Bauen

Das Unterkunftsgebäude ist um einen offenen einsehbaren Lichthof angeordnet. (Foto: Herbert Stolz)

04.04.2014

Offene, wohnliche Atmosphäre

Forensik-Neubau des Bezirksklinikums Mainkofen

Das Bezirksklinikum in Mainkofen wurde 1910 als Heil- und Pflegeanstalt errichtet. In Anlehnung an die in Deutschland und Österreich für solche Bauvorhaben vorherrschende Architektursprache entstand eine weitläufige Anlage mit über 30 Jugendstilgebäuden in parkähnlicher Umgebung. Die für diese Epoche moderne Gesamtanlage ist in ihrer Struktur weitestgehend erhalten. Die homogene Bebauung der Anlage ist bestimmend für das Ortsbild Mainkofens und steht unter Denkmalschutz.
Für den geplanten Forensik-Neubau wurde daher – auch unter dem Aspekt der Denkmalpflege – keine Innenverdichtung, sondern ein neuer Bebauungsansatz außerhalb der bisherigen Ringbebauung gewählt. Darüber hinaus waren auch funktionale und sicherheitstechnische Anforderungen sowie die Einbeziehung der bestehenden Forensik-Station C 8 ausschlaggebend für die Wahl des Baugrundstücks unmittelbar im westlichen Anschluss an das bestehende Bezirksklinikum.
Zur städtebaulichen Einbindung der neuen Forensik in die vorhandene Bebauungsstruktur wurden die einzelnen Funktionsbereiche in getrennten Baukörpern untergebracht. Die gestaffelte Höhenentwicklung der Gebäude bleibt dabei unter den Firsthöhen der bestehenden Gebäude. Durch die von der Mainkofener Straße zurückgesetzte Bebauung blieb Raum für eine wirksame Eingrünung der neuen Forensik. Durch die Überstellung der vorgeschalteten Parkplatzanlage mit Großbäumen entsteht zwischen der nördlichen Wohnbebauung entlang der Mainkofener Straße und der Außensicherung der Forensik eine deutliche Baumkulisse. Der Gebäudekomplex der Forensik tritt optisch in den Hintergrund.
Ausgehend vom zentralen Sicherheits- und Eingangsbereich im Norden führt ein zentraler Erschließungsflur nach Süden, an dem die einzelnen Funktionseinheiten angedockt sind. Durch die konzentrierte Anordnung der einzelnen Baukörper werden zum einen kürzestmögliche Wege für den internen Betriebsablauf erreicht, zum anderen beschränkt sich die Außensicherung der Anlage auf eine kompakte Fläche.
Die baulichen Anlagen wurden so weit nach Süden gelegt, dass parallel zum vorhandenen Parkplatz eine zweite Parkplatzeinheit sofort und eine weitere zu einem späteren Zeitpunkt realisiert werden können. Von der Mainkofener Straße führt die neue Zufahrt nach Süden und erschließt den Vorplatz mit der Einfahrt zu der Schleuse und abgezontem Pkw-Vorfahrts- und Wendebereich mit Kurzparkmöglichkeiten. Die Parkplätze für die Bediensteten werden ebenfalls über diese Zufahrt erschlossen. Diese enthält einen seitlichen Gehweg und eine Führung durch eine alleeartige Baumpflanzung.
Der Hauptzugang der Forensik führt über die Sicherheitszentrale. Von der Zentrale aus erfolgt sowohl die Überwachung des Personenzugangs als auch aller Materialanlieferungen über die Kfz-Schleuse.

Die AT-Halle hat eine Fläche von 600 Quadratmetern

Neben der Sicherheitszentrale befinden sich im Erdgeschoss des Gebäudes die Besucherräume samt zugehörigen WC-Anlagen. Im 1. Obergeschoss sind die Umkleideräume des Personals sowie die zentrale Aufbewahrung der Personen-Ortungsgeräte (PNA-Anlage) untergebracht. Der Konferenzraum im 2. Obergeschoss steht dem Bezirksklinikum sowohl für eine forensikinterne als auch externe Nutzung zur Verfügung.
Die Arbeitstherapiehalle (AT-Halle) ist eine erdgeschossige, stützfreie Halle mit einer Grundfläche von rund 600 Quadratmetern. Durch die Lage in unmittelbarer Nähe zur Kfz-Schleuse ist die kürzeste Verbindung für Materialanlieferungen beziehungsweise -abholungen gewährleistet. Das erhöht in die Werkhalle eingebaute Stützpunktbüro ermöglicht eine Überwachung der Arbeitsabläufe und der Patienten durch den Werkstattleiter. Festverglaste Öffnungen in den Trennwänden ermöglichen zudem einen Sichtkontakt zu den Pausenräumen für Raucher und Nichtraucher. Die Tragkonstruktion der AT-Halle besteht aus Stahlstützen und -bindern, die Wandausfachung aus gedämmten Blechpaneelen.
Das zweigeschossige Stationsgebäude wurde aus Kostengründen nur teilunterkellert. Neben den Technikräumen befinden sich im Kellergeschoss lediglich untergeordnete Lagerräume für Effekten, Gartengeräte und ein Matratzenlager. Im Erd- und Obergeschoss befinden sich baugleiche Wohngruppen für jeweils 24 Patienten aufgeteilt in neun Zweibettzimmer und sechs Einzelzimmer, wobei eine Raumeinheit behindertengerecht augebildet wurde.
Durch die klare Zonierung der unterschiedlichen Nutzungen entsteht eine übersichtliche Grundrissfigur. Der großzügige, nach Süden orientierte Gemeinschaftswohnraum und die transparente Ausbildung des begrünten Innenhofs gewährleisten trotz der erforderlichen Sicherungsmaßnahmen eine offene, wohnliche Atmosphäre. Im 3. Obergeschoss befinden sich der Fitnessraum und ein Andachts- und Meditationsraum. Diese Räume sind über das Haupttreppenhaus zugänglich und können sowohl von den Wohnstationen als auch von den bereits bestehenden Stationen des Gebäudes C 8 genutzt werden.
Die Räume des Ärztlichen Dienstes sind zentral in einer Spange zwischen dem neuen Stationsgebäude und der bestehenden Station C 8 angeordnet. Alle Stationsebenen sind damit auf kürzestem Weg erreichbar. Der unterkellerte Bauteil ist im Erdgeschoss einhüftig, im Obergeschoss durch die auskragenden Büroräume zweihüftig. Das auskragende Obergeschoss schafft zugleich einen witterungsgeschützten Anlieferbereich für die Versorgung der bestehenden Arbeitstherapie im Kellergeschoss des Stationsgebäudes C 8.
Der oberirdische Verbindungsflur in Nord-Süd-Ausrichtung wurde mit angedockten Funktionseinheiten geplant. Der unterirdische Versorgungsgang in Ost-West-Richtung ist für die Aufnahme aller Leitungen und Kabeltrassen mit Anbindung an den bestehenden unterirdischen Verbindungsgang in der C-Ring Straße konzipiert.
Bisher wurde die Arbeitstherapie im Kellergeschoss der Station C 8 von der Straße C-Ring angeliefert. Im Zuge des Neubaues wurde diese Anlieferung aus sicherheitstechnischen Überlegungen aufgelöst. Die gesamte Materialanlieferung erfolgt aus sicherheitstechnischen Gründen über die Kfz-Schleuse des neuen Sicherheits- und Eingangsbereichs. Dies erforderte am Übergang der Bauteile Ärztlicher Dienst und Station C 8 eine neue Aufzugsanlage samt vorgelagertem Stauraum für die Gitterboxen der Materialanlieferungen.
Die Gestaltung des Patientengartens orientiert sich an den um 60 Grad zur Gebäudeachse verdrehten Strahlen. Diese Strahlen suggerieren ein alternatives Ordnungssystem zur Architektur beziehungsweise zur (strengen) Hausordnung. Gleichzeitig überspielen sie die mehrfachen Zäune und Umfahrten und eröffnen Perspektiven in die umgebende Landschaft. Der Patientengarten selbst bietet verschiedene Angebote je nach Präferenz der Patienten.
Mit der Planung betraut war das Straubinger Architekturbüro HIW Hornberger, Illner, Weny. (BSZ) (Der Forensik-Neubau des Bezirksklinikums Mainkofen; der Neubau wurde nach Süden gelegt; Blick in ein Patientenzimmer und hinaus auf den Sportplatz - Fotos: Herbert Stolz)

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