Bauen

Das neue Förderzentrum für 74 Kinder und Jugendliche mit Behinderung in der Köferinger Straße 20 in München. (Foto: Fabian Helmich)

02.08.2023

Neubau statt Sanierung

Der Verein Helfende Hände eröffnete Förderzentrum für Kinder und Jugendliche mit Behinderung in München

1969 gründeten Eltern von Kindern mit Mehrfachbehinderungen den Verein Helfende Hände. Auch heute ist die Vision von Helfende Hände die von damals: Die Förderung und Betreuung von Menschen mit komplexen Behinderungen – in allen Lebensphasen. Hierfür hat Helfende Hände im Münchner Westen eine Förderschule und Heilpädagogische Tagesstätte (HPT) für Kinder, Jugendliche und junge Volljährige, eine Förderstätte und ein Wohnangebot für Erwachsene geschaffen.

Die Menschen lernen, leben und arbeiten dort in herzlicher, intensiver und lebendiger Weise zusammen. Zur Zeit besuchen 74 Kinder, Jugendliche und junge Volljährige die Schule und die Heilpädagogische Tagesstätte, 54 Erwachsene leben im Wohnheim, die Förderstätte bietet 87 Erwachsenen eine sinnvolle Tagesstruktur. Die individuelle Förderung wird durch umfassende Therapieangebote an allen Standorten ergänzt.

Der Verein Helfende Hände e.V. ist alleiniger Gesellschafter der Helfende Hände gemeinnützigen GmbH, die seit 2008 Trägerin aller Einrichtungen ist. 

Dringender Nachbesserungsbedarf

Das von den Helfenden Händen verfolgte pädagogische Konzept für schwer- und mehrfachbehinderte Kinder und Jugendliche ist einzigartig. Die Heilpädagogische Tagesstätte und die Förderschule sind in einem integrierten Modell miteinander verwoben und arbeiten sowohl räumlich als auch personell eng zusammen, wobei sie von der Therapieabteilung mit Physio- und Ergotherapie sowie Logopädie unterstützt werden. Dank dieses Konzepts erhalten die Kinder, Jugendlichen und jungen Volljährigen bei Helfende Hände eine ganzheitliche Förderung und größtmögliche Bildungs- und Entwicklungschancen.

Das alte Schul- und Tagesstättengebäude in der Köferinger Straße 20 in München war nach rund 40 Jahren intensiver Nutzung durch Heim- und Schulaufsicht nur noch geduldet und wies dringenden Nachbesserungsbedarf auf, um den pädagogischen Zielen gerecht zu werden. Eine Machbarkeitsstudie führte zu dem Ergebnis, dass eine erdgeschossige Erweiterung des Bestandsgebäudes keinen Lösungsansatz bieten würde, da die Anforderungen an Funktionalität und räumliche Zusammenhänge nicht erfüllbar wären. Eine Sanierung des Bestandbaus wurde durch die schlechte Bausubstanz zudem aus wirtschaftlichen Gründen nicht empfohlen und ein Neubau als zwingende Voraussetzung angeführt.

Im Herbst 2020 wurde der vollständige Schul- und HPT-Betrieb in einen Containerbau in die Rupert-Bodner-Straße 6 verlegt, um die Förderung der Schülerinnen und Schüler sicherzustellen, aber auch um die Baumaßnahme in einem Bauabschnitt durchführen zu können. Nach dem Abriss des alten Gebäudes in der Köferinger Straße 20 und der Genehmigung des geplanten Raumprogramms durch Schul- und Heimaufsicht begannen die Baumaßnahmen einer neuen Förderschule mit Heilpädagogischer Tagesstätte und therapeutischen Räumen wie beispielweise einem Bewegungsbad.

Nach Betrachtung der städtebaulichen Situation und der Maßstäblichkeit wurde eine in weiten Teilen eingeschossige, barrierefreie Variante aus zwei in Nord-Süd-Richtung parallel angeordneten, zweibündigen Gebäuderiegeln entwickelt, um die Notwendigkeit der ebenerdigen Anordnung der Schul- und HPT-Räume sowie des Therapiebads umzusetzen. Für die Förderung, Bildung und Gesundheit der Schülerinnen und Schüler ist es wichtig, dass alle Unterrichts- und Gruppenräume einen erdgeschossigen Zugang ins Freie haben.

Zum einen hat dies den Vorteil, dass die Kinder und Jugendlichen unkompliziert und auf kurzen Wegen an die frische Luft und in die Natur gelangen können. Zum anderen ist ein direkter Weg in die Außenanlagen im Hinblick auf eine Evakuierung im Brandfall die beste Lösung, da sich die mehrfachbehinderten Kinder und Jugendlichen nicht eigenständig fortbewegen können und zwingend auf die Hilfe des Personals angewiesen sind. Die beiden Riegel umschließen einen zweigeteilten Innenhofbereich. Im Norden sind diese zusammengeführt und bilden den Eingangsbereich mit einer großzügigen Aula. 

Im Obergeschoss befinden sich nur die nötigen Verwaltungsbüros sowie Fachdienst und Therapieräume, die per Aufzügen zu erreichen sind. Ursprünglich war eine erdgeschossige Anordnung der Therapieräume vorgesehen, jedoch ließ sich dies aufgrund der beengten Platzverhältnisse auf dem gegebenen Grundstück sowie den damit verbundenen baurechtlichen Randbedingungen nicht realisieren. In den Therapieräumen findet eine zeitlich begrenzte Eins-zu-eins-Förderung statt, weshalb die Anordnung im Obergeschoss im Hinblick auf den Brandschutz und die Nutzung von Seiten der Schul- und HPT-Leitung sowie von der Schul- und Heimaufsicht akzeptiert wurde.
Im Untergeschoss befinden sich lediglich untergeordnete Räume, wie Lager- und Archivflächen, Technikflächen und die Hausmeisterwerkstatt.

Um das Gebäude verläuft ein Rundweg aus Asphaltbelag. Wegbegleitend erfolgen Pflanzbeete mit Stauden. Auf Höhe der HPT-Räume und Klassenzimmer befindet sich für jede Gruppe ein Terrassenbereich. Die Terrassenfläche wurde wie im Bestandsbau etwa 25 Quadratmeter groß angelegt, kann jedoch auf den direkt angrenzenden Weg ausgeweitet werden. Auf den Terrassen findet jeweils ein Tisch, eine Bank und eine Hollywoodschaukel Platz. Am Klassenraum erhält jede Klasse ein unterfahrbares Hochbeet aus Holz.

Im Osten und Nord-Osten des Grundstücks befindet sich der gemeinschaftliche, barrierefreie Spielbereich mit Schaukeln und einem Trampolin. Die einzelnen Spielgeräte werden mit einem gewundenen, befestigten Weg rollstuhlgerecht verbunden. Auf der Rasenfläche verbleibt genügend Platz zum Sonnen und Spielen. Zwei von Bestandsbäumen verschattete Sitzbereiche laden zum Verweilen ein. Die notwendige Einfriedung im Osten wird mit Sinneselementen gestaltet.

Der Schul- und HPT-Betrieb wurde am 12. Juni 2023 im neuen Förderzentrum von Helfende Hände in der Köferinger Straße 20 in München aufgenommen. (BSZ)
 

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