Bauen

83 Millionen Euro wurden in das Tauern Spa in Kaprun investiert. (Foto: Tauern Spa)

21.10.2011

Das Dach als fünfte Fassade

Spektakuläres Architekturprojekt in der Salzburger Bergwelt: Das Tauern Spa in Kaprun

Neuerdings kann man sich in Kaprun in einer Wohlfühl-Therme entspannen, die nicht ausschaut wie die üblichen langweiligen und standardisierten Spaßbäder. Wie eine Spirale schraubt sich der geschwungene Baukörper aus der Talsohle und erhebt sich gleich einer großformatigen Skulptur vor den umliegenden Bergen. Das Tauern Spa Zell am See Kaprun ist architektonisch ein Ereignis.
Gebaut hat es in knapp zwei Jahren das Wiener Architekturbüro „skyline-Architekten“. Die Architekten haben in ganz Europa Gebäude entworfen, etwa den Europe Tower in Budapest und Wohnhäuser in Wien, Linz und Salzburg. Das Thermenprojekt – eines der beachtenswertesten der ganzen Alpen und das größte Bauvorhaben des Landes Salzburg im vorigen Jahr – war ihr erstes dieser Art.
Gereizt hat die Architekten besonders die „Lage in der Talsenke“ vor der Gemeinde Kaprun mit ihrem beeindruckenden Gebirgspanorama. Es war den Skyline-Architekten Udo-Friedrich Schuster und Peter Todorov wichtig, sagen sie, dass sich das Gebäude „ähnlich einem Atoll gerundet aus einer großen Fläche erhebt, und von den umliegenden Bergen als Einheit erkennbar ist“. „Die runde, in sich geschlossene Form schafft für Besucher eine Art schützende Hülle gegenüber der flachen, hauptsächlich landwirtschaftlich genutzten Freifläche rund um die Anlage“, erklärt Schuster die dynamische Baukörperform.
In der Mitte der Spirale schufen die Planer einen geschützten Freiraum, den Spa-Platz. Er liegt vier Meter über dem angrenzenden Gelände und neigt sich analog dem Tal gen Osten. Eine begrünte Böschung verbindet den Platz mit der Aussichtsplattform, die eine Ebene höher einen beeindruckenden Fernblick nach Süden bietet. Der Platz ist frei von Auto- und Busverkehr. Er soll als attraktiver Patio der Erholung dienen.
Dem Dach wird eine besondere Bedeutung beigemessen – es ist quasi die fünfte Fassade und ist von den umliegenden Bergen noch in großer Distanz erkennbar. Die markante Dachkonstruktion erinnert sowohl an die Form eines Flugzeugflügels mit seiner geschwungenen Eleganz, nimmt aber auch den Stil der klassischen alpinen Holzdachform auf. Das Dach beherbergt den Panorama Spa des zum Spa dazugehörigen Vier-Sterne-Deluxe-Hotels. Über einen Lift und einen unterirdischen Gang sind Hotel und Therme verbunden. Das Panorama Spa wird also nicht im Keller versteckt, sondern ist die Erhöhung des Erholungsgedankens. Von hier aus gibt es den 360-Grad-Rundblick über die überwältigende Naturkulisse des Pinzgaus.

Verdrehte
Außenkörper


Der öffentliche Spa ist über einen Vorplatz auf der unteren Ebene erschlossen. Ein Wasserfall rauscht unter dem auskragenden Vordach und gibt dem Besucher schon vor Betreten der Eingangshalle das Gefühl, dass er hier Stress und Hektik des Alltags für einige Stunden hinter sich lassen kann.
Von allen Seiten hat der Gast spektakuläre Ausblicke auf die Landschaft. Die Wände von Bad und Sauna setzen sich im Außenbereich fort, bilden eine Verklammerung mit der Natur und einen Windschutz der auch im Winter genutzten Außenpools. 2100 Quadratmeter Wasserflächen wurden errichtet – mit zwölf verschiedenen Pools innen und außen, auf unterschiedenen Niveaus. Insgesamt hat der Spa-Bereich eine Gesamtfläche von 30 000 Quadratmetern.
Besonders aufsehenerregend: der Hochpool auf der Galerieebene – eine riesige Glaskuppel, die sich über das Becken spannt, bietet ganztäglichen Sonneneinfall. Daneben stehen den Gästen 13 unterschiedliche Saunen und Dampfbäder zur Verfügung. Der helle Wintergarten, lebende Pflanzen in allen Bereichen, die lichtdurchflutete Thermenhalle – architektonisch wurde überall versucht, Innen und Außen miteinander zu verschmelzen.
Die Außengebäude sind so verdreht, dass sowohl der Blick auf die Burg Kaprun als auch in die Landschaft möglich ist. Das Einbinden des geschwungenen Baukörpers in die Landschaft war den Wiener Architekten extrem wichtig. „Damit das Gebäude nicht wie ein gestrandetes Ufo in der Landschaft herumliegt, sondern sich mit dieser verzahnt und eine gestalterische Symbiose bildet“, sagt Schuster. Das gelingt architektonisch durch die windbrechenden Gartenmauern von Sauna und Bad, aber auch gärtnerisch durch das Aufgreifen von archetypischer Vegetation des Tals.
Bei der Gartengestaltung haben die Planer darauf geachtet, nicht den Blick in südlicher Richtung auf das Kitzsteinhorn und allgemein auch auf die Hänge der Umgebung zu versperren. Oft sind die Sichtachsen gezielt in Szene gesetzt. Ganz wie in einem britischen Landschaftsgarten – bis ins Detail designt. In den Abend- und Nachtstunden inszeniert ein spezielles Beleuchtungskonzept das Areal vor der nachtdunklen Bergkulisse. Dann wird es für die Region im wörtlichen Sinne zum Leuchtturmprojekt.

Abtauchen in
modernster Architektur


Die Eröffnung des Tauern Spa im vorigen Winter – drei Tage vor dem zehnten Jahrestag des Feuer-infernos in Kaprun – hat für die Region auch symbolischen Charakter. Urlauber sollen bei Kaprun künftig in modernster Architektur abtauchen können und nicht immer nur die schrecklichen Ereignisse der Brandkatastrophe in Erinnerung behalten. Das Salzburger Land hat sich das Riesenprojekt ordentlich was kosten lassen: Mit einem Investitionsvolumen von rund 83 Millionen Euro ist das Tauern Spa Österreichs teuerstes Tourismusprojekt 2010 – und zugleich ein neues architektonisches Aushängeschild für ganz Österreich. (Claudia Schuh)

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