Bauen

Das innerstädtische Hauptstraßennetz musste angepasst werden. (Foto: BPR Dr. Schäpertöns Consult GmbH & Co. KG)

25.10.2016

Mehr Sicherheit für Fußgänger

Passage Unteres Tor in Neumarkt i. d. Oberpfalz

Die Große Kreisstadt Neumarkt in der Oberpfalz ist ein prosperierendes Oberzentrum mit mehr als 40 000 Einwohnern. Im Norden der Altstadt ist hat das Familienunternehmen Max Bögl in den letzten zwei Jahren ein Einkaufs- und Gewerbezentrum, den „Neuen Markt“ mit mehr als 13 000 Quadratmetern Verkaufsfläche und 550 Kfz-Stellplätzen realisiert. Wegen der allgemeinen Verkehrszunahme und den Anforderungen aus dem „Neuen Markt“ musste deshalb das innerstädtische Hauptstraßennetz im Umgriff angepasst, die Knotenpunkte aufgrund höherer Verkehrsbelastung neu organisiert werden. Die Anbindung des Einkaufs- und Gewerbezentrums an die Altstadt erfolgt über eine neue Fußgängerpassage mit Unterführung. Mit Baubeginn 2013 waren dabei Kanalneubauten, Kanalumlegungen und eine Vielzahl an Straßen-, Geh- und Radwegeflächen auch unter Berücksichtigung des Generalverkehrsplans erstellt worden. Diese reichten von der Lammsbräukreuzung und der Amberger Straße über die gesamte Dammstraße und die Kreuzung Unteres Tor, weiter bis zum Umbau eines Teils des Kurt-Romstöck-Rings.
Umfangreiche Arbeiten im Straßen- und Kanalbereich gab es auch beim Umbau der Nürnberger Straße mit dem neu geschaffenen Schwenk zur Woffenbacher Straße und der Umgestaltung des Einmündungsbereichs des Schwarzachwegs mit der Erstellung eines Kreisverkehrs sowie die völlige Neugestaltung der Nürnberger Straße im Anschlussbereich an die Kreuzung Unteres Tor.
Der von West-Ost-Richtung verlaufende Straßenzug Kurt-Romstöck-Ring / Dammstraße / Amberger Straße hat eine Länge von rund 750 Metern und die beiden Knotenpunkte „Unteres Tor“ und „Lammsbräu“. Diese Hauptverkehrsstraße blieb im Wesentlichen in der Bestandslage erhalten. Mit dem Bau der Unterführung Dammstraße musste die Straßengradiente angehoben werden. Beidseits wurden straßenbegleitend 1,85 Meter breite Radfahrstreifen angelegt. Beim östlich kreuzenden Straßenzug Altdorfer Straße-Mühlstraße mit der Kreuzung „Lammsbräu“, Länge etwa 180 Meter, litt bisher aufgrund der Schiefwinkligkeit die Verkehrssicherheit. Der Tropfen an der Einmündung der Mühlstraße wurde deshalb um rund 15 Meter nach Westen verschoben. Die Mühlstraße wurde im weiteren Verlauf auf einer Länge von etwa 255 Metern grundhaft ausgebaut. Die Verbindungsfunktion zur Unteren Marktstraße wurde aufgegeben und im Bereich des neu geplanten Brunnengartens am Eingang zur Passage Dammstraße ein Wendehammer vorgesehen.
Beim westlich kreuzenden Straßenzug Nürnberger Straße-Untere Marktstraße, Länge rund 390 Meter, mit der Kreuzung „Unteres Tor“, blieb die Nürnberger Straße mit dem bedarfsgerechten Ausbau im Wesentlichen in der Bestandslage erhalten. Im Kreuzungsbereich „Unteres Tor“ erfolgte eine Gradientenanhebung. Der vorhandene Straßenraum ermöglichte eine großzügige Umgestaltung zugunsten der Fußgänger und Radfahrer, die aufgrund des Schülerverkehrs (etwa 3000 Schüler) auch dringend erforderlich war. Auf der Seite zum Unteren Tor wurde der Passagenabgang zur Unterführung großzügig mit Rampe und Treppen als sogenannter Brunnengarten hergestellt.
 Der Leitgraben wurde neben der Unteren Marktstraße, zur Gewinnung von Gehwegfläche und Aufenthaltsraum auf etwa 50 Meter überbaut. Die Überbauung wurde analog zur bestehenden Unterführung des Leitgrabens ausgeführt und an den Bestand angeschlossen.
Die Schwarzach kreuzt als verrohrter Bachlauf die Nürnberger Straße. Eine Bauwerksuntersuchung hat gezeigt, dass die Konstruktion zu sanieren war. Im Zuge der Straßenbaumaßnahme wurde der Gewässerabschnitt im Bereich der Baumaßnahme auf einer Länge von rund 40 Metern erneuert. Das Abschlagsbauwerk Leitgraben in die Schwarzach wurde in diesem Zusammenhang ebenfalls neu erstellt. Zwischen Unterem Tor und Neuem Markt war eine 45 Meter lange und im Mittel 15 Meter breite Fußgängerunterführung zur kreuzungsfreien Querung der Dammstraße vorgesehen. Den Auftakt zur Unterführung bildete der sogenannte Brunnengarten. Der Abgang über den Brunnengarten zur Unterführung erfolgt über eine breite Rampe oder zwei Treppen. Zur barrierefreien Erschließung der Unterführung war ein Aufzug geplant. Am nördlichen Ende mündet die Fußgängerunterführung direkt in das neue Einkaufszentrum Neuer Markt. Weiter war hier eine Treppe zum Gehwegbereich neben dem Nordrand der Dammstraße eingeplant.

In Deckelbauweise mit Stahlbetonplatte überspannt


Die tragende Konstruktion besteht im Wesentlichen aus einer überschnittenen Bohrpfahlwand, welche bis in die Tonsteinschichten abgeteuft wurde. Die einzelnen Wandabschnitte wurden zu einem dichten Kasten verbunden, damit die natürliche Grundwassersperre/-hemmnis im Bereich der Dammstraße, nicht durch das Bauwerk aufgehoben beziehungsweise zerstört wird. Im Bereich der Dammstraße wurden die Wände mit einer Stahlbetonplatte in Deckelbauweise überspannt. Diese wird jetzt direkt befahren und lagert auf den Bohrpfahlwänden sowie einer Stützenreihe.
Leitungen wurden in einem Düker unter dem Bauwerk durchgeführt. Kabel sollten direkt unter der Stahlbetonplatte geführt und durch eine abgehängte Decke abgedeckt werden. Für Elektrik, Beleuchtung, Be- und Entwässerung waren Technikräume eingeplant.
Für den Brunnengarten und die Unterführung waren ansprechende Wandoberflächen und Bodenbeläge vorgesehen. Für die Unterführung war neben der vorschriftsmäßigen Belichtung eine Effektbeleuchtung geplant. Für einen Anteil natürlichen Tageslichts sorgt eine Lichtöffnung in der Mitte der Richtungsfahrbahnen der Dammstraße. Auf der östlichen Seite der Unterführung waren vitrinenartige Ausstellungsflächen geplant. Weitere Ausstattungselemente sind bepflanzte Tröge und eine Wasserkaskade im Brunnengarten. Die Flächen werden mit Hilfe einer Schlitzrinne am Übergang Brunnengarten-Unterführung entwässert. „Mit dem Kaskadenbrunnen, den farblich wechselnden Lichtwänden im Durchgang und der Spiegeldecke, die einem die Passage als angenehm hoch erscheinen lässt sowie der großzügigen Bemessung des Durchgangs ergibt sich ein toller Gesamteindruck. Und sie bietet vor allem eine sicherere Querung der Dammstraße für die Fußgänger als sie oberirdisch gegeben ist“, so Neumarkts Oberbürgermeister Thomas Thumann. Die Passage ist zudem behindertengerecht mit einem Aufzug ausgeführt worden. Um den hohen Anforderungen an die Gestaltung der Fußgängerpassage mit dem Brunnengarten gerecht zu werden, wurde das Büro Schultz-Brauns Architekten und Stadtplaner eingeschaltet. Mit der Planung und Überwachung wurde BPR Dr. Schäpertöns Consult aus München gemeinsam mit BPR Künne + Partner beauftragt. Planungsbeginn war 2007. Der Investorenwechsel machte aber eine grundlegende Überarbeitung der ersten Entwurfsidee erforderlich. Baubeginn war 2013. Bis Oktober 2015 wurden die wesentlichen Baumaßnahmen abgeschlossen. Bis Mitte 2016 waren auch die Restbauarbeiten erledigt. Positiv zu vermerken ist, dass der vor Maßnahmenbeginn geschätzte Kostenrahmen für die umfangreichen und komplexen innerstädtischen Straßen- und Kanalbaumaßnahmen eingehalten wurde. (Bernhard Schäpertöns) (Der sogenannte Brunnengarten und die Fußgängerunterführung - Fotos: BPR Dr. Schäpertöns Consult GmbH & Co. KG)

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