Bauen

Der Neubau der Mozartschule in Elsenfeld. (Foto: A.I.B.)

23.03.2012

Draußen lernen für alle

Die neugebaute Mozartschule in Elsenfeld setzt auf Freiklassen

Von 1955 bis 1964 wurde am Mühlweg neben der Christkönig-Kirche, nahe der Ortsmitte in Elsenfeld, die Mozartschule als Grundschule (Volksschule) in mehreren Abschnitten gebaut. 2005 wurde eine Generalsanierung nach eingehender Untersuchung verworfen und 2006 ein Architektenwettbewerb für den Neubau des Schulgebäudes ausgeschrieben. Nach intensiver Planung und Umplanung (zusätzlich zur offenen Ganztagesschule sollten vier Klassenräume als gebundene Ganztagesklassen eingerichtet werden, dadurch vergrößerte sich das Raumprogramm um rund 200 Quadratmeter), wurde in den Sommerferien 2009 der Schulbetrieb auf acht verteilt liegende Standorte ausgelagert und im Herbst 2009 das alte Gebäude abgebrochen. Anschließend wurde auf dem zerkleinerten Bauschutt des Altbaus der Neubau errichtet. Der markante Schriftzug des Altbaus wurde mit neuem Anstrich versehen und am Neubau wieder montiert.
Der Neubau der Mozartschule wurde als flacher Baukörper im nördlichen Teil des Grundstücks platziert und stellt durch seine Breite und seine Ausrichtung den Bezug zur Christkönig-Kirche her. Mit der Planung beauftragt war das Architekturbüro a. i. b. Ole Brinckmann – Thomas Horn aus Gernsheim. Schule und Kirche bilden so eine eindeutige und klare städtebauliche Figur, die dem heterogenen Umfeld Halt gibt. Die bereits vorhandene Platanenreihe am Mühlweg wurde verdoppelt. Diese Allee wird zum zentralen Erschließungselement für die Mozartschule, die gegenüberliegende Hauptschule, die Kirche und die Vereinsturnhalle. Unter den Bäumen wurden die notwendigen Stellplätze untergebracht. Der Umbau der Verkehrsanlage erfolgt in den kommenden Jahren.
Der Unterricht in der Grundschule ist harte Arbeit für alle Beteiligten. Ein wesentliches Ziel der Planung war es daher, für Lehrer und Schüler optimale, das heißt, vor allem ruhige Arbeitsbedingungen zu schaffen.
Die Klassenräume sind alle ebenerdig mit eigenen Freibereichen (Freiklassen) angeordnet. Die Lage der Räume und die Zusammenfassung in kleinen Gruppen verspricht eine ruhige Arbeitsatmosphäre, die auch die Flurerweiterungen für Unterrichtszwecke nutzbar macht. Störungen von außen werden durch die Abschirmung mit hölzernen Wandelementen und Blütenhecken verhindert. Jeder Klassenraum hat in seinem Gartenhof eine gepflasterte Terrasse mit einer Sitzgarnitur (für Gruppenarbeiten) und genügend Platz für einen Stuhlkreis bei schönem Wetter im Freien. Eine großzügige Verglasung, ohne Brüstung und Sturz verbindet die Innenräume mit den Außenräumen. Die mit 58 Quadratmetern knapp bemessenen Klassenräume erhalten so eine angenehme Weite. Zusätzlicher Tageslichteinfall über die Flure erzeugt in den Klassenräumen eine gleichmäßige, milde Ausleuchtung. Die Klassenräume der gebundenen Ganztagsklassen sind etwas größer als die Räume der Halbtagsklassen und verfügen über einen eigenen großzügigen Gruppenraum. Zwei kleinere Gruppenräume stehen den anderen acht Klassen zur Verfügung.
Zentrales Element des Gebäudes ist die Aula. Wenn man die Mobilwände von Mehrzweckraum und Musikraum öffnet, entsteht eine große Halle mit Anschluss an den Innenhof, ein passender Rahmen für Theaterspiel, Flohmarkt oder Sommerfest. Um Innenhof sind außerdem die Mittagsbetreuungsräume sowie Speiseraum und Küche angeordnet.
Der Innenhof mit seiner ruhigen Gestaltung (alle Spiel- und Klettergeräte befinden sich im Pausenhof vor dem Gebäude) wird so zum Mittelpunkt der Schule und zum ruhenden Pol des Mittags- und Nachmittagsbetriebs.
Eine gewendelte Treppe verbindet das Erdgeschoss mit dem Obergeschoss, in dem die Verwaltung und die Räume für die Lehrer zusammen mit Werk- und Textilarbeitsraum angeordnet sind. Man blickt über das Gründach des Erdgeschosses hinweg weit in den Ort und in die umgebende Landschaft. Dabei wird der Blick durch die Sichtbeton-Gesimse zusätzlich in die Weite gelenkt. Eine Teilunterkellerung bietet Platz für Technik, Archiv und Hausmeisterwerkstatt, sowie reichlich Stauraum für Werk- und Unterrichtsmaterial.

Konventioneller Massivbau


Das Gebäude ist als konventioneller Massivbau erstellt – Wände in KS-Mauerwerk und Decken in Stahlbeton als Halbfertigteil-Decken. Im Ausbau sind durchweg robuste und langlebige Materialien zum Einsatz gekommen: Metallfenster (dreifach verglast), Feinsteinzeugfliesen in den Fluren und der Halle, Linoleumböden in den Unterrichtsräumen und Nebenräumen, Fensterbänke und Treppenbeläge in Granit. Alle Räume sind mit einer akustisch hochwirksamen Rasterdecke ausgestattet.
Das Gebäude wird mit einer CO2-neutralen Pellets-Heizung über Heizkörper und Fußbodenheizung beheizt. Die Aula ist als Versammlungsstätte konzipiert und hat deshalb eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung. Die Baukosten von 4,2 Millionen Euro liegen mit 1179 Euro pro Quadratmeter Bruttogrundfläche relativ günstig. Die Gesamtkosten betragen 6,8 Millionen Euro.
Zwischen dem Gebäude und dem Mühlweg spannt sich Pausenfläche, die in drei Bereiche mit unterschiedlichem Charakter gegliedert ist. In der Mitte der klassische Schulhof mit Ballspielfläche, Baumgruppe, Bänken und einer großzügige Überdachung. Im westlichen Teil sind ein Klettergerüst („Seilzirkus“), Balancierbalken und ein Erdtrampolin angeordnet. Der östliche Teil der Pausenfläche ist nicht befestigt und hat mit dem Amphitheater, dem angeschütteten Berg, dem Kletterturm und der dichten Bepflanzung einen ganz eigenen Charakter. Hier geht es ruhiger zu mit Versteckspiel und Rollenspielen.
Das Schulgrundstück ist mit Zäunen und Hecken eingefasst – die Abtrennung erleichtert der Pausenaufsicht die Arbeit und bietet Schutz und Geborgenheit. Die Baukosten für die Außenanlagen betrugen rund 350 000 Euro.
Die Fassade und einige Flächen im Innenbereich (Einbaumöbel, Mobilwände, Garderoben) wurden mit einem Spektrum aus Grüntönen, mit einer Streuung in die Bereiche Gelb und Blau gestaltet. Die Beschränkung auf die Hälfte des Farbkreises und die exakte Abstimmung der Farbtöne und Materialien untereinander lässt das Gebäude außen und innen freundlich und farbig, aber nicht kindlich-bunt erscheinen.
Die ruhige und zurückhaltende Gestaltung des Baukörpers, die zahlreichen Verknüpfungen zwischen innen und außen und die intensive Eingrünung werden die neue Schule schon bald mit dem Ort verwachsen lassen. (BSZ) (Blick vom Klassenzimmer ins Freie; insgesamt wurden 6,8 Millionen Euro investiert - Fotos: A.I.B.)

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