Bauen

Die Abteikirche Amorbach von außen. (Foto: Fürst zu Leiningen-Stiftung)

28.08.2015

Fast vollständig im Originalzustand erhalten

Die Erhaltungs- und Restaurierungsarbeiten an der ehemaligen Abteikirche zu Amorbach sind weitgehend abgeschlossen

Nach dem erfolgreichen Abschluss der umfangreichen Erhaltungs- und Restaurierungsarbeiten an der Kirche und der gründlichen Reinigung und Nach- intonation der Stumm-Orgel wurde die ehemalige Abteikirche zu Amorbach am 18. Juli 2015 mit einem öffentlichen Festgottesdienst wieder ihrer Bestimmung übergeben.
Die über 1250 Jahre alte Benediktinerabtei Amorbach gehörte zu den ältesten Klöstern Frankens. Stolze 1000 Jahre war das Kloster, als man sich dazu entschloss, an Stelle der romanisch-gotischen Kirche einen dem Stil der Zeit entsprechenden Barockbau zu errichten.
Nach Plänen von Maximilian von Welsch entstand 1742 bis 1747 ein imposanter Neubau, wobei von der alten Kirche die beiden Westtürme mit ihren fünf läutbaren Glocken, zwei aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts sowie drei aus der Mitte des 15. Jahrhunderts, beibehalten wurden.
Die Kirche ist im Gegensatz zu vielen anderen Kirchen einzigartig, da die Oberflächen des Kirchenraums aus der Erbauungszeit – also Wände, Stuckmarmoraltäre, Leinwandbilder, Deckenfresken und Kanzel – fast vollständig im Originalzustand erhalten sind und nur gereinigt und konserviert wurden. Die wertvolle und einmalige Substanz zu erhalten – das war das Credo bei allen Arbeiten an diesem in weitem Umfeld einzigartigen Gebäude, das sich lohnt, besucht zu werden.
Der erste Bauabschnitt startete im Frühjahr 2012 mit der Einrüstung der Kirche sowie der Instandsetzung des Dachstuhls. Die Neueindeckung des gewaltigen Schieferdachs, die Überarbeitung der immer noch aus der Bauzeit stammenden Sechseckwabenfenster sowie Putzausbesserungen und Natursteinarbeiten waren die nächsten Schritte.

Die Gesamtsanierung kostete 6,6 Millionen Euro

Gleichzeitig liefen im Inneren die Vorbereitungen zur Untersuchung und Konservierung des Kirchenraums mit seiner hochwertigen Ausstattung führender süddeutscher Künstler. Johann Michael Feichtmayr der Jüngere und Johann Georg Übelhör schufen den Stuck. Der Asamschüler Matthäus Günther malte die Deckenfresken, die aus dem Leben des Heiligen Benedikt erzählen. Johann Wolfgang van der Auvera ist die Kanzel zu verdanken und der Kunstschmied Markus Gattinger fertigte das Chorschrankengitter.
Im grandiosen Einklang der prachtvollen Kirche krönt die von den Gebrüdern Stumm aus Rhaunen-Sulzbach 1782 erbaute Barock-Orgel mit ihren 5116 Pfeifen, 66 klingenden Registern, vier Manualen, Pedale und Glockenspiel das Gesamtkunstwerk.
Nach umfassenden Reinigungsarbeiten und Intonation trägt dieses Meisterstück – ein großes Werkzeug zum Lobe Gottes – wieder den Gesang der Gemeinde und steht im Mittelpunkt der vor über 60 Jahren vom Fürstenhaus zu Leiningen ins Leben gerufenen Konzertreihe „Amorbacher Abteikonzerte“.

Eigentum der Fürst zu Leiningen-Stiftung

Die Abteikirche ist im Eigentum der stiftungsrechtlich anerkannten Fürst zu Leiningen-Stiftung, Amorbach. Die Stiftung dient gemeinnützlichen und kirchlichen Zwecken.
Die Gesamtsanierung der Abteikirche zu Amorbach wurde mit rund 6,6 Millionen veranschlagt. Maßgebliche Fördermittel erhält die Fürst zu Leiningen-Stiftung als Maßnahmenträger und Eigentümer der Kirche von folgenden Institutionen: Bayerischer Entschädigungsfonds, Bayerische Landesstiftung, Messerschmitt-Stiftung, Deutsche Stiftung Denkmalschutz und der Evangelischen Landeskirche Bayern.
Die Orgel der ehemaligen Abteikirche gilt als eine der großen Barockorgeln in Süddeutschland. Es ist die größte in den sechs Generationen der Sulzbacher Stumm-Werkstatt und die einzige mit einem Manual-Principal 16’ ab C. Das Gehäuse war zwischen 1774 und 1780 von der Klosterschreinerei angefertigt worden, 1782 war das Werk vollendet. Nur kurze Zeit diente sie dem Benediktinerkonvent. Denn 1803 wurde das Kloster säkularisiert und kam in den Besitz des Fürstenhauses Leinigen.
Die berühmte Orgel blieb, im Gegensatz zur Chororgel, in der Kirche, wurde allerdings 1868  mit neuen Kegelladen versehen und in der Folgezeit mehrfach umgebaut. Immerhin blieben 25 originale Register erhalten, darunter alle Prospektpfeifen und das Glockenspiel.
Bei einer großen Reorganisation konnten 1982 die beiden Werkstätten Johannes Klais und G.F. Steinmeyer in einer Arbeitsgemeinschaft die Tradition der Orgel weiterführen: Die drei Manualwerke Echo, Hauptmanual und Positiv von 1782 wurden wieder im Gehäuse integriert und das Pedal wie ursprünglich freistehend hinter dem Gehäuse etwas erweitert aufgebaut. Auf dem Platz der ursprünglichen Balganlage wurden die 1965 geretteten Hauptwerks- kegelladen, deren C-Seiten erhalten blieben, zu einem großen Schwellwerk ergänzt. Die Orgel hat heute 66 Register mit über 5000 Pfeifen.
Im Rahmen der Gesamtrestaurierung der Abteikirche wurde auch die berühmte Orgel gereinigt und revidiert. Einige Verschleißteile des vielgespielten Instruments mussten ersetzt, das Pfeifenwerk nachintoniert werden. Das 1982 wohlüberlegte Konzept, das die wechselvolle Geschichte der Orgel zu versöhnen suchte, ohne die Forderung nach „Konzertfähigkeit“ einzuschränken, wurde insgesamt beibehalten. (BSZ)

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