Bauen

Der Szechneyi-Platz. (Foto: BSZ)

23.07.2010

Die Stadt hat sich herausgeputzt

Pécs, Europas Kulturhauptstadt, verfügt über viele Prachtbauten

Gerne gebaut wird in Pécs, im Südwesten Ungarns gelegen, und das seit 2000 Jahren. Zahlreiche Völker und Menschen haben dort ihre Spuren hinterlassen: Römer, erste und spätere Christen, Juden, Osmanen, Österreichsk. u. k.-Monarchie und deutsche Einwanderer, „Donauschwaben“ genannt, selbst wenn sie zum Teil aus Bayern kamen. So besitzt die Stadt mit jetzt 170 000 Einwohnern die umfänglichsten Römerrelikte in ganz Europa. Glücklicherweise wurde Früheres in neuer Funktion weiter genutzt. Bestes Beispiel ist die Umwandlung der Gazi-Khassim-Moschee zur Innenstädtischen Pfarrkirche. Auf ihrer Kupferkuppel sind Kreuz und Halbmond vereint. Drinnen fasziniert die gelungene Symbiose christlicher und muslimischer Stilelemente.
Noch bedeutsamer ist der frühchristliche Friedhof mit 104 Gräbern aus dem 4. Jahrhundert, die unter dem Wiesenstück vor der Kathedrale entdeckt wurden. Grabbeigaben hat man nicht gefunden, wohl aber Steinsärge und Wandmalereien. An der Decke der Petrus-Paulus-Grabkammer sind verblasste Porträts zu erkennen. Seit 2000 zählt diese Anlage zum UNESCO-Weltkulturerbe.
Die Kathedrale selbst ist eine neoromanische Pfeilerbasilika aus dem 19. Jahrhundert. Damals war der Klerus aufgrund eigener Kohlebergwerke so reich, dass der Vorgängerbau abgerissen und stattdessen dieses stattliche Gotteshaus errichtet wurde. Die Unterkirche aus dem 11. Jahrhundert blieb jedoch erhalten.
An Kirchen aus vielen Jahrhunderten ist im überwiegend katholischen Pécs ohnehin kein Mangel. Beim Blick über die Dächer kontrastiert der barocke Turm der Franziskuskirche mit den vier schlichteren Domtürmen. Die hässlichen Plattenbauten aus kommunistischer Zeit stehen dezent am Stadtrand.
Im Zentrum hat sich die Stadt herausgeputzt. Prachtbauten aus dem 18. und 19. Jahrhundert setzen sich hier in Szene. Der Széchenyi-Platz, flankiert vom Rathaus und dem üppigen Komitat Gebäude (einem ehemaligen Nobelhotel), ist frisch gepflastert. Denn Pécs kann sich in diesem Jahr mit dem Titel Kulturhauptstadt Europas schmücken, zusammen mit dem Ruhrgebiet und Istanbul. „Dieser Hauptplatz und andere Plätze sollen Treffpunkte werden, um das Gemeinschaftsleben zu stärken. Sie sollen offen für Familien- und Alternativ-Festivals sein“, sagt Csaba Ruzca, Geschäftsführer des Kulturhauptstadtprogramms.
„Sämtliche Festivals in der Stadt sind gratis“, betont Ruzca. Eines liegt ihm besonders am Herzen: die Ausstellung „Ungarn im Bauhaus“ vom 15. August bis 15. Oktober. Sie soll die Bedeutung von Marcel Breuer und anderen Ungarn für die Bauhaus-Architektur beleuchten.
Pécs hofft auf viele Besucher, zumal die gerade fertiggestellte Autobahn die Anreise deutlich erleichtert. Der Nutzen daraus und der anderer Projekte ist nachhaltig. Und wie so oft bei besonderen Ereignissen können nun Projekte verwirklicht werden, die sonst kaum eine Chance hätten. Auch Gelder fließen reichlicher. 140 Millionen Euro steuert die EU bei. Pécs nutzt diese Chance, rekonstruiert für 6,5 Millionen Euro sieben Gebäude in der Museumsstraße und saniert den benachbarten Park.
Das weitgehend verwaiste Areal der einst weltberühmten Zsolnay-Keramikmanufaktur wird zum Zsolnay-Kulturviertel. Die Netto-Projektkosten belaufen sich auf 40 Million Euro. Sie dienen der Instandsetzung und Umwidmung von 25 Einzelgebäuden.
Das 32 000 Quadratmeter große Gelände erhält dann vier Trakte für Studienzwecke, Familien und Jugend sowie für kreative und exklusive Veranstaltungen. Noch im Bau ist das Konferenz- und Konzertzentrum, Kosten: 27 Millionen Euro. Auf 11 144 Quadratmetern Fläche entsteht ein multifunktionales Gebäude, variabel nutzbar und mit modernster Technologie ausgestattet. Ein weiteres Schlüsselprojekt ist die supermoderne Bibliothek, gleichzeitig ein überregionales Wissenschaftszentrum. Reine Baukosten 20 Millionen Euro, Größe 13 108 Quadratmeter. Mit zur Ausstattung gehören ein Buchladen, Café, Restaurant und Kinderspielplatz.
Ein Auditorium steht für Vorlesungen zur Verfügung. Am 23. Juli wird die neue Zentralbibliothek eingeweiht, sehr zur Freude der etwa 34 000 jungen In- und Ausländer, die derzeit an Ungarns ältester Uni (gegründet 1367) studieren. (Ursula Wiegand)

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