Bauen

Der neue Hochschulbau mit Paulinum und Universitätskirche. (Foto: Wiegand)

31.08.2012

Schimmerndes Blau-Grün

Leipzig - Universitätsneubau und UNESCO-Hoffnungen für die Notenspur

Leipzig hat jetzt einen echten Hingucker: den Universitätsneubau am Augustusplatz, der sich seiner Vollendung nähert. Mit seiner schwungvollen, Glasbetonten Fassade und den schimmernden Blau-Grün-Tönen schmeichelt er den Augen. Die unterschiedliche Höhe der Dächer und die leicht gefältelt wirkende Front sind weitere ansprechende Details. Ohne verspielt zu wirken lockert das Bauwerk den weitläufigen Augstusplatz – Herz und Verkehrsknotenpunkt der Stadt – auf. Gleichzeitig ist der Uni-Neubau, bestehend aus Augusteum und Paulinum, der Start zur städtebaulichen Neuorganisation des Augustusplatzes und fungiert als Klammer zwischen dem Gewandhaus und der Oper Leipzig an den beiden Seiten.
Auch die von der DDR-Regierung 1968 gesprengte Paulinerkirche, geweiht 1240, entsteht von neuem. Sie gehörte zum ehemaligen Dominikanerkloster und diente seit dessen Auflösung 1539 als Universitätskirche. Wie die Vorgängerbauten steht auch die neue Uni auf dem einstigen Klostergelände.
„Grundgedanke bei dem Universitätsneubau war es, trotz der damit verbundenen Umgestaltung des Augustusplatzes, ein sichtbares Zeichen der Erinnerung zu setzen“, sagt Baukoordinator Thomas Piesk. Das war offenbar schwierig. Nach drei Architektenwettbewerben in den Jahren 1994, 2001 und 2003 votierten die Preisrichter in 2004 für den Entwurf des niederländischen Architekturbüros Erick van Egeraat associated architects, Rotterdam. Der umfasst fünf Bauabschnitte, von denen im Juni 2009 bereits vier an die Nutzer übergeben werden konnten, nämlich Seminar-, Hörsaal- und Institutsgebäude, die Campus-Bibliothek, die knallrot möblierte Mensa und das Leibniz-Forum.
Also eine Punktlandung zur 600-Jahrfeier der Leipziger Universität im Dezember 2009. Auch ein erster Gottesdienst wurde in der provisorischen Paulinerkirche, die gleichzeitig als Aula dient, gefeiert.
„Alma Mater Lipiensis“ steht nun über dem linken Gebäudeteil, dem neuen Augusteum. Darüber senkrecht und in großen Lettern „Universität Leipzig“. „Der Bau soll im Herbst eröffnet werden“, sagt Piesk. Dagegen wird die neue Universitätskirche, deren Chorfenster und Giebel Bezug auf das gesprengte Gotteshaus nehmen, „wohl erst 2014 endgültig fertig sein“, vermutet er.
Der Eingang der Uni ist zur Zeit um die Ecke, in der Grimmaischen Straße. Von dort gelangt man ins Leibniz-Forum, einen lang gestreckten Innenhof mit dem Denkmal von Gottfried Wilhelm Leibniz, einem der berühmtesten Studenten dieser Alma Mater. Ihm gegenüber hat man das erhaltene klassizistische Schinkel-Tor in den modernen Bau integriert. Denn Leipzig ist eine geschichtsbewusste und unternehmungslustige Bürgerstadt.

„Architektur
ist erstarrte Musik“


Auch die neueste Attraktion – die Leipziger Notenspur – war keine Idee von Politikern, sondern die des Physikprofessors Werner Schneider. Jahrelang hat er dieses Vorhaben beharrlich verfolgt und die wichtigsten Institutionen als Unterstützer gewonnen. Nun verbindet diese 5,3 Kilometer lange Notenspur 23 authentische Wohn- und Wirkungsstätten von berühmten Komponisten und damit in idealer Weise Musik und Architektur.
„Architektur ist erstarrte Musik“, formulierte vor rund 150 Jahren der Philosoph Friedrich Wilhelm Schelling. Alle diese Gebäude sind fußläufig erreichbar. Sei es die 800 Jahre alte Thomaskirche, das Alte Rathaus, ein Renaissance-Juwel von 1558, das Schumann-Haus (Historismus) oder die nach dem Krieg in spätklassischem Stil wieder errichtete Oper. Das Paulinum und die neue Universitätskirche St. Pauli gehören ebenfalls dazu und als besonders „Schmankerl“ das Haus „Zum Arabischen Coffe Baum“. Dieses Café zählt zu den ältesten in Europa. Dort trafen sich alle, die Rang und Namen hatten.
Jedenfalls ist die durch die neue Leipziger Notenspur geschaffene Kombination von Architektur und Musik weltweit einmalig und verhilft der Stadt zu einem Alleinstellungsmerkmal von hoher Qualität, geeignet für die Einreihung ins UNESCO-Weltkulturerbeverzeichnis. Am 26. Juni 2012 hat der Freistaat Sachsen die Leipziger Notenspur auf die Vorschlagsliste für das UNESCO-Procedere gesetzt. Sollte dem Antrag Erfolg beschieden sein, wäre es eine Ehre für ganz Deutschland. (Ursula Wiegand) (Die Leipziger Notenspur - Foto: Wiegand)

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