Bauen

26.04.2013

Ein Kind seiner Zeit

Podiumsdiskussion über "Denkmäler: Lust oder Frust"

Bayern ist eines der denkmalreichsten deutschen Bundesländer. Über 160 000 Baudenkmäler, Ensembles und Bodendenkmäler prägen das Gesicht des Freistaats. Über 60 000 Denkmäler sind in Privatbesitz. Deshalb besitzt das Engagement der privaten Denkmaleigentümer eine nicht zu unterschätzende Bedeutung für den Erhalt de bayerischen Denkmallandschaft.
„Denkmäler: Lust oder Frust?“ unter diesem Motto stand eine Podiumsdiskussion in der Säulenhalle – ebenfalls ein Denkmal – des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege (BLFD) in München. Diskutanten waren Generalkonservator Egon Johannes Greipl vom BLFD sowie die beiden Denkmaleigentümer Fritz Eichbauer (Bauunternehmer) und Jannik Inselkammer (Augustiner-Bräu Wagner KG). Eichbauer ist Besitzer des erst vor Kurzem unter Denkmalschutz gestellten Gourmettempels Tantris in München. Inselkammer gehört Münchens älteste Brauerei, der Augustiner-Bräu. Diskutiert wurde unter anderem darüber, ob es beim Denkmalschutz nur um Liebhaberobjekte und die reine Lust am Denkmal geht oder doch eher der Frust wegen der Auflagen des Denkmalschutzes überwiegt.
Laut Greipl wäre es ein großes Missverständnis, wenn ein Denkmal nur schön sein muss. „Ein Denkmal muss etwas erzählen, ein Zeuge sein und sprechen können“, erklärte der Generalkonservator. Ähnlich äußerte sich auch Inselkammer. Seiner Ansicht nach verkörpert und erzählt ein Denkmal Geschichte. Allerdings sollte es „auch offen sein“, da sonst eine Chance vergeben wird. Der Brauereichef betonte, dass er gerne in einem Denkmal lebt und arbeitet. „Wenn man vor dem Tantris steht, bekommt man Lust“, so Eichbauer, denn es ist ein lebendiges Denkmal.
Sollte man den Kauf eines Denkmals ins Auge fassen, rät Greipl vor übereilten Entscheidungen ab. Sein Unternehmen kaufe regelmäßig schöne alte Gebäude, erklärte Inselkammer, allerdings werde vorab geklärt, ob die beabsichtigte Nutzung auch mit dem Denkmal vereinbar ist, was bei einem Gastronomiebetrieb oftmals schwierig ist. „Denn ein Denkmal verkörpert Tradition und Regionalität.“
Ein Denkmal muss man so pflegen, sagte Eichbauer, dass es erhalten bleibt. Dass das Tantris unter Denkmalschutz gestellt wurde, ist für Eichbauer eine große Anerkennung, denn dies zeige auch, dass es sich um ein nicht alltägliches, gut gebautes Gebäude handelt. Seiner Meinung nach ist es wichtig, auch jüngere, zeitgemäße Bauten als Denkmäler zu schützen.
Veränderungen
müssen passen
In die selbe Kerbe schlug auch Greipl, der auf die Frage, warum das Tantris in die Denkmalliste aufgenommen wurde, sagte, dass das Restaurant ein typischer 1970er Jahre Bau ist. Es verkörpert eine Epoche und ist von kulturgeschichtlicher Bedeutung. „Dieses Gebäude spricht für die Jahre, in der es entstand, wie kaum ein anderer Bau jener Zeit.“
Auf Inselkammers Frage, wo und wie man für ein Denkmal die Grenze einer zeitlichen Epoche zieht, antwortete der Generalkonservator: Das Denkmal müsse ein Zeugnis dafür sein, was einmal war. Dabei sei es gar nicht entscheidend, ob es nun besonders spektakulär ist oder auch nicht.
Zu den Punkten Veränderungen beziehungsweise Ergänzungen an einem Denkmal forderte Inselkammer Flexibilität, um ein Gebäude aktuellen Erfordernissen anpassen zu können. „Veränderungen sind immer wieder nötig.“ Für Eichbauer müssen Veränderungen „geschmacklich“ zu dem Denkmal passen. Greipl wiederum sprach sich bei Ergänzungen für eine Abgrenzung vom ursprünglichen Denkmal aus. Er relativierte aber seine Aussage dahingehend, „dass es auf die Sensibilität und den Respekt des Neuen gegenüber dem Alten ankommt“.
Vielleicht, so der Chef des BLFD, sollte man vor Veränderungen und Ergänzungen an einem Denkmal zuerst eine Denkpause einlegen und sich überlegen, ob diese Neuerungen überhaupt nötig sowie wichtig sind und wo sie sich gegebenenfalls anbieten. Für Inselkammer sind Modernität und Tradition wichtig und beides ist für ihn in einem Denkmal möglich.
(Friedrich H. Hettler)

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