Bauen

Die Anlage ist als Halbkreis konzipiert mit einem Durchmesser von 225 Metern. (Foto: Franche Comté Tourisme)

12.06.2015

Konstruiert wie eine kleine Stadt

Visionäres Meisterwerk von Claude-Nicolas Ledoux - die Königliche Saline in Arc-et-Senans

Es ist schon ein ganz besonderes Gebäude, die Königliche Saline in Arc-et-Senans. Das breit, im Halbkreis angelegte Bauwerk dominiert inmitten der französischen Hügellandschaft, die im Südosten in den steilen Jura übergeht und im Westen sich in das ebene Tal des Doubs ausdehnt. Rund 35 Kilometer sind es von der Hauptstadt Besancon, die zur Franche-Comté gehört. Heute wird in dieser eher beschaulichen Gegend Wein,- Obst- und Käseherstellung betrieben. Zahlreiche Kurbäder mit salzhaltigen Wasserquellen versprechen ihren Badegästen Gesundheit und Wohlbefinden durch die stark mineralhaltigen Bäder.
Ende des 18. Jahrhunderts beauftragte Ludwig XV. den Architekten Claude-Nicolas Ledoux, einen neuen Salinenbau zu errichten, denn das Geschäft mit dem Salzhandel florierte bestens und brachte gutes Geld in die königlichen Kassen. Zu dieser Zeit war Salz ein wichtiges Gut zur Konservierung von Lebensmitteln, Herstellung von Glas und Silberwaren. Mit der „gabelle“, der hohen Salzsteuer wurden die maroden französischen Staatskassen gefüllt.
Um sich einen Überblick zu verschaffen, besuchte Ledoux vor dem Bau der Saline diverse Salzbergwerke in Frankreich. Schnell erkannte er, worauf es ankam, um effektiv zu bauen. Da rund um Salins beispielsweise das Holz für den Bau bereits völlig abgeholzt war, entschied er, die neue Saline nahe an den Rand des Walds Chaux zu bauen. Mithilfe eines Rohrsystems plante er das Wasser der Solequelle direkt zur Saline zu leiten.
Sein erster Entwurf jedoch fand keinen Gefallen bei König Ludwig XV. Der geräumige, quadratische Gebäudekomplex war zwar wohl konstruiert und umfasste alles wie eine kleine Stadt. Dazu gehörten die Werkstätten, Schmieden, die Solesiederei, Arbeiterwohnungen, Schmieden, Kapelle und Bäckerei. Also alle notwendigen Elemente waren von Ledoux für den Salinenbau ordnungsgemäß geplant. Aber dem König missfiel der erhabene Stil. Ledoux entwarf nämlich 140 bombastische Säulen, die eigentlich nur im Schlossbau verwandt werden sollten.
Beim zweiten Entwurf änderte der Architekt die Form und den Stil. Es entstand ein großzügiger, raumgreifender Halbkreis mit 225 Metern Durchmesser, in dem die Werk-, Wohngebäude, Stallungen und Gärten symmetrisch platziert wurden. Die allzu majestätischen Säulen erhielten quadratische Flachsteine und wurden bossiert, um rustikaler und weniger höfisch zu wirken. Den Mittelpunkt der Anlage bildet ganz absolutistisch das Haus des Direktors, der sozusagen symbolisch mithilfe des Okulusfensters im Typmpanon alles überblicken kann.
Die Werkstätten neben dem Direktorengebäude, mit den Feuerstellen, Siedepfannen, Lager- und Trockenräumen besitzen je eine Raumhöhe von 28 Metern und 80 Quadratmetern Grundfläche. Die Wohnungen und Werkstätten für die Arbeiter sind in den Seitenflügeln untergebracht. Die Gemeinschaftsküche erstreckt sich über zwei Geschosse und sorgt zugleich für die Beheizung der Wohnungen.

Weltkulturgut


Das Portalgebäude im Süden, der einzige Zugang in das Gebäude, dient als Kontrolle, um den Salzdiebstahl zu verhindern. Im selben Trakt befinden sich auch ein Richterraum und das Gefängnis.
Mit dem Fall des Salzmonopols stellte 1895 die Saline den Betrieb ein. Da der Salzgehalt zu gering war, erreichte die Anlage nie das erhoffte wirtschaftliche Ergebnis.
Während der Französischen Revolution 1789 fand Ledouxs architektonisches Schaffen ein schnelles Ende. Als Baumeister des Ancien Régime, der absolutistischen Bourbonen Regierung, entging er knapp seiner Hinrichtung durch das Tribunal der Revolution. Danach arbeitete er an seinen theoretischen Schriften und starb 1806.
In den 1920er Jahren stellte man den Bau unter Denkmalschutz. Die Anlage beherbergte daraufhin unter anderem ein Gestüt, Lager und eine Kaserne. Während des Zweiten Weltkriegs wurde dort ein Internierungslager untergebracht. Nachdem das Gebäude teilweise zerstört wurde, ging man daran, den historischen Bau wieder zu sanieren. Heute zählt er als Weltkulturgut. Dort befinden sich jetzt ein Ledoux Ausstellungs- und Forschungszentrum, ein Museum für Salzgewinnung und in den Seitentrakten Gästezimmer für Besucher.
Ledoux Salinenprojekt, gestaltet als eine ideale Stadt, beeindruckt noch heute die Besucher. Prinzipien wie Tugend, Weisheit, Vernunft und Erkenntnis liegen den Entwürfen von Ledoux zu Grunde und legten die Basis für einen außergewöhnlichen Zentralbau, dessen Grundform der Kreis ist.
(Eva-Maria Mayring) (Der Salinenbau und das Direktorengebäude - Fotos: Mayring/France Comté Tourisme)

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