Bauen

30.01.2015

Qualitativ hochwertiges Bauen

Veranstaltungsreihe "Politik im Gespräch" der Bayerischen Architektenkammer

„Gutes Planen und Bauen kann die Welt retten.“ Mit dieser gewagten These startete Moderatorin Sabine Reeh (Bayerisches Fernsehen) eine weitere Runde im Rahmen der Gesprächsrunde „Politik im Dialog“ in der Bayerischen Architektenkammer. Bauminister Joachim Herrmann und Lutz Heese, Präsident der Bayerischen Architektenkammer, diskutierten darüber, was denn in Bayern eigentlich qualitätvolles Bauen bedeutet.
„Der Geschmack ändert sich in der Architektur“, sagte Herrmann. „Zum Beispiel den Stil der 1950er Jahre kann heute keiner mehr sehen.“ Da die Neubauten von heute keinesfalls schlecht gebaut sind, Offenheit vermitteln und den Zeitgeist widerspiegeln, plädierte Herrmann, dass eine allgemeine Baukultur diese Forderungen umsetzt. Denn mit der Baukultur sind Städtebau, Ortsplanung, Verkehrsbauwerke und Kunst am Bau verbunden, um so den öffentlichen Raum zeitgemäß zu gestalten. Hinzukomme, so der Minister, dass sich die Menschen in ihrer Umgebung wohlfühlen sollten.
Heese griff diesen Gedanken auf und nannte ein passendes Beispiel für Architekturkultur. Als gelungene städtebauliche Anordnung, die zugleich von der Bevölkerung angenommen wird, sieht er das Jüdische Zentrum am Münchner Jakobsplatz.
Um die Mittelpunkte von Städten und Ortschaften neu zu beleben und zu gestalten, bedürfe es Föderungsmodelle, erklärte Reeh. Gezielt mit Modellprojekten sollten neue Wege ausprobiert werden. Und damit verbunden sei eine aktive Bürgergesellschaft, sagte Herrmann. Denn viele Ortskerne bräuchten dringend eine Neubelebung, die jedoch nur gemeinsam mit den Bürgern entwickelt werden könne. Zudem bedürften städtebauliche Neuordungskonzepte auch der Beratung, ergänzte Heese.
Mit der Wiedereinsetzung des Bayerischen Landesbaukunstausschusses im Juni 2014 wird der Freistaat baukünstlerisch beraten und begleitet. „Der Landesentwicklungsplan wird politisch ein spannungsvolles Thema“, meinte Heese, „da man strukturpolitisch vieles, wie beispielsweise die Energiepolitik, im Auge behalten müsse.“ Mit ihrer Eingangsthese wollte Reeh auf ein ganz brisantes Thema hinweisen. Die seit Jahren anhaltende Wohnungsnot in Bayern fordere mehr angemessenen Wohnraum.

Gemeinden einbeziehen


Herrmann wies auf die aktuellen Programme für Wohnungs- und Eigenheimbau hin. Heese wiederum nannte die neu hinzugekommenen Bauflächen der ehemaligen Pionierkaserne und erklärte, der Neubau müsse auch die Gemeinden im Umland einbeziehen. Hierbei wäre es wichtig, die Mobilität zu fördern, denn das helfe Räume zu erschließen. „Der Ballungsraum München wird jetzt mit der zweiten Röhre für die S-Bahn erheblich entlastet. Das gilt auch für den öffentlichen Verkehr und das ländliche Umfeld“, ergänzte Herrmann. Zudem helfen Förderrichtlinien wie die der KfW bei Krediten und die ENEF Energiesparprogramme motivieren zum Sanieren.
„Aber die Neubauvorschriften“, gab der Minister zu bedenken, „werden oft zu weit getrieben. Damit treibt man die Baupreise in die Höhe. Sanierung des Bestands ist notwendig und hilft auch beim Sparen.“
Gutes Planen und Bauen, so Reeh, betrifft auch behinderte und kranke Menschen. Wie steht es damit in Bayern? „Menschen sollen in ihrer gewohnten Umgebung bleiben“, forderte Heese. Hierbei könnten kostenfreie Beratungsstellen Auskunft geben und informieren, welche Zuschüsse möglich sind. Und mit dem hochgesteckten Ziel, Bayern bis 2023 barrierefrei zu machen, hat man sich viel vorgenommen. Damit jedenfalls, wäre die Welt für viele gerettet. (Eva-Maria Mayring)

Kommentare (1)

  1. Jim am 06.02.2015
    Dass unser Innenminister (und -nebenbei?-) Bauminister meint, dass keiner "den Stil der 1950er Jahre (...) heute keiner mehr sehen" könne, zeigt auf für mich auf erschreckende Weise, was dabei herauskommt, wenn man meint, ein Minister müsse von seinem Fach keine Ahnung haben und könne einfach jede Aufgabe übernehmen, die gerade zu besetzen ist. Erstens wurde in jeder Epoche qualitätvoll und weniger qualitätvoll gebaut und zweitens ist nicht alles Neue, nur weil es neu ist, architektonisch und auch von der Lebensqualität her besser. Ich empfehle dem Herrn Minister einfach nur eine kurze Fahrt mit dem Zug vom Münchner Hauptbahnhof nach Pasing. Was da in den letzten Jahren entlang der Arnulfstraße, mit Ausnahme des wirklich gelungenen Busbahnhofes von Auer und Weber, hingeklotzt wurde, könnte auch manchem architektonischen Laien zu Denken geben. Gerade die gescholtenen Baumeister der 1950iger Jahre hätten diese Aufgabe bestimmt humaner und womöglich auch eleganter gelöst.
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