Bauen

Heinrich Hochreither, Vorstandsmitglied der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau. (Foto. B. Gleixner)

18.07.2014

"Innovationsbereitschaft erforderlich"

Ingenieurekammer-Bau-Kolumne: Heinrich Hochreither über "Ingenieurbaukunst - made in Germany"

Zivilisation basiert auf Bauwerken. Ingenieure gestalten aktiv Lebensräume und leisten damit einen wesentlichen Beitrag zur menschlichen Kultur. Eine funktionierende Infrastruktur ist die zentrale Grundlage einer globalisierten Gesellschaft und unabdingbar für deren Wohlstand und wirtschaftliche Entwicklung.
Ingenieurbaukultur subsumiert vielfältige Bauaufgaben. Straßen, Schienen- und Wasserwege sind Voraussetzung für Mobilität. Teil dieser Verkehrswege sind Infrastrukturbauwerke, insbesondere Brücken und Tunnel aber auch Knotenpunkte wie Bahnhöfe und Flughäfen sowie Wasserbauten wie Hafenanlagen und Schleusen.
Darüber hinaus dienen Ingenieurbauwerke der Erzeugung und dem Transport von Energie wie zum Beispiel Gas-, Kohle- und Wasserkraftwerke, Talsperren, Windkraftanlagen, Off-Shore-Plattformen zur Förderung von Erdgas und Hochspannungsleitungen.
Neben der Versorgung mit Energie ist auch die Versorgung des Menschen mit Wasser ein bedeutsamer Teil der Ingenieurbaukultur mit Brunnenanlagen, Wassertürmen, Wasserspeichern und einem funktionsfähigen Rohrleitungsnetz – heute kaum mehr sichtbar und deshalb nicht so spektakulär wie die römischen Aquädukte. Abwassersysteme und Kläranlagen sind nicht nur grundlegende Voraussetzungen für den Umweltschutz, sondern dienen der menschlichen Hygiene und Gesundheit – übrigens eine der Ursachen für die seit dem späten 19. Jahrhundert steigende Lebenserwartung.
Ingenieurbauwerke sind jedoch nicht nur funktional, sondern auch gestalterisch hoch anspruchsvolle Bauwerke, ebenso wie spektakuläre Gebäude und Teil der gebauten Umwelt. Hallen für industrielle Fertigungen oder Ausstellungen wie unter anderem die BMW-Welt in München sowie Fußballarenen mit kühnen Tragkonstruktionen bilden einen wesentlichen Teil unserer Baukultur.
Baukunst unterscheidet sich in vielen Facetten von anderen Künsten – Bauwerke haben stets eine Funktion und unterliegen damit naturgemäß einem anderen Maßstab als Kunstwerke. Es ist der Maßstab, der ein Nachdenken über Tragverhalten und Fertigung unabdingbar macht: Ein sehr einfacher Zusammenhang, der die Baukunst untrennbar mit den Ingenieurwissenschaften verknüpft.

Zaudern und zögern
sind kontraproduktiv


„Ingenieurbaukunst – made in Germany“ steht dabei – vor allem im Ausland – für Qualität, Innovation, hohe Kompetenz und Termintreue. Die in den von der Bundesingenieurekammer herausgegebenen Jahrbüchern Ingenieurbaukunst in Deutschland dargestellten Projekte zeigen, welche herausragenden Bauwerke aus der professionellen Zusammenarbeit zwischen Ingenieuren, Architekten, Bauherrn und verschiedenen Gewerken entstehen können und repräsentieren die nationale und internationale Bedeutung des deutschen Ingenieurbauwesens – in technischer, ökonomischer und baukultureller Hinsicht.
Synergieeffekte zwischen planenden Ingenieuren in firmeneigenen Konstruktionsbüros oder auch in externen Ingenieurbüros und bauausführenden deutschen Baufirmen wurden dabei erfolgreich genutzt. Diese Vorteile sind das Ergebnis unseres dualen Ausbildungssystems, einer Kombination von handwerklichen Fertigkeiten mit ingenieurwissenschaftlichem Know-how.
Die daraus gewonnene Wertschätzung gilt es vor allem zu bewahren.
Um diese Wertschätzung in Zukunft nicht zu verspielen, ist jedoch in unserer Gesellschaft wieder vermehrt Innovationsbereitschaft und – wie in früheren Jahren – ein gewisser Stolz auf die „Ingenieurbaukunst – Made in Germany“ – erforderlich. Zaudern und abnehmende Risikobereitschaft bei der Planung und Durchführung von Bauprojekten in Deutschland beeinträchtigen dieses Gütesiegel.
Die beste Werbung im Ausland für den Wirtschaftsstandort Deutschland und dessen Ingenieurbau ist eine zeitgemäße, funktionsfähige Infrastruktur im eigenen Land. Für deren Erhalt oder innovative Erneuerung sind die erforderlichen Mittel bereitzustellen – wählerwirksame „Sozialgeschenke“ sind nachrangig zu behandeln.

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