Bauen

Die Highlight Towers in München. (Foto: Rainer Viertlböck)

01.02.2013

Ein Global Player seiner Zunft

Ausstellung über den Architekten Helmut Jahn im Staatsmuseum für moderne Kunst und Design Nürnberg

Chicago – New York – Berlin – München – Durban – Bremen – Johannisburg – Frankfurt – Philadelphia – Las Vegas – Bonn – Singapur – Brüssel – Köln – Chemnitz – Guangzhon – Rostock – Tokio. Mit riesigen, meterhohen und wändefüllenden Fotografien blättert ein gleichsam begehbares Rundum-Panorama im Staatsmuseum Nürnberg die Stationen auf, in denen sich das Lebenswerk des internationalen Star-Architekten Helmut Jahn repräsentiert.
Ein Global Player des modernen Bauens, das den 1940 geborenen Architekten aus dem mittelfränkischen Zirndorf bei Fürth nach seinem Studium in München erst nach Chicago, bis heute das Zentrum seines internationalen Büros, dann in alle Kontinente führte. Jetzt dokumentiert erstmals eine von der Neuen Sammlung München ausgerichtete Ausstellung im Staatsmuseum für moderne Kunst und Design Nürnberg in einer Gesamtschau dieses stilprägende Bauen, mit dem Helmut Jahn mit seinen Wolkenkratzern buchstäblich immer hoch hinaus wollte, dabei aber die Bodenhaftung nie verlor.
Mehr noch als das Motto „The Future is Never Wrong“, unter das Helmut Jahn selbst die Dokumentation seiner futuristischen Architektur stellte, erregte sein Begriff der „Transluzenz“, die sich Jahn von der Architektur des 21. Jahrhunderts erhofft, in Nürnberg Aufsehen. Weil die Baumaterialien Stahl und Beton sich gleichsam erschöpft haben und die Architekten mit ihnen nicht viel Neues mehr anfangen können, ist Glas ein Material, das, so Jahn, noch lange nicht an die Grenzen seiner Möglichkeiten gestoßen ist: denn das Licht, die Helligkeit, die Transparenz werden die Architektur der Zukunft bestimmen und damit das technisch immer noch weiter zu entwickelnde Glas mit seinem Potential an thermostatischen und elektrolytischen Eigenschaften zu dem Baumaterial eines künftigen Bauens machen.
Was sich in den Bauten Helmut Jahns zeigt, die die Ausstellung in grandiosen Fotografien des Münchner Fotografen Rainer Viertlböck, aber auch in filigranen Modellen, vor allem aber in den Zeichnungen und Skizzen des Meisters selbst vor Augen führt.
Wie geschliffene Diamanten streben seine Gebäude dem Licht, dem Himmel entgegen, der irdischen Schwere entrückt, wobei dem Architekten nicht die Gigantomanie eines immer höheren, „an die Wolken kratzenden“ Bauens wichtig ist, sondern der Einklang der Architektur mit der Natur oder den urbanen Topographien, also mit dem Ort, seiner Geschichte und seiner Umgebung, ja selbst mit dem sozialen und kulturellen Umfeld. In einem südafrikanischen Slum ein gen Himmel strebendes Hochhaus zu bauen, sei, so Jahn, auch ein Zeichen der Hoffnung für die Menschen gewesen, die zu Zeiten der Apartheid im Schatten solch eines Turms lebten.

Bauen als Entertainment


Bauen ist auch Entertainment, sagt Helmut Jahn, und seine Architekturen sollten nicht nur als „technische Artefakte“ funktionieren, sondern auch mit ihrem Umfeld und dessen Historie korrespondieren, sich also zwar äußerlich in die „Real City“ einfügen, im Innern aber eine „Virtual City“ aufscheinen lassen, in der sich die Zukunft, vielleicht sogar eine bessere, repräsentiert.
Nicht eine noch so raffinierte Technologie mache sein Bauen aus, sondern eine „humane Funktionalität“, was ein nachhaltiges und ökologisches Bauen fast selbstverständlich bedinge. Die Ästhetik resultiere daraus dann wie von selbst. Wie das und ob das funktioniert, führt die Nürnberger Ausstellung in wunderschöner Opulenz vor Augen, was nicht zuletzt auch ein Verdienst der überwältigenden Fotografien Viertlböcks und ihres grandiosen Arrangements ist, das die Ausstellung weit über eine Dokumentation der wichtigsten architektonischen Werke Helmut Jahns hinaus zu einem künstlerischen Ereignis macht, in dem sich der Besucher inmitten einer Stadt der Zukunft wähnt.
(Friedrich J. Bröder)
Die Ausstellung „Helmut Jahn - Process Progress. Das Gesamtwerk des Architekten in Zeichnungen, Modellen und in Fotografien von Rainer Viertlböck“ der Neuen Sammlung München im Staatsmuseum für moderne Kunst und Design Nürnberg, Klarissenplatz, ist noch bis 24. Februar 2013 zu sehen. Dienstag bis Sonntag von 10 – 18 Uhr, Donnerstag bis 20 Uhr. Der Katalog kostet 24 Euro.  (Die Mansueto Library in Chicago und das Sony Center in Berlin - Foto: Rainer Viertlböck)

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