Bauen

Ursprünglich im Mittelalter als Wasserburg erbaut, entstand 1566 ein Wasserschloss in Renaissanceform. (Foto: SPSG/Sabine Neumann)

21.11.2014

Ein bunter Stilmix

Schloss Rheinsberg in der MArk Brandenburg

Das kleine Städtchen Rheinsberg in der Mark Brandenburg am Südende der mecklenburgischen Seenplatte hat für seine Besucher einiges zu bieten: Ein interessantes Schloss – ursprünglich im Renaissancestil erbaut, im Rokoko-Stil erweitert und im Klassizismus vollendet; eine Altstadt mit ihren schönen alten restaurierten Bürgerhäusern; eine interessante Kirche und – ganz neu an der mecklenburgischen Seenplatte – die Ferienanlage Hafendorf mit Leuchtturm und Holzhäusern im skandinavischen Stil, die perfekt in diese heitere Landschaft im Ruppiner Seeland mit viel Wald, Wasser und Wiesen hineinpasst.
Schloss Rheinsberg, am Ostufer des Grienericksees gelegen, gilt als Musterbeispiel des friderizianischen Rokoko (originale Raumdekorationen aus dieser Zeit sind sogar noch erhalten) und diente als Vorbild für das Schloss Sanssouci bei Potsdam. Diese besondere Stilrichtung war genau „passend“ für Friedrich den Großen, der ein Faible für die künstlerischen Einflüsse aus Frankreich und den Niederlanden hatte.

Nicht verspielt, der friderizianische Rokoko

Ursprünglich im Mittelalter als Wasserburg gebaut, entstand 1566 ein Wasserschloss in Renaissanceform, das im 30-jährigen Krieg stark beschädigt wurde. Mehrmals veräußert, verkauft und sogar verschenkt, ließ der preußische König Friedrich Wilhelm I. 1740 Schloss Rheinsberg von den Baumeistern Johann Gottfried Kemmeter und Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff ausbauen und erweitern. So bekam der eingeschossige Bau ein Obergeschoss und der gesamte Ostflügel musste um 25 Meter verlängert werden. Aus dem ehemaligen Renaissancebau wurde ein Gartenschloss im Stil des Rokoko, das von Kronprinz Friedrich und seinem Bruder Prinz Heinrich bewohnt wurde.
Die Renaissance gilt als europäische Kulturepoche des 15. und 16. Jahrhunderts, die stark durch die römische und griechische Antike beeinflusst wurde. Besonders charakteristisch sind hier die Anordnung der Bauteile, wie sie in der Architektur im alten Rom zu sehen war. Dazu gehören Säulen, Bögen und auch Kuppeln. Die Renaissance ging fließend in das Rokoko über – so auch in Rheinsberg. Hier allerdings mit einer Besonderheit: Der friderizianische Rokoko in Preußen galt nicht als verspielt – wie für diese Stilrichtung sonst üblich –, sondern bevorzugte gerade Linien, die aber auf den Betrachter keinesfalls streng wirkten, sondern eher luftig, leicht und elegant.
Das Schloss ist umgeben von einem Garten, der inmitten dieser idyllischen Seen- und Waldlandschaft liegt. Er ist rund 26 Hektar groß und gehört zu den wenigen Gärten in Deutschland, die den gelungenen Wandel vom Rokokogarten zum frühen Landschaftspark aufzeigen.
Die verschiedenen Stilrichtungen des Schlosses spiegeln sich auch im Rheinsberger Ortskern wieder, wie zum Beispiel in der „St.Laurentius“ Kirche. Dieses evangelische Gotteshaus hat als Besonderheit eine gut erhaltene Renaissanceausstattung aufzuweisen. Die Werke der Spätrenaissance sind von kulturhistorischer Bedeutung: Der älteste Teil der Kirche stammt aus der Mitte des 13. Jahrhunderts; der Hochaltar ist 1576 entstanden. Hier wurden sogar die Teile eines gotischen Flügelaltars eingearbeitet. Der Turm der Kirche erhielt ursprünglich ein Dach aus der Barockzeit, wurde aber später durch ein Pyramidendach ersetzt.

Hafendorf in skandinavischem Holzstil

Damals wie auch heute – die Rheinsberger verstehen zu bauen, zu gestalten und entdecken dabei stets immer wieder etwas Neues. Nur einen Katzensprung vom Ortskern entfernt wurde vor einigen Jahren auf einem 134 000 Quadratmeter großen ehemaligen FDGB-Feriengelände das Hafendorf Rheinsberg in frischem rot-weiß skandinavischem Holzstil errichtet.
Der über die Hafenbrücke zu erreichende 22 Meter hohe Leuchtturm ist sogar der einzige im Binnenrevier Mecklenburger Seenplatte/Brandenburger Seen. Auf einer Gesamtwasserfläche von 50 000 Quadratmetern sind im Hafenbecken vier verschiedene künstliche Inseln entstanden. In den kleinen Hafengassen befinden sich – im typisch skandinavischen Baustil errichtet – 208 Ferienhäuser mit einem eigenen Bootsanleger und einer Hafenmeisterei.
Eine zum Hafen gelegene großzügige Piazza lädt zum Verweilen ein. Hier hat man ebenfalls wieder die Verbindung zum Schloß Rheinsberg gesucht und auch gefunden: Beide Ecktürme und der Mittelteil des dortigen Hotels sind dem Schlossbau nachempfunden. (Sabine Neumann) (Auf einem früheren FDGB-Feriengelände entstand das Hafendorf Rheinsberg - Foto: Neumann)

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