Bauen

Der neue Zentrale Omnibusbahnhof in Coburg. (Foto: Stadtbauamt Coburg)

16.07.2010

Klar, übersichtlich und funktional

Coburg hat einen neuen Zentralen Omnibusbahnhof (ZOB) erhalten

Zwischen der historischen Altstadt Coburgs und dem westlich davon entlang eines Hangfußes verlaufenden Bahngleisen, entstand in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, in den Flussauen der Itz, das Bahnhofsviertel mit seinem rechtwinkeligen Straßensystem. Die Bebauungsstruktur war gekennzeichnet durch eine homogene Bebauung mit einzelnen Villen. Das geradlinige Erschließungsnetz wird nur durch den Verlauf der Itz unterbrochen. Als städtebaulicher Schwerpunkt entwickelte sich das Bahnhofsgebäude mit Vorplatz, der von einer Stadtstraße, der Lossaustraße, in Nordsüdrichtung gequert wird. Heute steht das Bahnhofsviertel insgesamt als Ensemble Bahnhofsvorstadt unter Denkmalschutz.
Im Laufe der Zeit veränderte sich durch diverse Neu- und Erweiterungsbauten sowie Änderungen der Nutzungen, Charakter und Maßstäblichkeit des Wohnquartiers. Stadtplanerisches und politisches Ziel war es bereits seit den 1990er Jahren, im Umfeld des Bahnhofsgebäudes und -platzes, der zugleich Vorfeld eines modernen Verwaltungsgebäudes ist, eine Neuordnung der verschiedenen Funktionen sowie eine Verbesserung der Aufenthaltsqualität zu erreichen.
Der erste Schritt der gestalterischen Aufwertung zu einem attraktiven „Eingangsbereich“ vom Bahnhof in die Innenstadt, konnte mit der Neugestaltung des Bahnhofsplatzes in der Zeit vom Mai 2006 bis März 2008 durchgeführt werden. Im September 2004 wurden verschiedene Varianten einer funktionalen Vorplanung für den Zentralen Omnibusbahnhof (ZOB) unter Berücksichtigung der Schnittstelle Umgestaltung Bahnhofsplatz in Auftrag gegeben.
Auf Grundlage dieser funktionalen Studien wurde im Auftrag des Stadtbauamts der Stadt Coburg, unter Federführung von Trojan+Trojan Architekten und Städtebauer, Darmstadt, mit Retzko+Topp Ingenieure für Verkehrsplanung, Darmstadt, Heide Garten- und Landschaftsarchitekten, Frankfurt/Main und Höhnen+Partner Ingenieuraktiengesellschaft, Bamberg, bis November 2005 die Vorentwurfsplanung erstellt und vom Coburger Stadtrat beschlossen. Wegen komplizierter Randbedingungen und Grunderwerbsverhandlungen kam es im weiteren Verlauf zu verschiedenen planerischen Überprüfungen, so dass erst im Oktober 2006 die Zustimmung des Stadtrats zum Entwurf und im Oktober 2007 der Baubeginn erfolgen konnte.
Mit dem Neubau des ZOB, der im Süden an den Bahnhofsplatz, quasi als verkehrstechnische Weiterentwicklung anschließt, entstand eine seit Jahren gewünschte leistungsfähige Schnittstelle im öffentlichen Nahverkehr zwischen Bus und Bahn. Mit Inbetriebnahme des neuen ZOB im September 2009 wurde die Grundlage für die funktionalen Verbesserungen im Bahnhofsumfeld abschließend hergestellt. Die im Laufe der Jahre entstandenen, weit auseinander liegenden Bushaltestellen im Vorfeld des Bahnhofsgebäudes konnten entfallen. Die Gesamtbaukosten ohne Grunderwerb und Baunebenkosten lagen bei brutto 4,2 Millionen Euro. Der Bau des ZOB wurde mit Fördermitteln des Freistaats bezuschusst.
Der neue ZOB liegt auf dem ehemals äußeren Rangiergleis und der Böschung des Bahndamms. Aufgrund bestehender Bahneinrichtungen (Oberleitungsmaste, Zugvorheizstation) auf der Westseite und der Lage, der in diesem Bereich einseitig anbaufreien Lossaustraße entlang der Ostseite, ist die Tiefe des Grundstücks eingeschränkt. Eine sehr flächensparende Konzeption war erforderlich.
Wegen der Höhendifferenz von 3,5 Meter zwischen der neuen ZOB-Fläche und den Bahnanlagen sowie der eingeschränkten Grundstückstiefe von nur 25 Metern im Norden bis 35 Metern im Süden, erhielt die Anlage mit einer insgesamt 180 Meter langen, in unterschiedliche Abschnitte gegliederten Stützmauer eine prägende Rückwand. Diese Stützmauer setzt sich aus Betonfertigteilen zusammen, die senkrecht im Rhythmus der Fertigteile und durch horizontale Schattenfugen gegliedert sind. Zusätzlich wird mit eingestreuten Schriftfeldern als Betonintarsien und einzelne flächig integrierte Metallpaneele ein interessantes Wechselspiel der Flächen erzeugt. Die Schriftzeichen, die erst von der Warteinsel aus lesbar sind, weisen auf Orte und Besonderheiten Coburgs hin.
In Reminiszenz an die vor dem Bau des ZOB vorhandene grüne Böschung mit ihrem schönen Baumbestand, erhielt die Anlage trotz ihrer neuen Funktion als ZOB eine intensive Eingrünung. Neben einer straßenbegleitenden Baumreihe auf dem kombinierten Geh- und Radweg entlang der Lossaustrasse wurde auf der kleinen Platz- und Aufenthaltsfläche zwischen neuem ZOB und bestehenden Bahnhofsgebäuden im Norden mehrere Bäume gepflanzt. Ebenso wurden auf den südwestlichen Randflächen entlang der Stützmauer vier Einzelbäume gepflanzt. Zusammen mit der Hinterpflanzung der Stützmauer auf der Höhe des Bahndammes ergibt sich so ein grüner Rahmen, korrespondierend zu den Alleebäumen und Pflanzflächen des Bahnhofsplatzes. Die begleitende Lossaustraße wird zu einer in diesem Bereich nun beidseitig von Bebauung gefassten Stadtstraße aufgewertet.
Der Busbetrieb funktioniert über zwei Einfahrten sowie eine Ausfahrt an der ampelgesteuerten nördlichen Straßenkreuzung mit der Lossaustraße. Um eine mittige Businsel mit einer Länge von 90 Metern und einer Breite von sieben Metern sind auf jeder Seite drei Doppelhaltestellen, insgesamt 12 Bushaltestellen angeordnet. Im südwestlichen Bereich der Busumfahrt befinden sich zusätzlich drei Wartepositionen. Drei große Doppelbänke mit jeweils mittiger Windschutzwand aus farbig gestalteten Glaselementen definieren die Wartezonen der Haltestellengruppen und geben dem eher nüchternen Gesamtbau einen freundlichen Charakter.
Die Bussteiginsel wird mit einer Höhe von fünf Metern von einem Metalldach, welches von sechs kräftigen Betonstützen getragen wird, überstellt. Die Stahlkonstruktion mit ihrem mittigen Kastenträger und ihren 2,5 Grad nach innen geneigten Pfetten aus Hohlprofilen und den sorgfältig detaillierten Dachrändern lässt die Überdachung leicht wirken. Das dynamische Fahrgastinformationssystem, sowie die Beleuchtung des ZOB sind mit in die Dachkonstruktion integriert.
Im Norden des ZOB wurde eine kleine Platzfläche geschaffen, die mit Bänken und Bäumen sowie einer wassergebundenen Oberfläche als Aufenthaltsbereich gestaltet ist. In die Stützmauer integriert befindet sich hier die öffentliche WC-Anlage sowie der Technikraum.
Insgesamt fügt sich die ZOB-Anlage als Verkehrsbauwerk in ihrer klaren Form und qualitätsvollen Ausgestaltung sowie ihrer Übersichtlichkeit und Funktionalität auf angenehme Weise in das vorhandene städtebauliche Umfeld ein.  (Katrin Hartmann-Schmidt)

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