines Hotels oder eines Restaurants ist, aber nicht die einzige. Entscheidend für den touristischen Erfolg sind nach wie vor Service und Leistung am Gast. BSZ:  Herr Staatsminister, wie schätzen Sie die Situation in Bayern konkret ein?  
Zeil:  Es gibt in Bayern bereits eine Vielzahl von Beispielen an gelungener Tourismusarchitektur. Denken Sie an die Weinarchitektur in Franken, die auf beispielhafte Art und Weise Tradition und Moderne im Baustil verbindet, oder die Museen wie zum Beispiel die Pinakothek der Moderne in München. Oder nehmen Sie die Marke „Sightsleeping“, mit der die BAYERN TOURISMUS Marketing GmbH eine Vorreiterrolle bei der Vermarktung ästhetisch anspruchsvoller Hotels in Deutschland einnimmt.  Dennoch gibt es unbestritten – gerade mit Blick auf unsere Nachbarländer – noch viel Potenzial. Deswegen freut es mich ganz besonders, dass wir mit dem „artouro“ als erstes Bundesland einen Preis für Tourismusarchitektur vergeben.
(Interview: Friedrich H. Hettler)

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