Bauen

Die neue Grundschule in Wilhelmsthal. (Foto: Architekturbüro Kersten Schöttner)

13.12.2013

Farbe soll für Lernspaß sorgen

Neubau einer Grundschule in Wilhelmsthal

Dem Grundschulhausneubau in Wilhelmsthal ging eine jahrelange Diskussion innerhalb der Gemeinde über die Frage voraus, in welchem Ortsteil die neue Schule errichtet werden und ob sie überhaupt gebaut werden soll. Nachdem diese Frage per Bürgerentscheid entschieden war, ging es zügig voran: Die Bauarbeiten wurden am 26. April 2012 begonnen und pünktlich zum Beginn des neuen Schuljahres am 12. September 2013 konnten Lehrer und Schüler ihr neues Domizil beziehen.
Wilhelmsthal liegt recht malerisch an einem Berghang, die Lage ist jedoch geprägt von engen, steilen Ortsstraßen mit engen Kurvenradien und, besonders im Winter, schwierigen Straßenverhältnissen. Deshalb wurde als Standort eine Anhöhe am Ortsrand gewählt, dort ist die Zufahrt über den Ortsteil Hesselbach auch für größere Busse möglich. So besteht das Gesamtprojekt aus dem Buswendeplatz auf der Ostseite, dem Schulhausneubau in Ost-West-Richtung mit Pausenhof und Haupteingang und der bestehenden Turnhalle auf der Westseite.
In einer weiteren Ausbaustufe soll die Heizungsanlage für Turnhalle und Schulgebäude erneuert werden, entweder durch Anschluss an eine geplante Nahwärmeversorgung oder durch eine Hackschnitzelheizung, separat für das Schulgelände, in jedem Fall mit dem Brennstoff Holz aus dem Frankenwald als erneuerbarer und standortnaher Energieträger.
Wer von Wilhelmsthal zu Fuß kommt, betritt das Schulhaus durch den markanten Windfang (Stahl-Glas-Konstruktion) und kommt in die 24-eckige Pausenhalle, die alle angrenzenden Räume miteinander verbindet. Der Mehrzweckraum auf der Südseite dient meist als Speisesaal für die Mittagsbetreuung, er kann auch zusammen mit der Pausenhalle als großer Veranstaltungsraum genutzt werden und ist hierfür mit Lautsprecheranlage, Beamer und Leinwand ausgerüstet sowie mit 20 Tischen und 80 Stühlen ausgestattet. Über die Speisenausgabe auf der Nordseite der Pausenhalle werden Speisen und Getränke für die Mittagsbetreuung oder für Veranstaltungen samt Geschirr und Besteck bereitgehalten und verteilt.
Der Flur im Erdgeschoss verbindet den Klassenbereich auf der Südseite und die ergänzenden Räume auf der Nordseite, er ist barrierefreie Verbindung der beiden Eingänge und dient außerdem als Erweiterung der Pausenhalle bei schlechtem Wetter. Über fünf Oberlichter wird Tageslicht und Frischluft in die Flure geleitet. Durch die Variation der Breite entstehen Aktionsräume und Ruhezonen, ohne dass die notwendige Funktion als Rettungsweg eingeschränkt wird.
Zur leichteren Orientierung zeigt im Flur jedes der sechs Klassenzimmer seine eigene Farbe in der Türnische und in der Garderobe. Innen erhalten die Klassenräume über die Holz-Alu-Glasfassaden viel natürliches Licht. Die Tür ins Freie dient einerseits als zweiter Fluchtweg, andererseits ist jedem Klassenraum eine gepflasterte Freifläche zugeordnet, sodass bei schönem Wetter der Unterricht auch im Grünen stattfinden kann. Die technische Ausstattung mit Sonnenschutz, Lichtsteuerung und EDV-Anschlüssen kann vom Lehrer individuell an die Bedürfnisse des Unterrichts angepasst werden und genügt auch zukünftigen Unterrichtsmethoden mit EDV-gestützten Medien.
Zur Dämpfung des Geräuschpegels sind die Flure und alle Unterrichtsräume unabhängig von ihrer Größe mit Akustikdecken ausgestattet.

Geringer
Energieverbrauch


Im nördlichen Bereich des Erdgeschosses sind neben der Speisenausgabe drei Gruppenräume, ein Raum für die Mittagsbetreuung, der Informatikraum und die Schülerbibliothek sowie die Schülertoiletten untergebracht, ergänzt durch einen Technikraum, einen Raum für Schularzt/Erste Hilfe, einen Lagerraum für Lehrmittel und einen Putzmittelraum sowie eine rollstuhlgerechte Toilette. Hier sind, wie im Obergeschoss, bei für die Kinder wichtigen Funktionen die Türen farblich gestaltet, zum Beispiel Schülertoiletten blau und rot, Verwaltung und Direktorat orange und Lehrerzimmer blau. Über die beiden Treppenhäuser, eines beim Haupteingang und eines beim östlichen Eingang vom Buswendeplatz her, gelangt man ins Obergeschoss. Rollstuhlfahrer oder schwere Lasten gelangen über den Aufzug nach oben.
Im Obergeschoss sind mit Sekretariat, Elternsprechzimmer, Archiv, Lehrerzimmer und Personal-Aufenthaltsraum sowie den Lehrer-Toiletten die Räume für die Lehrerschaft untergebracht. Die Ausrichtung der Fenster nach Nordwesten verhindert direkte Sonneneinstrahlung und sorgt für diffuses Streulicht in den Räumen. Auch der Werk- und der Musikraum profitieren von der indirekten Beleuchtung.
Der Entwurf des Architekturbüros Kersten Schöttner, Wallenfels, ist geprägt von dem Gedanken, ein durch die Regierung vorgegebenes Raumprogramm auf möglichst geringer Fläche und mit einem geringen umbauten Raum unterzubringen. Dieser Entwurfsgedanke, die Ausbildung der Gebäudehülle und die technische Gebäudeausrüstung ergänzen sich in dem Wunsch, den Energieverbrauch des Schulhausneubaus so gering wie möglich zu gestalten: Von den Wänden aus Gasbetonmauerwerk, über die Dächer mit Vollsparrendämmung und Zusatzdämmung im Deckenbereich bis zu den Fenstern und Glaselementen mit Dreifach-Wärmeschutzverglasung bieten alle Außenbauteile hervorragende Dämmwerte, sodass eine Heizleistung von 60 kW für das gesamte Schulhaus als ausreichend errechnet wurde. Alle Räume sind mit Niedertemperatur-Fußbodenheizung ausgestattet, die über Raumthermostate für jeden Raum einzeln gesteuert wird.
Der Stromverbrauch wird über tageslichtgesteuerte Leuchten in den Unterrichtsräumen, automatische Lichtabschaltung über Präsenzmelder und Zeitrelais sowie den Einsatz von LED-Technik für die Sicherheitsbeleuchtung reduziert. Alle Steuerfunktionen können über ein zentrales Installationsbus-System geregelt werden. Dort wird angezeigt, ob Fenster und Türen geschlossen sind, ob es regnet oder friert oder, dass die Jalousien automatisch hochgefahren werden, da die Behänge sonst durch zu hohe Windgeschwindigkeiten beschädigt werden könnten. Zur Alarmierung im Brandfall wurde eine flächendeckende Brandmeldeanlage installiert. Die einzelnen Brand- und Rauchabschnitte sind mit entsprechenden Brand- und Rauchschutztüren versehen, die Feststelleinrichtungen lassen sich ebenfalls per Zentralbefehl auslösen, sodass außerhalb des Schulbetriebs alle Türen geschlossen sind.
Zur Vorbeugung gegen kriminelle Energien ist das Schulgelände eingezäunt und die Außentüren sind meist geschlossen. Sie sind mit Sprechanlage und Kamera ausgerüstet, sodass Besucher vom Sekretariat aus eingelassen werden können. Innerhalb der Außenanlagen wurde der Wunsch der Schulleitung berücksichtigt, größere Teile des Gartens selbst, zusammen mit den Kindern, zu gestalten. Herzustellen waren jedoch die befestigten Flächen und die Bauwerke: Pausenhof mit Unterstellhütte für Fahrräder und Mülltonnen; Vorfläche Mehrzweckraum mit Schulteich; Atrium als Sitzgelegenheit in sommerlichen Pausen oder als Erweiterung der Unterrichts- oder Veranstaltungsmöglichkeiten im Freien; Gehweg zum Buswendeplatz sowie Lieferantenzufahrt auf der Nordseite.
Außerdem wurden Bäume und Gehölze nach genehmigtem Landschaftsplan gepflanzt. Die weiteren Grünflächen wurden jedoch lediglich eingesät und können im Lauf der Zeit abschnittsweise umgegraben und von der Schule selbst betreut werden.
Es stand eine Gesamtfläche von knapp 1500 Quadratmetern zur Verfügung. Die Baukosten beliefen sich auf rund 3,15 Millionen Euro. (BSZ) (Der Eingangsbereich; Blick in einen Flur; Schema des Neubaus und der Pausenhof - Fotos: Architekturbüro Kersten Schöttner)

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