Bauen

Der Essener Dom ist ein Schmuckstück im Herzen der City. (Foto: Neumann)

24.06.2016

Kirchliches Kleinod im Ruhrgebiet

Die Baugeschichte des Essener Münsters

Es steht mitten in der Essener City und bietet dem Besucher im hektischen Alltagsleben einen gewissen Ruhepol: Das Münster, die Bischofskirche des Bistums Essen mit seinem wunderschönen alten Kreuzgang und der Domschatzkammer, die gleich nebenan zu einer Besichtigung einlädt. Nicht nur viele Gläubige, sondern auch Papst Johannes Paul II. stattete der Bischofskirche 1987 einen Besuch ab.
Die Kathedralkirche des 1958 errichteten Ruhrbistums Essen blickt auf eine wechselvolle 1150-jährige Geschichte zurück: Ursprünglich war dieser Dom das Gotteshaus des Damenstifts Essen – gedacht als religiöse Gemeinschaft für Frauen und Mädchen des sächsischen Adels, die 850 auf Anregung des Adeligen Alfrid aus Sachsen und seinen Verwandten gebaut wurde. Errichtet wurde ursprünglich ein dreischiffiges Langhaus mit einem Querhaus und einem dreiteiligen Chor. Laut alten Unterlagen errichteten die Gläubigen um 920 den ersten Westbau. Ein verheerender Brand verwüstete 946 die Kirche, die dann aber einige Jahre später wieder aufgebaut und um eine Krypta erweitert wurde.
Um 950 wurde die Johanniskirche errichtet, die nur wenige Meter vor der eigentlichen Stiftskirche liegt. Sie war ursprünglich wohl als Taufkapelle gedacht. Über die Entstehung und spätere Nutzung sind keine genauen Unterlagen vorhanden. Man vermutet diese Kapelle allerdings in der Mitte des westlichen Atriumbereichs. Äbtissin Mathilde entschied sich um 1000 für eine Vergrößerung des Gotteshauses. Der noch heute bestehende Westbau erhielt damals einen achteckigen Turm; Lang- und Querhaus mussten renoviert werden. Äbtissin Theophanu vollendete den ottonischen Kirchenbau; Ostkrypta und Chor kamen hinzu. Im 11.Jahrhundert entstand das Atrium; weitere Umbauten folgten im 13. Jahrhundert.
Die Kirche, die mittlerweile einen Nord- und Südchor im gotischen Stil erhalten hatte, brannte 1275 abermals ab. In den nachfolgenden Jahren begannen die Gläubigen zügig mit dem Wiederaufbau. Eine gotische Hallenkirche mit rechteckigem Hallenchor entstand; ferner ein Frauen- und Gräfinnenchor für die Stiftsfrauen im nördlichen Querhaus. Bereits vorhanden waren Krypta, Westbau, Vierung und die untere Mauerzone der Langhauswände, die in die neue gotische Hallenkirche baulich mit einbezogen wurden.

Durch Bomben
stark beschädigt


1316 erfolgte feierlich die Weihe dieser gotischen Stiftskirche. Viele Jahre später wurde auch ein großer Turm über der Vierung errichtet. Im 16. und 17.Jahrhundert nahmen die Baumeister an diesem Gotteshaus kleine Umbau- und Erweiterungsbauten vor; ab 1731 hielt der Barock Einzug in diese Kirche. 1880 wurde das Gotteshaus erneut renoviert und es erfolgte auch eine Sicherung gegen Bergbauschäden. Während des Zweiten Weltkriegs wurde das Münster durch Bomben stark beschädigt. Die Essener ließen sich aber nicht entmutigen und begannen noch während des Kriegs mit dem Wiederaufbau. Die Kirche sah jetzt optisch wieder aus wie damals im 14. Jahrhundert – gotische Hallenkirche mit den ottonischen Bauelementen Westbau, Vierung, Krypta und untere Mauerzone der Langhauswände.
Mit der Bistumsgründung 1958 wurde die Münsterkirche zur Kathedralkirche der neuen Diözese. Erneute Baumaßnahmen standen an: Es erfolgte eine Verlängerung des Chormittelschiffs nach Westen in die Vierung hinein und eine Verlegung des Kryptaeingangs in die Seitenschiffe. Die neue Altarinsel mit ihrem Hauptaltar rückte damit näher zu den Gläubigen. Das Nordschiff erhielt eine Marienkapelle für die Goldene Madonna; zeitgleich gestaltete man auch den Chorbereich um. In den Jahren 1981 bis 1983 wurden eine Westkrypta mit dem Namen „Advenia-Krypta“ unter dem Atrium sowie eine östliche Kapelle im südlichen Seitenschiff gebaut.
Das noch vorhandene Atrium mit seinen schönen romanischen Bogengängen aus dem 12. Jahrhundert galt früher als Verbindungshof zwischen den beiden Stiftskirchen und war außerdem Begräbnisplatz der Kanoniker. Nach ihrem Tod wurden diese im Rahmen einer feierlichen Zeremonie in die Stiftskirche getragen, dort aufgebahrt und nach einer Totenmesse im Atrium bestattet. Darunter befindet sich heute die Westkrypta mit den Gräbern der Essener Bischöfe. (Sabine Neumann) (Der Innenhof der Anlage und der alte, mittelalterliche Kreuzgang - Fotos: Neumann)

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