Bauen

Das Baudenkmal Rosenheimer Straße 85 und 87 in München. (Foto: Archichtekten am Pündterplatz - Jörg Homeier und Gerold Richter)

13.01.2012

Neue Wege durch die Stadt

Ausstellung zeigt die Preisträger des deutschen Städtebaupreises 2010

Unsere Stadt soll schöner werden. Sie soll mit Leben erfüllt werden. Stadterneuerung ist angesagt. Und das heißt: Streben nach ästhetischer Dichte, Atmosphäre, Vielfalt und Eigensinn, Kontextualität, Ortssinn, Offenheit für Fremdes und Neues. Das sind nur einige Qualitäten, die unseren Städten, die auf ständiges Wachstum und Transformation programmiert sind, hervorragend bekommen. Der sich abzeichnende, nicht selten beklagte Strukturwandel in der Stadt und an der Peripherie bietet dazu die beste Gelegenheit. So wird in der letzten Zeit verstärkt auf dem Gebiet der Stadtbaukultur nach neuen Lösungsansätzen zur Bewältigung der Aufgaben von morgen gesucht. Ein weites, sich auftuendes Handlungsfeld für Bauherrn, Architekten, Städtebauplanern, Denkmalpfleger, Landschaftspfleger und nicht zu vergessen die vielen Handwerksbetriebe.
Wer von Münchens verkehrsreicher Rosenheimer Straße zwischen Hausnummer 85 und 87 die Häuserzeile durchdringt, der wird von der Hinterhofidylle im gründerzeitlich dicht bebauten, größten zusammenhängenden Innenstadtrandgebiet Haidhausen angenehm überrascht sein. Durch die Neuordnung des Blocks 22 innerhalb des Gevierts Rosenheimer-, Pariser-, Lothringer- und Metzstraße entstanden im Mix aus frei finanziertem und öffentlich gefördertem Mietwohnungsbau moderne Wohnungen mit Tiefgarage, begrünten Innenhöfen in guter Nachbarschaft zu den denkmalgeschützten Fassaden. Dazu gesellen sich auch Künstlerateliers, eine Gaststätte sowie ein viergeschossiges Wohnhaus in Holzmassivbauweise mit großzügiger Fassadenverglasung, verschiebbaren Sonnenschutzpanellen und gemeinschaftlich vielfältig nutzbarem Terrassendach.
Das städtebauliche Leuchtturmprojekt der Münchner Gesellschaft für Stadterneuerung mbH (MGS) – Sanierungsträger und Treuhänder der Stadt München – hat Vorbildcharakter und wurde, wie die aktuelle Ausstellung im Münchner PlanTreff zeigt, bei der Vergabe des Deutschen Städtebaupreises im Oktober 2010 in Essen lobend erwähnt.
Während die Architektur längst zum Gegenstand vieler Auszeichnungen geworden ist, hat die Stadtbaukunst einen viel schwereren Stand. Der seit mehr als 30 Jahren zur Förderung einer zukunftsweisenden Planungskultur und Stadtbaukunst von der Deutschen Akademie für Städtebau und Landesplanung ausgelobte deutsche Städtebaupreis bildet hier allerdings eine erfreuliche Ausnahme. 1980 kam die BfG Bank AG auf die Idee, jährlich einen besonderen Preis zur Förderung des Städtebaus in Deutschland ins Leben zu rufen. Interdisziplinär, weitsichtig und nachhaltig ist der seit 2006 im zweijährigen Rhythmus ungeteilt vergebene und von der Wüstenrot Stiftung Ludwigsburg geförderte Preis, ausgestattet mit einer Preissumme von 15 000 Euro.
Um aktuelle Themen mit Nachdruck anzustoßen, wird zusätzlich ein Sonderpreis in Höhe von 5000 Euro vergeben. Unter dem Motto „Orte des Wissens und der Bildung“ ging 2010 als Sieger die Bibliothek im Bahnhof in Luckenwalde hervor. Vier weitere Auszeichnungen, dotiert mit je 1000 Euro, wurden ebenfalls vergeben. Die Spannweite der von den Preisträgern des Städtebaupreises 2010 umgesetzten Projekte reicht von der Erweiterung der Gedenkstätte Berliner Mauer bis zur Freiluftbibliothek Salbke in Magdeburg.

Auszeichnung für Bamberg


Ein Dutzend Städtebauprojekte waren der siebenköpfigen Jury von den insgesamt 84 eingereichten Arbeiten dieses Mal als preiswürdig ins Auge gefallen. Davon gingen eine Auszeichnung sowie drei lobende Erwähnungen nach Bayern: In Bamberg wurde durch die Neugestaltung des öffentlichen Raums in innerstädtischer Randlage das Gebiet „Sand“ – eigentlich eine Kneipenmeile mit viel Durchgangsverkehr, Parkplatzproblemen und unsanierten Wohnungen – aufgewertet. Indem sich Immobilieneigentümer mit Gewerbetreibenden, Bewohnern und Behördenmitarbeitern zu einem Interessenverein zusammengeschlossen haben, wurde für das vormals konfliktbeladene Quartier ein ganzheitliches Entwicklungskonzept erarbeitet. Das mit einem Investitionsvolumen von sieben Millionen Euro zu verwirklichende Altstadtprojekt wurde innerhalb von drei Jahren erfolgreich und mit Vorbildfunktion für andere Stadtteile umgesetzt.
Im Sinne nachhaltiger Planung wurde in Regensburg über generationenübergreifendes Wohnen nachgedacht. Mit dem Ergebnis: 40 barrierefreie Wohnungen, darunter vier eigenständige „Alters WG“ mit rollstuhlgerechten Gemeinschaftsräumen erweitern das Angebot für das Wohnen im Alter. In Rosenheim war das wesentliche Ziel der urbanen Umgestaltung die Verklammerung der historischen Kernzelle der Stadt um den Max-Josefs-Platz mit ihrer historischen Stadterweiterung durch ein einheitliches Erscheinungsbild. Dabei wurde durch Verkehrsberuhigung und die Öffnung des Stadtbachs vor allem für die Erholung suchenden Städter ein Mehrgewinn erzielt.
Während die Projekte in Regensburg, Rosenheim und München-Haidhausen belobigt wurden, war der Jury der Stadtumbau in Bamberg eine Auszeichnung wert. Den Hauptpreis erhielten die Architekten Fritzen + Müller-Giebeler (Ahlen) für ihre Arbeit „Stubengasse Münster“, einem neuen Wegenetz durch die Altstadt von Münster. (Angelika Irgens-Defregger)
Die Ausstellung „Deutscher Städtebaupreis 2010“ zeigt noch bis zum 24. Februar 2012 in München sämtliche Arbeiten der Preisträger im PlanTreff, Blumenstraße 31.

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