Bauen

Der Campus der Landesanstalt mit den Neubauten. (Foto: Daniel Zellfelder)

20.07.2012

Der Campus als neue grüne Mitte

Neubau an der Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau in Veitshöchheim

Ausgangspunkt für die Baumaßnahmen bei der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau in Veitshöchheim waren erhebliche bauliche und sicherheitstechnische Mängel im Fachzentrum Analytik in der Herrnstraße sowie sanierungsbedürftige, technisch veraltete Gewächshausanlagen am Standort „An der Steige“.
Im Oktober 2007 wurde dem bayerischen Landwirtschaftsministerium von Seiten der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau ein Konzept zur Erweiterung des Areals „An der Steige“ vorgestellt. Hieraus erging im Dezember 2007 der Planungsauftrag für den Neubau eines Laborgebäudes für das Fachzentrum Analytik sowie den Neubau eines Versuchsbetriebs mit Büros und Gewächshausflächen für das Sachgebiet Zierpflanzenbau.
Das vorgesehene Baufeld war zuvor im westlichen Bereich von unterschiedlichen Versuchsflächen des Sachgebiets Zierpflanzenbau, Demonstrationsflächen des Fachbereichs Gartenbau sowie diversen baufälligen Gebäuden bebaut und musste zunächst frei geräumt werden.
Der städtebauliche Grundgedanke des Entwurfs ist die Bildung einer neuen „grünen“ Mitte durch einen räumlich klar formulierten Platz, dem so genannten Campus, der zum Versammeln, Verweilen und als Erschließungsbereich für die den Platz umschließenden neuen und bestehenden Gebäude dient. Von hier aus sollen auf kürzestem Weg alle angrenzenden Gebäude erreicht und angedient werden.
Als markanter Endpunkt fungiert das dreigeschossige Laborgebäude, dessen tragende Struktur aus Stahlbetonelementen (Stützen, Decken und aussteifende Wände) besteht. Hier befinden sich Einzel- und Großraumlabore für weinchemische, mikrobiologische und umweltanalytische Untersuchungen. Dessen Baukörper gliedert sich in den winkelförmigen dreigeschossigen Laborbereich und den zweigeschossigen Büro- und Seminarriegel. Beide Bauteile umfassen eine gemeinsame zweigeschossige Eingangshalle, die sich mit dem Haupteingang repräsentativ in Richtung „Campus“ öffnet. Sämtliche Bereiche diese Gebäudes sind barrierefrei erreichbar.
Der Versuchsbetrieb Zierpflanzenbau ist entsprechend der südlich vorgelagerten Birkentalstraße in zwei Blöcke von Gewächshäusern gestaffelt. Diese binden zum „Campus“ hin über einen eingeschossigen Verbindungsbau an eine zweigeschossige Bürospange, welche einen geradlinigen, platzbegleitenden, architektonischen Abschluss bildet, an. Östlich davon befindet sich das so genannte Trainingsgewächshaus, ein für Ausbildungszwecke und Öffentlichkeitsarbeit nutzbarer, lichtdurchfluteter Großraum.
Die Erschließung des Grundstücks erfolgt von Südosten über die Birkentalstraße, die interne Anbindung der Einzelgebäude über eine Stichstraße parallel zum „Campus“. Diese wird mittels Pergolen, Sitzbänken und Bepflanzungen optisch von der Freifläche getrennt. Für den Anlieferverkehr des Laborgebäudes wurde ein separater Anlieferhof mit eigener Zufahrt geschaffen.
Das Gelände zeichnet sich durch eine relativ steile Hanglage mit Gefälle nach Südosten aus. Innerhalb des Areals wurden terrassierte Flächen ausgebildet, der vorhandene Geländesprung wird als natürlich belichtetes und belüftetes Parkdeck genutzt.

Naturstein für
den Sockelbereich


In Anspielung auf die Weinbergterrassen wurde im Sockelbereich der baulichen Anlagen Naturstein verwendet. Darüber sitzt beim Versuchsbetrieb Zierpflanzenbau die Holzfassade, welche als verbindendes Element zwischen dem Zierpflanzenensemble und dem in gleicher Art und Weise verkleideten Seminar- und Bürobereich des Laborgebäudes vermittelt. Konstruktiv besteht der Bürotrakt des Zierpflanzenbaus aus einem Stahlbetonsockel und einem aufgesetzten Holzständerbau. Der Labortrakt des Laborgebäudes setzt sich mit einer vorgehängten Fassade aus großformatigen Faserzementplatten gestalterisch von den anderen Gebäuden ab.
Wegen ihrer Vorbildfunktion im Hinblick auf Nachhaltigkeit und Energieeffizienz wurden bei den Gebäuden verschiedene ökologische Konzepte realisiert. Die kompakte Bauweise sowie natürlich belüftete und belichtete Büroräume helfen Energie zu sparen. Zusätzliche Wärmedämmung und modernste Fensterkonstruktionen bewerkstelligen den Energiestandard der Energieeinsparverordnung (EnEV 2009), was eine 30prozentige Verbesserung gegenüber den Werten der EnEV 2007 bedeutet.
Extensiv, zum Teil auch intensiv begrünte Dächer entlasten die örtliche Kanalisation, verbessern den Wärmedämmwert der Dächer und bringen dem Areal ein Stück Lebensraum zurück. Die Sonnenenergie wird sowohl durch eine Photovoltaikanlage als auch durch eine Solaranlage genutzt. Diese wärmt das Gießwasser an und unterstützt die Heizung. UVB-strahlungsdurchlässiges Glas in den Gewächshäusern sorgt für ein besseres Pflanzenwachstum und eine bessere Pflanzengesundheit.
Eine 700 Kubikmeter fassende Regenwasserzisterne sammelt das Wasser aller Dachflächen sowie befestigten Flächen und dient zur Bewässerung der Gewächshäuser, der Außenflächen, aber auch zur Toilettenspülung in beiden Gebäuden. Die Temperaturdifferenz zwischen Brunnenwasser und Luft wird mittels Bauteilaktivierung – in der Stahlbetondecke eingelegte Wasserrohre – zur Beheizung und Kühlung des Laborgebäudes genutzt.
Im zentralen Lüftungsgerät des Laborgebäudes wurde eine Wärmerückgewinnung installiert, ein Energieschirm unter dem Dach der Gewächshäuser sorgt für eine zusätzliche Energieeinsparung von bis zu 40 Prozent. Versickerungseinrichtungen in den Außenanlagen entlasten den örtlichen Kanal.
Die eindrucksvolle, hervorragend in die Landschaft eingebettete Gesamtanlage besticht durch ihre architektonische, ökologische und pädagogische Vorbildfunktion in höchstem Maße.
Mit der Hochbauplanung beauftragt war die Arge Veitshöchheim, bestehend aus den Architekturbüros Krug Grossmann Architekten, München, sowie plan 4 architekten, ebenfalls aus München. Die Gesamtbaukosten belaufen sich auf rund 20,3 Millionen Euro. Bei einem Bruttorauminhalt von mehr als 37 300 Kubikmetern steht eine Nutzfläche von 5416 Quadratmetern zur Verfügung. (BSZ)

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