Bauen

Der Burj Khalifa ist das höchste Bauwerk der Welt. (Foto: dpa)

16.01.2015

Prügelknabe für alles, was beim Bau schiefgeht

Im Architekturclub wurde der "Traumberuf Architekt" beleuchtet

Beim Architekturclub der Bayerischen Architektenkammer stand vor Kurzem die Frage im Mittelpunkt „Wie steht es um den Traumberuf des Architekten?“. Hierzu hatte der Münchner Architekt Ludwig Wappner seine Freunde und Kollegen Jórunn Ragnarsdóttir und Arno Lederer aus Stuttgart nach München eingeladen, um mit ihnen einmal für einen Abend die Zeit anzuhalten und offen, ungeschönt sowie authentisch über den gemeinsamen Beruf Architekt/Architektin zu diskutieren.
Intensive und erfolgreiche Jahre als selbstständige Architekten, als fachlich anerkannte Lehrende, als gefragte Berater und Juroren in Gestaltungskommissionen sowie Architektenwettbewerben prädestinierten das Podium fraglos für einen kritischen Diskurs.
Da ihnen der Beruf des Architekten und seine Entwicklung mit all den Facetten bestens vertraut sei, könne man die Gegenwart kritisch reflektiert und zugleich einen Ausblick in die Zukunft wagen, so Wappner. „Zum einen ist der Architektenberuf mit einem Nimbus versehen, zum anderen gelten wir aber auch als die Prügelknaben für alles, was am Bau so schief läuft“, meinte Lederer. Fakt sei jedoch, dass sich der Architektenberuf gerade großer Beliebtheit erfreut. Denn die Zahlen haben sich seit 1985 fast verdoppelt und liegen heute bei 130 000 Mitgliedern in den Architektenkammern. „Doch die Studentenzahlen sind zu hoch. Sie werden von den Bundesländern bestimmt und niemand will die Zahl verringern. Oft verhält es sich dann auch so, dass Uniabgänger nicht für den heimischen Markt tätig sind, sondern international arbeiten“, kritisierte Lederer. Von daher lautete seine Forderung: Weniger Studenten, bei Beibehaltung der Mitarbeiter und Professoren.

Schlechter Verdienst und schlechte Aussichten

Lederer wies auch darauf hin, wie „lausig“ die Bezahlung sei. „Schlechter Verdienst und schlechte Aussichten, da kann man den Spaß am Beruf verlieren.“ Ragnarsdottir bemängelte das Bachelor-Master-System, das zu einem verschulten Studienplan führe. „Gerade als Architekt braucht man viel Freiraum, um seine eigene Positionierung zu finden.“ Computer und Rechner brächten die Studenten nicht weiter. Es sei wichtig, die Umwelt zu studieren und eine eigene Haltung gegenüber der Gesellschaft zu entwickeln. Denn berechnete Architektur sei nicht gut. „Architektur besitzt wie die Kunst einen Mehrwert“, ergänzte Lederer und verwies auf den Schulbau, der zu standardisiert sei.
Alle drei Gesprächspartner waren sich darin einig, dass Vorschriften wie zum Beispiel die DIN-Normen mit zu vielen Details inzwischen alles nur noch erschweren, sodass die Baujuristen sich vor Streitfällen gar nicht mehr retten können. Allein die Ausschüsse, die über diese Details dieser Normen entscheiden, nähmen stetig zu, dennoch wären in den Ausschüssen keine Architekten vertreten.
Ragnarsdóttir plädierte zudem für mehr Zusammenarbeit bei den Projekten. Es solle nicht gegeneinander, sondern miteinander gearbeitet werden. Arno Lederer unterstrich jedoch die Solistenrolle, die jeder Architekt gerne spielt. Letztlich gehe es um die Qualität.
Am Ende der Dialogrunde fügte Ragnarsdóttir noch hinzu: „Statt zu lamentieren, was überall falsch und schlecht ist, soll doch jeder von uns deutlich sagen, wie er es haben will.“ (Eva-Maria Mayring)

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