Bauen

Im Wohnungsbau selbst läuft es enttäuschend. (Foto: Bilderbox)

18.11.2015

Der Öffentliche Bau darbt

Bau- und Ausbaugewerbe blickt weitgehend optimistisch ins Winterhalbjahr

Die Stimmung im bayerischen Bau- und Ausbaugewerbe hat sich in diesem Herbst verbessert. Und das sowohl im Vergleich zum Frühjahr als auch zum Herbst 2014“, erklärte Hans Auracher, Sprecher der Landesvereinigung Bauwirtschaft Bayern (LVB). Allerdings laufe es im Wohnungsbau selbst enttäuschend. Denn die Entwicklung des Wohnungsbaus stehe ja auch im Zusammenhang mit vielen Fragen der Zuwanderung von Flüchtlingen.
Sowohl im Ausbau- als auch im Bauhauptbereich sind laut Auracher rund zwei Drittel der Unternehmer mit der Lage zufrieden. Diese Umfragewerte hätten sich zum Herbst vorigen Jahres etwas verbessert. Nur zwei Prozent der Betriebe klagen in der Umfrage über eine schlechte Geschäftslage. Gut die Hälfte der Bau- und Ausbau-Betriebe fährt gute bis sehr gute Umsätze ein – ein leichter Zugewinn zum Vorjahr. Angesichts eines oftmals starken Wettbewerbs und hoher Kosten zieht der Gewinn, so der LVB-Sprecher, natürlich nicht in gleicher Höhe mit, aber auch bei den Erträgen hätten sich die Werte verglichen mit dem Vorjahr verbessert.
43 Prozent der Ausbauhandwerker und 38 Prozent der Bauunternehmer realisieren angemessene Gewinne und etwas mehr als die Hälfte in beiden Bereichen können nach Aurachers Worten zufriedenstellend wirtschaften. Damit bleiben die Betriebe, die mit der Gewinnlage völlig unzufrieden sind, im unteren einstelligen Bereich – vergleichbar mit der Situation im Herbst 2014.
Als Sorgenkind nannte Auracher die Baupreise. „Jedenfalls herrscht da bei unseren Mitgliedsbetrieben keine Euphorie.“ Das habe sich in diesem Herbst nicht wesentlich verändert. 18 Prozent der Bau- und 24 Prozent der Ausbaubetriebe erzielten nach eigener Aussage gute Preise. 13 Prozent der Bau- und zehn Prozent der Ausbauunternehmer klagen über schlechte Preise. „Aber immerhin die überwiegende Mehrheit der Unternehmer kommt mit den erzielten Preisen mehr oder weniger über die Runden.“
Enttäuschend laufe der öffentliche Bau. Obwohl der Staat so viele Steuern einnehme wie noch nie, würden die Umsätze im öffentlichen Hoch- und Tiefbau weiter zurückgehen. Letztes Jahr lag das Minus laut Auracher bei vier Prozent, „bis August lagen wir jetzt sogar acht Prozent unter dem schon schwachen Vorjahr. Wir hoffen, dass wenigstens die Investitionen des Bundes im nächsten Jahr, wie angekündigt, auch wirklich anziehen werden.“
Nicht nur im Hoch- und Tiefbau, auch in der öffentlichen Infrastruktur werde viel zu wenig investiert. Als Beispiele nannte der LVB-Sprecher vor allem den Straßen- und Brückenbau, wo bundesweit jährlich bis zu vier Milliarden Euro fehlen. Dabei stehe die Förderung des Bundes für den kommunalen Straßenbau ab 2019 noch in den Sternen. Jedenfalls werden die bisherigen Gelder des Bundes aus der Gemeindeverkehrsfinanzierung auslaufen. „Wir aber brauchen Stetigkeit – und das geht nur über eine dauerhaft am Bedarf orientierte und nutzergerechte Finanzierung. Wir sagen ganz klar: Der Bund muss Eigentümer der Netze bleiben – private Autobahnen sehen wir eher kritisch. Gleichwohl halten wir das Einbinden von privatem Kapital in Verkehrsprojekten für sinnvoll.“
Zwei Drittel der Bau- und Ausbauhandwerker können sich über gut bis sehr gut gefüllte Auftragsbücher freuen, so der Ausblick aufs Winterhalbjahr. Die Bestellungen liegen damit um sieben beziehungsweise fünf Prozent über dem Vorjahr. Über eine schlechte Nachfrage klagen sechs Prozent der Bauunternehmer und vier Prozent der Ausbauunternehmer.
Knapp 45 Prozent der Ausbau- und rund ein Drittel der Baubetriebe erwarten in den nächsten Monaten gute bis sehr gute Geschäfte. Grund zum Jammern gebe es nicht, so Auracher, wenn mehr als die Hälfte der Gewerke für den Winter eine mindestens ausreichende Nachfrage erwartet und wenn mehr als jeder dritte Ausbaubetrieb guten bis sehr guten Bestellungen entgegensieht. Allerdings würden die Bauunternehmer jetzt etwas skeptischer nach vorn sehen.
Als größte Wachstumsbremse bezeichnet Auracher den Fachkräftemangel. Auch das Bau- und Ausbaugewerbe kämpfe seit Jahren mit dem Problem, dass zu wenig junge Menschen eine Berufsausbildung hier beginnen und die Betriebe nicht ausreichend Beschäftigte für die freien Jobs gewinnen können. Viele Betriebe würden gern mehr einstellen, erklärt der LVB-Sprecher, aber es seien ihnen die Hände gebunden.

Job-Abbau kaum ein Thema


„Laut unserer Umfrage werden im Winterhalbjahr fast 80 Prozent der Betriebe die Zahl der Beschäftigten konstant halten. Job-Abbau ist bei uns kaum ein Thema. Denn nur jeder zehnte Betrieb sieht sich gezwungen, Personal zu entlassen. Angesichts der vielen freien Stellen ist es für Beschäftigte im Handwerk in so einem Fall fast kein Problem, einen neuen Job zu bekommen. Die zentrale Aufgabe für uns ist, junge Menschen für unsere Berufe zu begeistern“, betont Auracher.
Seit Jahren gehe die Zahl der Absolventen von Haupt- und Mittelschulen zurück. Von dort habe man bisher immer einen großen Teil des Nachwuchses rekrutiert. Erfreut zeigt sich Auracher, dass junge Menschen die duale Berufsausbildung als sinnvolle Alternative zum Studium sehen oder die Lehre als Grundstein für ein späteres Studium betrachten. Doch letztlich brauche man in allen Gewerken mehr Auszubildende.
In diesem Zusammenhang sprach Auracher die Chancen und Aufgaben an, die sich für das Handwerk durch den Zustrom der Flüchtlinge ergeben: „Ich brauche nicht zu betonen, wie wichtig eine solide Berufsausbildung für die Integration von jungen Migranten in unseren Arbeitsmarkt ist und wie wichtig es ist, ältere Asylbewerber mit beruflichen Vorkenntnissen zu qualifizieren. Wir sehen durchaus Chancen und sind auch als Unternehmer bereit, in die Ausbildung von Flüchtlingen zu investieren, weil es letztlich eine Investition in die eigene Zukunft ist.“ Gleichzeitig verwies er auf die bisher hohe Abbrecherquote von Migranten in der dualen Berufsausbildung und erteilte einer Ausbildung „light“ eine klare Absage.

Kostentreiber bremsen


Der LVB-Sprecher prophezeite, dass der Zuzug der Flüchtlinge sehr bald die ohnehin schon angespannte Situation auf dem Wohnungsmarkt weiter verschärfen werde. Zwar sei die Zahl der Baugenehmigungen im Wohnbereich leicht gestiegen, doch dies falle regional sehr unterschiedlich aus. Deutliche Rückgänge bei Ein- und Zweifamilienhäusern seien zum Beispiel aus Oberbayern zu verzeichnen. Auracher begrüßte zwar, dass Bund und Freistaat in den nächsten Jahren mehr Geld für den sozialen Wohnungsbau ausgeben wollen. Doch er machte deutlich, dass dies allein nicht ausreichen werde, um den dauerhaft bleibenden Flüchtlingen und allen anderen Wohnungssuchenden ein Dach über dem Kopf zu geben. „Daher muss der Gesetzgeber noch viel mehr tun.“
In diesem Kontext verwies Auracher auf ein Positionspapier der Bayerischen Bauwirtschaft mit konkreten Forderungen zum Ankurbeln des sozialen Wohnungsbaus. Darin wird unter anderem die Sonderabschreibung für den Wohnungsbau mit freiwilliger Sozialbindung verlangt – mit Verweis auf die Erfolge in den frühen 1990er Jahre. Außerdem müssten die Ausgleichszahlungen des Bundes an die Länder für deren Förderung des sozialen Wohnungsbaus auf zwei Milliarden Euro pro Jahr erhöht werden. Gleichzeitig sollten die Länder diesen Betrag in mindestens gleicher Höhe kofinanzieren.
Auracher sprach auch einige der Kostentreiber an, die den Wohnungsbau bremsen: Staatliche Auflagen von der energetischen Sanierung bis zum Schallschutz, aber auch Gebühren und Planungsrechte oder Kosten für Gutachten. (Friedrich H. Hettler)

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