Bauen

Lichtinstallation "Himmel und Erde". (foto: Philipp Geist/VG Bild-Kunst Bonn)

18.12.2015

Gotteshaus in neuem Glanz

Innensanierung der Heilig-Kreuz-Kirche in München-Giesing

Die Heilig-Kreuz-Kirche in Giesing ist einer der bedeutendsten neugotischen Kirchenbauten in München und zugleich der einzige, dessen Bausubstanz und Ausstattung mit Ausnahme der Glasgemäldefenster den Zweiten Weltkrieg und die nachfolgenden Jahrzehnte weitgehend überstanden hat. Dennoch musste der Sakralbau zahlreiche Instandsetzungs-, Umbau- und Renovierungsmaßnahmen über sich ergehen lassen.
Nach einer 15 Jahre andauernden, umfänglichen Außensanierung bis ins Jahr 2000 begannen, ausgelöst durch herabfallende Putzstücke im Kirchenraum, die Projektvoruntersuchungen und Schadenskartierungen im Inneren. Architekt Andreas Hlawaczek, von der Erzdiözese München beauftragt, erarbeitete zusammen mit dem Ressort Bauwesen und Kunst ein Gesamtkonzept, das außer den oben genannten Problemen auch zukünftig eine Nutzung des Sakralraums für kulturelle Veranstaltungen, Konzerte und Ausstellungen berücksichtigen sollte. Ab 2012 wurde dann mit der Umsetzung der Maßnahmen begonnen.
Der spätromanische Vorgängerbau der Kirche befand sich etwas südlich von der heutigen Kirche. Er erwies sich wegen des starken Bevölkerungswachstums bereits in der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts als zu klein. Nach der Eingemeindung Giesings nach München 1854 wurden die vom abgedankten König Ludwig I. finanziell und ideell unterstützten Neubauplanungen mit der Grundsteinlegung 1866 in die Tat umgesetzt. Als Bauplatz für den mächtigen, nach Plänen Georg von Dollmanns errichteten Neubau wurde die höchste Stelle des Giesinger Bergs ausgesucht, die man nach Westen noch etwas durch eine Stützmauer erweiterte.
Nachdem die neue Kirche am 31. Oktober 1886 endlich eingeweiht werden konnte, wurde 1888 die alte Dorfkirche abgebrochen.
Der Innenraum der Giesinger Kirche beeindruckt den Besucher durch die mächtigen Pfeiler mit ihrem quadratischen Grundriss, aus dem die Dienste wie herausgefräst erscheinen, während die Wand wegen der extrem großen Fensterflächen nur wenig in Erscheinung tritt.
Im Gegensatz zu manchen sehr genau an originalen Vorbildern der Gotik geschulten späteren Kirchenbauten der Neugotik, wirken Details der Gliederung wie zum Beispiel die dicken Gewölberippen als eigenständige Elemente und nicht so sehr als Teile eines organischen Ganzen, wie es dem Stil der mittelalterlichen Vorläufer entsprach. Insofern ist die Heilig-Kreuz-Kirche als erstes großes, eigenständiges Werk Georg von Dollmanns zugleich ein Nachklang romantischer und zugleich klassizistischer Vorstellungen und viel weniger ein kopierendes Stilimitat.
Betont wird der Raumeindruck durch die nun in Anlehnung an die erste nachweisbare Wandfassung rekonstruierte Fassung in grau-grünlichem Sandsteinton und gebrochenem Weiß.
Der Chorraum wird baulich von den beiden seitlichen, früher als Oratorien genutzten Einbauten gerahmt, unter denen sich die beiden Sakristeiräume befinden.

Neugotischer Hochaltar


Im Bereich des Presbyteriums sind ihre Wände mit einer flach vor die Wand gesetzten Maßwerkgliederung verkleidet, vor der das Chorgestühl steht. Oben sind die beiden Oratorien mit reich durchbrochenen und durch Fialen bekrönten Baldachinarchitekturen aus Abbacher Sandstein besetzt.
In der Mitte des Chorraums steht der neugotische Hochaltar mit seinem hochaufragendem Gesprenge, der in seinem Mittelteil die in steingrauer Farbe gefasste Kreuzigungsgruppe als thematisches Zentrum der Kirche zeigt.
Zentrum der heutigen nachkonziliaren Liturgie ist der Altar versus populum aus den 1960er Jahren, für den Bildhauer Toni Stegmayer, von dem auch der neue Ambo stammt, einen neuen Fuß anfertigte.
Ein raumbestimmendes Element bei der Innensanierung der Kirche war die Rekonstruktion des Bodens aus einem schachbrettartigen Pflaster mit kleinteiligen Keramikplatten. Das Gestühl wurde wieder, unter Verwendung der historischen Bänke, in zwei Blöcken aufgestellt – ursprünglich gab es einen zentralen Mittelblock, auf den man jetzt verzichtete – und hat eine neuartige elektrische Bankheizung erhalten. Im vorderen Bereich des Mittelschiffs wurde er mit einer mobilen Bestuhlung ergänzt. Diese in die Vierung reichende Fläche kann freigeräumt werden und Platz für Konzerte und kulturelle Veranstaltungen im kirchlichen Kontext bieten. Die Sicherheitsanforderungen wurden durch die Schaffung eines zusätzlichen Notausgangs und entsprechender Notbeleuchtung erfüllt.
Neben der Ausführung von Teilbereichen des Kirchenraums mit Fußbodenheizung und Bankstrahlheizungen wurde durch den Einbau einer Bauteiltemperierung den Anforderungen einer multifunktionalen Nutzung Rechnung getragen. Dazu trägt auch der Einbau entsprechender Beleuchtungstechnik sowie Medien- und Datenverkabelung bei, über Wlan lässt sich auch der aktuelle Kirchenführer abrufen.
Aufwendige Reinigungs-, Instandsetzungs- und Ergänzungsarbeiten betrafen die hauptsächlich aus Abbacher Grünsandstein bestehenden Natursteinarbeiten (Fenstermaßwerke, Sockelbereiche, Kapitelle, Orgelempore und Gesprenge Chororatorien). Zudem mussten die Stufenanlagen an den Altären restauriert beziehungsweise beim Rückbau des altarinselartig vorgezogenen Bereichs vor dem Presbyterium eine neue Stufenanlage eingebaut werden. (BSZ) (Blick in den Kirchenraum und hinauf zur Orgel; der Hochaltar der Heilig-Kreuz-Kirche - Fotos: EOM/Achim Bnz)

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