Bauen

Es herrscht Hochstimmung beim bayerischen Bau- und Ausbaugewerbe. (Foto: Bilderbox)

15.11.2017

Konjunkturstärkste Saison

Hochstimmung im bayerischen Bau- und Ausbaugewerbe

Bayern erlebt in diesem Herbst die stärkste Konjunktur im Bau- und Ausbaugewerbe seit fast zwei Jahrzehnten. Selbst die bisher optimistischen Erwartungen der Unternehmen werden verbreitet übertroffen. Das Konjunkturbarometer der Landesvereinigung Bauwirtschaft Bayern (LVB) zeigt Rekorde: 81 Prozent der befragten Unternehmen sprechen von einer guten bis sehr guten Geschäftslage – ein Plus von acht Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Es ist der beste Wert seit Beginn der Konjunkturumfrage im Jahr 2005. Nur jeder hundertste Betrieb klagt über schlechte Geschäfte. LVB-Sprecher Hans Auracher sieht die Branche solide aufgestellt. „Unsere Handwerker haben allen Grund, freudig und optimistisch ins Winterhalbjahr zu starten. Wir haben uns ein recht dickes Auftragspolster zugelegt.“ Laut Umfrage erwarten 53 Prozent aller Bau- und Ausbaubetriebe in den nächsten Monaten eine gute bis sehr gute und immerhin 44 Prozent eine zufriedenstellende Nachfrage. 52 Prozent der Betriebe sprechen laut Auracher von guten oder sehr guten Erträgen und 45 Prozent von ausreichend oder zufrieden stellenden Erträgen. Lediglich drei Prozent der Befragten geben eine schlechte Prognose ab.
„Unsere Betriebe bewegen sich nach wie vor in einem starken Wettbewerb, deshalb ist der Blick auf die erzielten Baupreise wichtig. Die waren ja lange ein Sorgenkind, verbessern sich nun aber stetig“, erklärt der LVB-Sprecher. Rund ein Drittel der Unternehmen realisiert nach Aurachers Worten gute Baupreise und zwei Drittel immerhin auskömmliche oder zufriedenstellende. Knapp sieben Prozent der Handwerker würden über unbefriedigende Preise klagen.
Im Bauhauptgewerbe sind die Betriebe auf mehr als drei Monate im Voraus ausgelastet, im Ausbaugewerbe liegt der Auftragsbestand bei mehr als 2,5 Monaten. Dies erkläre auch, so Auracher, warum manche Verbraucher derzeit etwas länger auf den Handwerker warten müssen. „Aber das hat auch etwas Positives, da so manch eine schnelle Entscheidung des Kunden dann wohldurchdacht vom Handwerker ausgeführt wird.“ Ferner geht gut die Hälfte aller Bau- und Ausbauunternehmen von einer weiterhin guten bis sehr guten Nachfrage nach ihren Leistungen aus. 44 Prozent erwarten eine zufriedenstellende Nachfrage.
„Die Gesamtkonjunktur gibt uns Rückenwind“, freut sich Auracher. Er verweist darauf, dass die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute für das kommende Jahr ein Wachstum von zwei Prozent voraussagen. Gleichzeitig trage die Baubranche entscheidend zum Wachstum bei.
Zugleich mahnt Auracher zur Vorsicht: „Kein Trend hält ewig. Es gibt auch warnende Vorzeichen.“ So sei die Zahl der Wohnungsbaugenehmigungen im ersten Halbjahr um 1,9 Prozent zurückgegangen. Entsprechend habe sich der wertmäßige Auftragseingang im Wohnungsbau um lediglich knapp zwei Prozent erhöht. Auracher verweist darauf, dass besonders der öffentliche Bau ein starker Wachstumstreiber ist. Dieser sei jedoch an die Steuereinnahmen gekoppelt, die sich derzeit auf Rekordniveau bewegten. „Wenn sich diese Entwicklung umkehrt, sind viele unserer Betriebe davon unmittelbar betroffen“, warnt der LVB-Sprecher. Die Umfrage der Landesvereinigung Bauwirtschaft Bayern zeigt, dass nicht nur der Wohnungsneubau wichtig ist, sondern die Modernisierung von Gebäuden oder Flächen einen erheblichen Anteil zum Umsatz beisteuert. Ein knappes Drittel der Betriebe realisiert damit bis zu 25 Prozent ihrer Gesamtleistung und ein gutes Viertel sogar bis zu 50 Prozent.
Allerdings gibt es laut Auracher im Bau- und Ausbaugewerbe etwas, was das Wachstum jetzt schon bremst, was den Betrieben einfach Grenzen setzt. „Das sind die fehlenden Mitarbeiter, also der oft zitierte Fachkräftemangel.“ Wegen fehlender Kapazitäten müssten Betriebe daher Aufträge ab und zu absagen. Dennoch konnte das bayerische Handwerk mehr Nachwuchs gewinnen, was die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge zeigt. Gut 27 000 neue Lehrverträge wurden bis Ende September abgeschlossen – davon mehr als 1700 mit jungen Flüchtlingen –, ein Plus von zwei Prozent gegenüber 2016. „Die Betriebe des bayerischen Bau- und Ausbaugewerbes sind wichtige und starke Arbeitgeber und Ausbilder“, stellt der LVB-Sprecher fest. Die Umfrage zeigt, dass die Betriebe in Summe die Zahl der Beschäftigten auch im nächsten Jahr weiter steigern wollen. 15 Prozent der Betriebe wollen in nächster Zeit zusätzliche Mitarbeiter einstellen und 78 Prozent die Zahl der Beschäftigten stabil halten. Nur sieben Prozent sehen sich gezwungen, Personal im Winterhalbjahr abzubauen.
Stolz äußert sich Auracher zur Ausbildungsleistung des Bau- und Ausbauhandwerks. 14 Prozent der Betriebe wollen mehr junge Menschen als im Vorjahr ausbilden. Dagegen planen nur elf Prozent für die Zukunft mit weniger Azubis. Rund drei Viertel der Handwerker halten das ohnehin hohe Ausbildungsniveau stabil. Auracher macht daher deutlich: „Wir sind starke Ausbilder in Bayern. Wir leisten einen enormen Beitrag zur Nachwuchssicherung und vor allem: Wir bieten zukunftsfeste Jobs an.“ Zwar laufe man in ständigem Wettbewerb mit der Industrie, gerade in Bayern auch mit den Autobauern. Doch mit Blick auf erste Bremsspuren in der Automobilindustrie sollten Jugendliche ihre Berufspläne sehr genau überdenken. Und nicht zuletzt seien die Berufsperspektiven im Bau- und Ausbauhandwerk besser als in vielen Studienrichtungen. Trotz aller Bemühungen um den Nachwuchs bleiben viele Lehrstellen in den Bau- und Ausbaubetrieben unbesetzt. Fehlende Mitarbeiter führen dazu, dass immer öfter Aufträge nicht angenommen werden können. Auracher fasst es so zusammen: „Nicht die Auftragslage, sondern die Lage am Arbeitsmarkt setzt unseren Betrieben neue Grenzen.“ (Friedrich H. Hettler) (LVB-Sprecher Hans Auracher - Foto: LVB)

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