Bauen

Bis 2022 soll die neue Universitätsklinik für Geburtshilfe, Kinder- und Jugendmedizin am Campus Großhadern fertiggestellt sein. (Visualisierung: Nickl & Partner)

08.07.2015

Münchner Büro belegte den ersten Platz

Die Preisträger des Architektenwettbewerbs für das Neue Hauner stehen fest

Eine Fachjury hat in einer zweitägigen Sitzung aus 23 Einreichungen von Architektenbüros aus Deutschland, Österreich und Frankreich die besten Entwürfe für die neue Universitätsklinik für Geburtshilfe, Kinder- und Jugendmedizin am Campus Graoßhadern ausgewählt. Den ersten Platz belegt der Entwurf von Nickl & Partner Architekten AG, München. Auf den Plätzen 2 und 3 landeten Architects Collective ZT GmbH - Albert Wimmer ZT GmbH, Wien, und Riegler Riewe Architekten ZT Ges.m.bH, Graz. Die Jury bestand aus 21 stimmberechtigten Preisrichtern, dazu 25 Stellvertreter und sachverständige Berater.
Im nächsten Schritt werden nun Vergabegespräche mit den Preisträgern geführt. Dabei wird geklärt, ob der Entwurf vom jeweiligen Architekturbüro im vorgegebenen zeitlichen und finanziellen Rahmen umgesetzt werden kann. Die Auftragserteilung erfolgt voraussichtlich im September 2015. Der Baubeginn für das Neue Hauner ist für 2018 geplant, 2022 soll das Gebäude mit einer Gesamtfläche von rund 22.000 Quadratmetern stehen. Wissenschaftsminister Ludwig Spaenle: „Mit dem Neuen Hauner schaffen wir ein modernes Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin auf höchstem Niveau, das weit über München hinaus wirken wird. Das Gebäude wird alle Möglichkeiten der Höchstleistungsmedizin bieten und soll dabei auch ein Ort sein, an dem sich kranke Kinder und Jugendliche und ihre Eltern gut aufgehoben fühlen. Seine Architektur wird so auch ein Stück zur Genesung der Kinder und Jugendlichen beitragen.“
Das Klinikum der Universität München hat mit einer eigens dafür ins Leben gerufenen Fundraising-Kampagne schon jetzt rund 20 Millionen Euro eingeworben. „Die Spenden geben uns den Spielraum, besonders innovative Konzepte in den Bereichen Forschung und Patientenversorgung umzusetzen“, sagt Karl-Walter Jauch, Ärztlicher Direktor des Klinikums der Universität München. „Das Neue Hauner wird das universitätsmedizinische Zentrum für Geburtshilfe, Kinder- und Jugendmedizin am Campus Großhadern. Damit wird eine interdisziplinäre medizinische Versorgung in allen Fachbereichen von der Geburt bis zum jungen Erwachsenen möglich.“

Fortschritt hat Tradition

Im “Neuen Hauner” wollen Ärzte und Wissenschaftler neue Akzente in der Behandlung und Erforschung von Erkrankungen bei Kindern setzen – in enger interdisziplinärer Kooperation mit den klinischen Einrichtungen der Erwachsenenmedizin sowie den Grundlagenwissenschaften am High-Tech Campus Großhadern/Martinsried. Geplant ist ein neues universitätsmedizinisches Zentrum für Geburts-, Kinder- und Jugendmedizin, um modernste Medizin, Forschung und Lehre in entsprechend angemessener und förderlicher Atmosphäre gewährleisten zu können. „Als Universitätskinderklinik sind wir der Wissenschaft verpflichtet. Die Grenzen des Wissens dabei behutsam auszudehnen, die Diagnostik und Therapie kontinuierlich zu verbessern – das ist unser Anspruch“, hebt Christoph Klein, Direktor der Kinderklinik, hervor. „Wir wollen einen maßgeblichen Beitrag zum Fortschritt der Kinderheilkunde und Jugendmedizin leisten, aber dabei nie vergessen, dass immer das Kind und seine Familie im Zentrum unseres Tuns stehen.“ Neben den vielen Erkrankungen, die im Säuglings-, Kinder- und Jugendalter eine große Belastung darstellen, stehen insbesondere auch seltene Erkrankungen im Fokus, für die es bislang aufgrund mangelnder Ressourcen nur wenige Behandlungsoptionen gibt. Fortschritte, die auf diesen Gebieten gemacht werden, können zugleich auch für gängige Krankheitsbilder neue Ansätze in Diagnose und Therapie liefern – sowohl für Kinder, wie auch für Erwachsene.

Spitzenstellung in Deutschland

Die Forschung am Dr. von Haunerschen Kinderspital nimmt im deutschlandweiten Vergleich eine Spitzenstellung ein. Insbesondere die Bereiche Hämatologie, Immunologie und Onkologie, Asthma und Allergien sowie die Ernährungsforschung werden durch drei European Research Council Advanced Grants auch in ihrer internationalen Bedeutung gewürdigt. Seit der Gründung im Jahr 1846 wurden im Dr. von Haunerschen Kinderspital in der Münchner Innenstadt immer wieder bahnbrechende Entdeckungen gemacht, die nicht nur das damals noch junge Fach der Kinderheilkunde, sondern die Medizin insgesamt vorangebracht haben. Theodor Escherich isolierte aus dem Stuhl von Säuglingen erstmals die Colibakterien Escherichia coli. Diese wurden zum Wegbereiter der modernen Biotechnologie, ohne die gentechnologisch hergestellte Arzneimittel nicht denkbar wären. Zahlreiche Erkrankungen wurden hier erstmals beschrieben, neue Therapieverfahren erstmals zur Anwendung gebracht. So reichen die Ursprünge der modernen Immuntherapie unter anderem ins Haunersche Kinderspital zurück.
Emil von Behring, der erste Nobelpreisträger der Medizin, entwickelte ein Anti-Diphtherie Serum, welches im Haunerschen Kinderspital den ersten Kindern mit bis dahin unheilbaren Diphtherieerkrankungen das Leben rettete. Meinhard von Pfaundler gründete zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine berühmte Schule von Pädiatern, wichtige Lehrstühle wurden von seinen Oberärzten besetzt. In jüngerer Vergangenheit wurde am Haunerschen Kinderspital der erste Lehrstuhl für Kinderchirurgie (Direktor: Dietrich von Schweinitz) in Deutschland sowie die ersten Abteilungen für pädiatrische Infektiologie (Johannes Hübner) und pädiatrische Palliativmedizin (Monika Führer) etabliert.

Ein Visionär

Er war ein Visionär und Idealist – Dr. August von Hauner wurde am 28. Oktober 1811 in Neumarkt am Rott geboren, studierte Medizin, arbeitete als Armenarzt und gründete 1846 in München das erste Kinderspital der Stadt in einer angemieteten Wohnung in der Sonnenstraße. Seit 1882 hat das Dr. von Haunersche Kinderspital seinen Platz an der Ecke Goethestraße/Lindwurmstraße. Hauner war ein herausragender Kinderarzt, dessen Wirken für das Klinikum der Universität München bis heute eine große Bedeutung hat, weil er stets das ganzheitliche Wohl des Kindes in den Mittelpunkt stellte. Hauners Ansätze etwa zur überragenden Bedeutung des Stillens und der gesunden Ernährung, kindgerechter Milch, zu Reinlichkeit und frischer Luft haben bis heute Gültigkeit. Dem entsprechend gehören auch heute erfolgreiche Arbeitsgruppen zur frühkindlichen Ernährung, zu Allergie und Asthma bei Kindern, zur Kinder-Pneumologie zum Dr. von Haunerschen Kinderspital. Hauner, der selbst Vater von 13 Kindern war, musste mit seinen eigenen Kindern einiges an persönlichem Leid erfahren. Acht seiner Kinder starben im Säuglings- oder Kleinkindalter.
Die eingereichten Entwürfe sind vom 6. bis 17. Juli 2015 im Hörsaaltrakt des Klinikums am Campus Großhadern in der Zeit von 9-17 Uhr öffentlich zugänglich und können besichtigt werden. (BSZ) (Das Modell von Nickl & Partner - Foto: Nickl & Partner)

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