Bauen

Die typische Bäderarchitektur an der Ostsee. (Foto: Neumann)

01.07.2011

Ein Mix aus Stilelementen

Für echte Romantikfans: Die Bäderarchitektur an der Ostsee

Nur an der Ostsee und an den Schweizer Seen ist die dort so typische Bäderarchitektur zu finden. Wunderschöne alte Häuser mit einem besonderen eigenen Baustil, wie zum Beispiel in Heiligendamm, Kühlungsborn, Heringsdorf, Ahlbeck, Sellin und Binz auf Rügen, sind einfach – zu jeder Jahreszeit – ein interessanter Hingucker. Die kleinen kunstvoll verzierten Türmchen, Erker und Laubengänge fallen dem Betrachter sofort auf. Dazu ein rosenumranktes Geländer oder mit Geranien bepflanzte Blumenkästen auf dem Balkon vervollständigen das gelungene Gesamtbild der Bäderarchitektur.
Diese fein herausgeputzten Häuser sind teilweise in Privatbesitz; aber auch gastronomische Betriebe und Pensionen haben diese Gebäude entdeckt und freuen sich über Gäste. Der eigentliche Baustil der Bäderarchitektur entwickelte sich im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert und gehörte keiner speziellen Stilrichtung an. Er setzte sich vielmehr aus verschiedenen Bau- und Stilelementen unterschiedlicher Zeitepochen zusammen. Gerade darin liegt auch der besondere Reiz.
Das Bild der Bäderarchitektur wird durch zwei- bis viergeschossige Bauten bestimmt, deren Fassaden durch Balkone und Veranden aufgelockert werden. Bei großen Villen dominieren imposante Rundbogen- oder Rechteckfenster, die zum Teil auch durch Halbsäulen und Blendpilaster ergänzt wurden. Reich verzierte weiße Holzbalkone oder verglaste Veranden erinnern an die Zeit des Jugendstils. Erkennbar auch am schönen Ornamentschmuck, verspielten Erkern, Türmchen und Dachreitern. Schwungvolle Dreiecksgiebel, „einfache“ Giebel und auch kleine Türmchen schließen die Dachgeschosse ab. Die Vorderseite der Häuser oder Villen bestimmen Balkone oder Holzloggien mit äußerst filigranen kunstvollen Holzarbeiten. Große und dazu hohe Jugendstilfenster, breite Freitreppen, reich verzierte Schornsteine und auch Dachgiebel zeigen, dass hier mit viel Phantasie und Liebe zum Detail ein eigener Stil geschaffen wurde. Die aufwändig schön gestalteten Eingangsportale werden von barocken Putten bewacht und passen hervorragend zum Gesamtbild.
Villen der Bäderarchitektur befinden sich in der Regel in parkähnlichen Anlagen. Je nach Geldbeutel spiegelten diese Sommerresidenzen die gesellschaftliche Stellung des jeweiligen Bauherrn wider. Die Farbe der Bäderarchitektur ist weiß, bildet – insbesondere an Sonnentagen – zum blauen Himmel einen schönen farblichen Kontrast; daher auch die Bezeichnung „weiße Perlen“. Diese Farbe wird sehr gerne mit den Farben bordeauxrot, olivgrün, beige und blau kombiniert.

Das Innere der
Häuser ist aus Stein


Das Innenleben der Häuser birgt für den interessierten Besucher eine kleine Überraschung: Während die filigranen Gebäude der Bäderarchitektur teilweise aus Holz gebaut worden sind, ist der Innenkern aus Stein.
Eines der ältesten Gebäude steht in Heringsdorf auf der Ostseeinsel Usedom: Der Architekt Georg Bernhard von Bülow ließ hier 1845 die Villa Achterkerke errichten. Sie ist komplett restauriert, in weiß gehalten und zeigt die charakteristischen Merkmale des beginnenden Jugendstils, überdachte Balkone mit großem Rundbogen und hohe Fenster.
Nach der Wende wurde in Ostdeutschland viel saniert und nicht immer ist die typische Bäderarchitektur erhalten geblieben. Rechtzeitig griffen hier die Denkmalpfleger ein: Mittlerweile gibt es über 520 denkmalgeschützte Bauten auf Usedom und über 300 weitere auf Rügen. Ein Besuch ist bei jedem Wetter lohnenswert. Ein Strandbummel auf Usedom lässt längst vergangene Zeiten wieder aufleben. Die schönsten Villen der Bäderarchitektur reihen sich hier wie weiße Perlen an einer Schnur auf der mit 508 Metern längsten westeuropäischen Promenade in Heringsdorf. Hier wird Bummeln zu einem Kunsterlebnis. (Sabine Neumann)

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