Bauen

Der Neubau. (Foto: Bezirk Niederbayern)

24.10.2017

Eine moderne Einheit

Erweiterung und Sanierung der KJP-Fachklinik am Bezirkskrankenhaus Landshut

Das Bezirkskrankenhaus Landshut wurde als gesamtheitliches Ensemble aus sechs aufeinander abgestimmten Baukörpern errichtet – ein Zentralgebäude für Aufnahme, Arztdienst, Untersuchung/Behandlung, Therapie und Verwaltung sowie fünf Satelliten für die psychiatrischen Stationen, darunter im Südwesten das Haus 3 der Kinder- und Jugendpsychiatrie (KJP).
Ziel des mit der Erweiterungsplanung beauftragten Architekturbüros – Beeg Lemke Architekten, München – war, dass sich die zur Umsetzung des Raumprogramms erforderlichen Erweiterungen zum einen städtebaulich in das Gesamtgefüge des Klinikums einordnen und zum anderen, dass die in den Neubauteilen vorgesehenen Räumlichkeiten sinnfällig und funktional richtig mit dem Bestand verschmelzen, so Architekt Udo Lemke. Wie bisher sollte das Haus 3 als eigene, den kleinen und jungen Patienten gewidmete und als solche erkennbare Einheit, als Haus für die Kinder und Jugendlichen gewahrt und fortentwickelt werden, erklärt der Architekt. Im Zuge der Erweiterung sollte sich laut Lemke die Bettenzahl der KJP von 32 Betten, verteilt auf drei Stationen, auf 44 Betten erhöhen – ebenfalls verteilt auf drei Stationen aber nun mit einem zusätzlichen Stationsbereich mit zwölf zusätzlichen Betten, davon acht für die dringend notwendige Intensivpflege und vier für die Suchtbehandlung. Entsprechend der gestiegenen Patientenzahlen musste natürlich auch die Schule für Kranke wachsen – von 48 auf 60 Plätze – ebenso wie das Institut für Schulische und Psychosoziale Rehabilitation, von acht auf 16 Plätze. Für das Planungsbüro stellte sich nun die Frage, wie sollte das an Ort und Stelle von Hauses 3 gelingen, nachdem die bisherige bauliche Struktur wie auch bei den anderen Stationshäusern 1 beziehungsweise 2 bis 3 und 4 auf die spiegelbildliche Anordnung von zwei Stationen angelegt war?
Beeg Lemke Architekten haben dies so gelöst, dass sie eine Erweiterung des Hauses genau an der Spiegelachse zwischen jeweils zwei Stationen vorsahen – dort haben sie einen weiteren ausreichend großen quadratischen Baukörper im Duktus der Gesamtanlage und der Dachlandschaft angehängt und fließend in die bauliche Struktur integriert. Im Erdgeschoss wurde laut Lemke so zwischen der Tagesklinik mit 14 Plätzen und der Schule für Kranke vollständig neu die geschützte Station für Intensiv- und Suchtpflege mit 8 + 4, also zwölf neuen Betten eingefügt, im Obergeschoss zusätzlich zu den zwei bisherigen Stationen eine weitere Station.

Auf aufwendige
Provisorien wurde verzichtet

Die drei Stationen im Obergeschoss konnten dann entsprechend den Altersgruppen gestaffelt belegt werden – die Kleinkinder mit fünf bis elf Jahren im Nordflügel, die jüngeren Jugendlichen mit elf bis 14 Jahren im neuen Mittelflügel, die älteren Jugendlichen im Südflügel. Dies ermöglicht eine gegenseitig integrative Nachbarschaft und eine effektive Behandlung und Betriebsführung im Verbund, erklärt Architekt Lemke. Ein neu im Innenhof aufgeständerter Erschließungsgang ermöglicht vom großen Erschließungsring aus, der die Häuser 1 bis 5 vom Zentralgebäude aus verbindet, die neue mittlere Station neutral zu erschließen, die benachbarten Stationen im Norden und Süden bleiben unberührt, alle drei Stationen haben also einen eigenen direkten Zugang. Der neu eingefügte, mittlere Flügel ermöglichte im untersten Geschoss die Verlagerung und Situierung der im Umfang gewachsenen ISPR und somit in der Kettenreaktion die notwendige Vergrößerung der nach wie vor im Haus integrierten Schule für die jungen stationären Patienten.
So wie die Erweiterung im Grundriss nach besonderen Lösungen verlangte, so war auch die bauliche Umsetzung eine Herausforderung, betont Lemke. Auf aufwendige Provisorien, also ausgelagerte Interimsquartiere zur Unterbringung der Patienten während der Baumaßnahmen, sollte zum einen aus Kostengründen verzichtet werden, zum anderen wäre der so wichtige Verbund der Stationen über Jahre auseinandergerissen worden. Daher erfolgte die Umsetzung in mehreren Bauphasen – insgesamt waren es nacheinander geschaltet vier Umzugsphasen und drei Bauphasen, beginnend im Sommer 2014. Nach Verdichtung der Stationen, also Höherbelegung der Patientenzimmer mit übergangsweise drei statt zwei Patienten, im Nord- und Südflügel konnte dazwischen gerade so viel Platz geschaffen werden, dass der neue Baukörper in Bauphase 1 angehängt werden konnte. Der Neubau konnte nach Fertigstellung bezogen werden und bot so wiederum die Möglichkeit, die bestehenden Bereiche des Hauses frei zu bekommen und sanieren zu können. In Bauphase 2 wurde dann der Südflügel saniert, in Bauphase 3 der Nordflügel. Aus logistischen und organisatorischen Gründen mussten in den Umzugsphasen zwischen den Bauphasen einige Stationen mehrmals ihren Standort wechseln, so Lemke. Die Station der Kleinsten durfte dies dreimal, die Stationen der jüngeren und älteren Jugendlichen hingegen nur zweimal, wurden dafür aber anfangs zusammengelegt und verdichtet und dann später wieder auseinandergezogen zu vollwertigen Stationen. Im Ergebnis der Sanierungen entsprechen die Klinikbereiche im Bestand den neuen zeitgemäßen Vorgaben für Raumgrößen und Betriebsstrukturen. Neubau und Bestand sind nun eine moderne Einheit, betont der Architekt. Natürlich trägt die innenräumliche Gestaltung im Vergleich zu den anderen Stationshäusern den besonderen Bedürfnissen der Kinder und Jugendlichen Rechnung, erklärt Lemke – durch eine angemessene Farbigkeit (nicht Buntheit), aber insbesondere auch durch die Auslegung der Möblierung. Die Zimmer gliedern sich in eine Vorzone mit Patientenschränken und Nasszelle, einen Schlafbereich und einen Wohn- und Arbeitsbereich am Fenster. Eine großzügige Sitzkoje an einem in der Fassade hinausgestülpten Erker bietet in der Wohnzone einen besonderen Aufenthaltsort.
Der Neubau erhält durch einen besonders gestalteten Lichthof auch in seinem Zentrum Tageslicht. Davon profitieren nicht nur die inneren Stationsbereiche, sondern auch die Aufenthalts- und Pausenbereiche der ISPR in der untersten Gebäudeebene. Die ebenfalls neu angelegten Freianlagen bieten unterschiedlichste Möglichkeiten für Aufenthalt, Spiel und Therapie im Freien. Der neu eingefügte Mittelbaukörper lässt beidseits zu den bestehenden Gebäudeflügeln ganz unterschiedlich gestaltete Freibereiche entstehen, erklärt Lemke. Zwei bunte Bauwägen haben die während der Bauzeit reduzierten Außenflächen kompensiert und bereichern nun nach wie vor die Aktivitäten im Freien. (Friedrich H. Hettler) (Ein Flur mit einem Spielbereich und ein Gruppenraum - Fotos: Bezirk Niederbayern)

Kommentare (0)

Es sind noch keine Kommentare vorhanden!
Die Frage der Woche

Ist das geplante Demokratiefördergesetz sinnvoll?

Unser Pro und Contra jede Woche neu
Diskutieren Sie mit!

Die Frage der Woche – Archiv
Vergabeplattform
Vergabeplattform

Staatsanzeiger eServices
die Vergabeplattform für öffentliche
Ausschreibungen und Aufträge Ausschreiber Bewerber

Jahresbeilage 2023

Nächster Erscheinungstermin:
29. November 2024

Weitere Infos unter Tel. 089 / 29 01 42 54 /56
oder
per Mail an anzeigen@bsz.de

Download der aktuellen Ausgabe vom 24.11.2023 (PDF, 19 MB)

E-Paper
Unser Bayern

Die kunst- und kulturhistorische Beilage der Bayerischen Staatszeitung

Abo Anmeldung

Benutzername

Kennwort

Bei Problemen: Tel. 089 – 290142-59 und -69 oder vertrieb@bsz.de.

Abo Anmeldung

Benutzername

Kennwort

Bei Problemen: Tel. 089 – 290142-59 und -69 oder vertrieb@bsz.de.