Bauen

Holz war bei dem Neubau ein prägendes Baumaterial. (Foto: Einweihungsbroschüre)

22.07.2011

Eingebettet ins intakte Ortsbild

Neubau einer Landwirtschaftsschule im "Grünen Zentrum" in Fürstenfeldbruck-Puch

Der Fürstenfeldbrucker Ortsteil Puch zeichnet sich durch die hohe Qualität seines intakten, gewachsenen Ortsbilds aus. Die Errichtung des Grünen Zentrums wird entscheidende Impulse für die Vitalität der weiteren Ortsentwicklung geben. Die daraus resultierende Verantwortung, ortsverträgliche Typologien zu entwickeln und die Landwirtschaftsschule im Einklang mit der Nachbarschaft zu errichten, war Hauptaugenmerk der entwurflichen Überlegungen.
Als nördlicher Arealabschluss des Grünen Zentrums besetzt der Neubau der Landwirtschaftsschule – Planung: Keiner_Balda Freie Architekten, Fürstenfeldbruck – das Baufeld entlang der Abt- Thoma-Straße auf einer Länge von 41 Metern und einer Tiefe von 15 Metern. Der zweigeschossige Baukörper wurde so konzipiert, dass er sowohl dem Grünen Zentrum einen angemessenen Abschluss gibt, sich darüber hinaus aber auch in die dörfliche Struktur einbindet.
Unter Ausnutzung der Topographie schafft das Gebäude zwei gleichberechtigte, ebenerdige Zugänge; zum einen auf Höhe der Abt-Thoma-Straße mit dem Fachbereich Landwirtschaft, zum anderen auf Gartenniveau mit dem Zugang vom Grünen Zentrum in den Fachbereich Hauswirtschaft.
Die Einbettung in die Topographie garantiert einen Baukörper, der sich durch seine moderate Höhenentwicklung in die kleinmaßstäbliche Dorfstruktur einfügt. Aus der Sichtachse zum ortsprägenden Markenzeichen Kirche entwickelt sich die gestreckte Grundrissstruktur. Auch aus dem Inneren des Gebäudes ist die Kirche wahrnehmbar: Aus dem Flur des Gartengeschosses eröffnet sich der Blick auf den Kirchturm.
Der Bezug zum Ort soll so aufgebaut und für den Nutzer erlebbar gemacht werden. Generell wird es als sehr erstrebenswert angesehen, dass die Schule ihren nahen Bezug zur Umgebung pflegt und erhält: Nicht zuletzt deshalb soll bei der diesjährigen Kunstausstellung 2011 der Landkreiskünstler ein Kunstwerk für die Schule erworben werden.
Die Konstruktion der Schule greift ein Thema der traditionellen Bauweise landwirtschaftlicher Gebäude mit massivem Sockel und leichter Holzkonstruktion im Obergeschoss auf. Über dem Grundriss des Obergeschosses entwickelt sich, der Organisation des Gebäudes logisch folgend, ein asymmetrisches Satteldach.
Die Verwendung des Rohstoffs Holz in seinen verschiedenen Funktionen als tragendes sowie schützendes Bauteil ist integraler Bestandteil des Entwurfs und soll die Möglichkeiten des modernen Holzbaus exemplarisch veranschaulichen. So bestehen alle tragenden Wände, wie auch Decken des Obergeschosses, aus unverkleideten Fichten-Brettsperrholzelementen, die dank ihrer kreuzweisen Schichtverleimung eine hervorragende Stand- und Formstabilität aufweisen.
Die geschlossenen Fassadenflächen werden hochgedämmt und mit einer hinterlüfteten, vertikalen Lärchenschalung ausgeführt. Die hohe Widerstandsfähigkeit des Lärchenholzes ermöglicht den Verzicht auf witterungsschützende Anstriche, wodurch der natürliche Charakter und Alterungsprozess des Holzes auch in der Außenhaut erhalten bleibt. Der Verzicht auf einen Dachüberstand wurde ebenfalls unter diesem Aspekt gewählt, um die natürliche Vergrauung der Außenwandbekleidung möglichst homogen zu garantieren.
Die transparenten Fassadenflächen sind als Holz-Pfosten-Riegel-Fassade mit Aluminium-Abdeckprofilen auf der Außenseite und einer Dreifach-Isolierverglasung ausgeführt. Auch hier wurde auf die Verwendung von heimischem Lärchenholz Wert gelegt.

Mattiertes Edelstahl-Blechdach


Dem Konzept der Verwendung natürlicher Materialoberflächen folgen im Innenraum auch der Fußboden sowie die Sichtbetonwände des Erdgeschosses. Als Bodenbelag dominiert, bis auf wenige Ausnahmen, geöltes Eiche-Industrieparkett. In Verbindung mit der Fußbodenheizung bietet dieser Belag eine sehr strapazierfähige, aber auch angenehm wohnliche Grundlage für die tägliche Nutzung des Gebäudes.
Die Dachdeckung erfolgte als mattiertes Edelstahl-Blechdach in handwerklicher Stehfalztechnik. Diese Art der Deckung ermöglicht eine homogene Gestaltung in Verbindung mit der Fotovoltaikanlage auf der südlichen Dachfläche. Die Fotovoltaikanlage versteht sich als integrativer Bestandteil der Architektur und nicht wie üblich, als verunstaltendes „Add-on“.
Die Verwendung der Brettsperrholzelemente ermöglichte einen hohen Grad der Vorfertigung im Werk. Dadurch konnte die Rohbauzeit auf ein Minimum verringert werden. Parallel zur Rohbauphase, in der die Betonwände, Decken und Bodenplatten erstellt wurden, lief im Werk der Holzbaufirma der Abbund der Brettsperrholzwand- und Deckenelemente. Die Errichtung des gesamten Obergeschosses nahm somit dann nur noch rund zwei Wochen in Anspruch.
Das Gebäude wird über eine Fernwärmeleitung an die Holzpellets-Heizzentrale des Hauptgebäudes im Grünen Zentrum angeschlossen. Auch bei der Beheizung bleibt man somit dem Grundsatz der Verwendung örtlich nachwachsender Rohstoffe treu. Die fest integrierte Photovoltaikanlage sowie die außerordentlich gute Dämmung tun ihr Übriges, um die Energiebilanz der Landwirtschaftsschule in einen positiven Bereich zu heben.
Die Verwendung von Holz, welches explizit ein Baustoff mit niedrigem Energieverbrauch ist, hat sich im Projekt in vielerlei Hinsicht positiv ausgewirkt. Neben den Vorteilen auf eine Bauzeitverkürzung ist insbesondere die Behaglichkeit und die angenehme Atmosphäre durch die Sichtholzoptik der Innenräume hervor zu heben. Das zur Herstellung der Brettsperrholzelemente verarbeitete Fichtenholz hat während seines Wachstums mehr CO2 dauerhaft gebunden, als bei der folgenden Verarbeitung freigesetzt wurde. Es konnte somit eine positive Ökobilanz ausgewiesen werden.
Ausgeschrieben wurde das Projekt über SOL (Staatsanzeiger Online Logistik). (BSZ)

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