Bauen

Die Moldau mit der Burg und dem Veitsdom. (Foto: Wiegand)

14.11.2014

Herrlich flanieren

Architekturspaziergang durch Prag

Prag ist eine der schönsten Städte Europas. Doch was macht diese Stadt so schön? Ihre Bauten und ihre Lage. Der Blick über die Moldau zur mehr als tausendjährigen Burg auf dem Hradschin spricht bereits Bände. Darüber hinaus besitzt die Altstadt eine Fülle von fein restaurierten Häusern und Palais. Farbenfrohe Renaissance-, Barock- und Rokoko-Beautys säumen den weitläufigen Altstädter Ring. Die Astronomische Uhr von 1410 am gotischen Rathausturm bestaunen Besucher aus aller Welt.
Highlights sind dort auch die Teynkirche mit ihren hübschen Türmen sowie die Nikolauskirche, ein Barockjuwel, errichtet 1737 von Kilian Ignaz Dientzenhofer, dem berühmtesten Sohn der oberbayerischen Baumeister-Familie.
Wer zur weltweit größten Burganlage hinauf will, geht gerne über die Karlsbrücke. Am 9. Juli 1357 um genau 5:31 Uhr legte angeblich Karl IV., Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation – den Berechnungen seiner Astrologen folgend – den Grundstein. Vorbild für diese 516 Meter lange und 9,50 Meter breite Steinbrücke war die in Regensburg.
Dass sie bislang allen Widrigkeiten trotzte, gilt als Verdienst des jungen Baumeisters Peter Parler aus Schwäbisch-Gmünd. Rund 40 Jahre leitete er auch den schon 1344 begonnenen Dombau. 1992 hat die UNESCO Prag zum Weltkulturerbe erklärt. Ihre großzügige Anlage verdankt diese mittelalterliche Reichshauptstadt ebenfalls Karl IV. Der ließ die Altstadt und die Burg deutlich erweitern und außerdem eine Neustadt mit breiten Straßen bauen, die selbst den heutigen Verkehr bewältigen.
Karls zukunftsorientierte Stadtplanung beweist auch der Wenzelsplatz, in Wahrheit ein 750 Meter langer und 60 Meter breiter Boulevard. Den Schönheitspreis gewinnen dort die beiden Jugendstil-Nobelherbergen von 1903, das Grand Hotel Europa und das anschließende Meran Hotel, geplant von Bedrich Bendelmayer beziehungsweise Alois Dryak. In den umliegenden Straßen finden sich weitere Jugendstilperlen, so das Pojistaje, gebaut für eine Versicherung, und das Topic-Verlagshaus, beide geplant von Oswald Polivka. Noch auffälliger ist sein U Novaku in der Vodickova 699-30 mit dem ländlichen Tanz-Mosaik von Jan Preisler. Würden doch nur nicht die O-Bus-Stromleitungen die Sicht beeinträchtigen.

Der Kubismus als Baustil


Nach diesem dekorativen Überschwang entdeckten tschechische Architekten den Kubismus auch als Baustil. Ein Beispiel ist die Villa Kovarovicova von 1913 in der Libusina-Straße, errichtet von Josef Chochol, einem führender Vertreter dieser Richtung. Im gleichen Stil entwarf er ein Mietshaus in der Neklanova mit ähnlich interessanter Fenstergestaltung.
Nach dem Ersten Weltkrieg setzte man auf den Rondokubismus und nutzte auch Halbkreise und Rundbögen zur Fassadenbelebung. Zu sehen am Hotel Adria von Pavel Janák und Josef Zasche, das 1925 fertig wurde. In rot wird der Rondokubismus zum Hingucker. Danach war Schlichtheit angesagt. Die zeigt die weiße MANES-Galerie von 1930 am Moldau-Ufer, konzipiert von Otakar Novotny. Dieser historische Künstlertreff, nun frisch renoviert, gilt als ein Paradebeispiel für den tschechischen Funktionalismus.
Nur einmal, im April 1945, wurde Prag bombardiert. Von den Alliierten. Der Schaden hielt sich in Grenzen, beschädigt wurde jedoch das Emmaus-Kloster und seine Marienkirche. Die beiden zerstörten Barocktürme hat Frantisek M. Cerny 1967 durch zwei fein gebogene Spitzen ersetzt.
Eine weitere Bombenlücke an der Jiraskuv-Brücke füllt seit 1996 „das tanzende Haus“ von US-Stararchitekt Frank O. Gehry. Ginger und Fred lautet der Spitzname. Gemeint sind die beiden Tänzer Ginger Rogers und Fred Astaire. Keine Frage, welche die Dame mit dem schwingenden Glasrock ist.
(Ursula Wiegand) (Die Spitztürme der Marienkirche und das Tanzende Haus - Fotos: Wiegand)

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