Bauen

23.07.2010

Mehr Platz für mehr Schüler

Erweiterung der Realschule Vinzenz von Paul im Kloster Indersdorf

Die Realschule Vinzenz von Paul ist in der Klosteranlage Markt Indersdorf, dem ehemaligen, 1126 gegründeten, Augustinerchorherrenstift untergebracht. Aufgrund der ständig steigenden Schülerzahlen meldete die Schulleitung erhöhten Bedarf an Fachklassen- und Nebenräumen an. Gleichzeitig wurde überlegt, ob nicht Tagesheimeinrichtungen zusätzlich angeboten werden sollten.
Von der historischen Bedeutung des Gebäudekomplexes ausgehend bot sich für das mit der Planung beauftragte Münchner Architekturbüro kaup jesse hofmayr werner sinnvollerweise eine Schulnutzung an, damit das Areal insgesamt für die Realschule genutzt werden kann. In den zur Debatte stehenden Räumlichkeiten fand ursprünglich keine Wohnnutzung statt. Vielmehr handelte es sich hierbei um das frühere Archiv, die Kanzlei sowie die ehemalige Baustube und Bauküche des Stifts.
Das Architektenteam ging in seiner Planung zunächst davon aus, dass die Grundstruktur des Gebäudekomplexes komplett erhalten blieb. Die horizontalen Abschlüsse wie Gewölbe beziehungsweise Decken wurden in ihrer Lage nicht verändert, was einen erheblichen kostensparenden Faktor mit sich brachte. Die damit vorhandenen lichten Raumhöhen mussten jedoch zur Kenntnis genommen werden. Die tragende Struktur der Außen- und Innenwände blieb erhalten, leichte Querwände im Innenbereich wurden ohne Probleme verändert und der neuen Nutzung angepasst.
Der Zugang erfolgt über ebenerdige Eingänge vom Innenhof aus beziehungsweise für die Fachklassen hauptsächlich im 1. Obergeschoss aus dem Flurbereich des Altbaus an der Maroldstraße und erschließt im 1. Obergeschoss den Fachklassenraum Biologie. Im hofseitigen Anbau sind – ermöglicht durch die große Gebäudetiefe – die erforderlichen Toiletten sowie zwei der fehlenden fünf Ausweichklassen untergebracht. Der Höhenunterschied beider Gebäudeteile ist mittels Rampenausbildung behindertengerecht gestaltet. Das Fluchttreppenhaus befindet sich südlich des Gebäudes an Stelle der Hennenstube. Im dreiecksförmigen, östlichen Gebäudeende wurde die zentrale Treppenanlage integriert.
Im 2. Obergeschoss befinden sich nochmals zwei Fachklassen (Musik, Informatik), wobei das Raumvolumen in den Dachraum hinein geöffnet und der denkmalgeschützte, erhaltenswerte barocke Dachstuhl in Teilen erlebbar wird. Im hofseitigen Anbau ist in den großen Dachraum hinein der geforderte Mehrzwecksaal integriert.
Die Durchfahrt im Erdgeschoss in den Innenhof wurde mit öffenbaren Stahl-Glas-Elementen geschlossen, sodass zusätzlich ein großzügiger Kunsterziehungs- und Ausstellungsraumbereich entstand.
Die äußere Gestalt des Gebäudes an der Marienplatzseite wird geprägt durch die vorhandene denkmalgeschützte Fassade. Hier wurden Fenster- und Putzerneuerungen sensibel vorgenommen und eine Fassadengestaltung farblich abgestimmt, die der bereits vorhandenen sanierten Klosteranlage entspricht. Zusätzliche Schleppgauben erhellen in der Dachfläche den Dachraum.
Der rückwärtige Fassadenbereich (zum Innenhof) wird geprägt durch die starke Rhythmisierung der Arkaden vor dem Flurbereich, die so wertvoll erschienen, dass es sich lohnte, diese zu öffnen, um nicht nur den Flurbereich zu belichten, sondern über diese großflächige Fassadenstruktur auch noch zusätzlich Lichtqualität in die ansonsten relativ mager belichteten Fachklassen zu bringen. Im Inneren des Gebäudes entstand eine helle freundliche Schulatmosphäre.
Bis der Erweiterungsbau der Realschule Vinzenz von Paul aber fertiggestellt war, war eine Interimslösung nötig. Vielerorts liegen die Schüleranmeldungen an Grund-, aber auch weiterführenden Schulen weit über den Erwartungen. Auch durch die Anforderungen einer Ganztagsbetreuung steigt der Raumbedarf in den Bildungseinrichtungen. Diese Situation erfordert rasches Handeln seitens der Behörden, die ihrerseits aber auch auf die Kosten achten müssen. Hier sind so genannte Systemgebäude aus standardisierten Raumeinheiten eine echte, weil noch vor Schuljahresbeginn im Sommer realisierbare, Alternative.
Hatte man bisher noch den „Baustellencontainer‘‘ mit seiner spartanischen Ausstattung und auf das Nötigste beschränkten Wärmedämmung im Kopf, so zeigen sich moderne Interimsgebäude wie die von Kleusberg als echte Alternative zum Neubau. Und das nicht nur in puncto Ausstattung und Aussehen. Auch bei der Energieeffizienz hat sich einiges getan. Sämtliche Gebäude werden nach der gültigen Energie Einsparverordnung (EnEV) 2009 errichtet und helfen somit, die Betriebs- und Energiekosten im Griff zu behalten.
Zahlreiche Schulen müssen zum Beispiel während Sanierungsarbeiten am Bestand teilweise oder insgesamt ausgelagert werden. Hier bietet sich die Anmietung von Klassenräumen oder einer voll funktionsfähigen Interimsschule an, da in der Regel bereits nach einigen Monaten die Sanierung abgeschlossen ist. Vielfach geht es jedoch auch darum, die Kapazitäten flexibel dem künftigen, vielleicht schwankenden Bedarf anpassen zu können. Wenn beispielsweise jetzt auf-grund der immensen Schülerzahlen zusätzliche Klassen, eine Schulmensa oder Aufenthaltsräume für die Nachmittagsbetreuung benötigt werden. (BSZ)

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