Bauen

Die neue Sporthalle von der Jahnstraße her gesehen. (Foto: GHSW Architekten)

06.07.2012

Schöner turnen

Neubau der Jahnsporthalle in Hof

Für die Stadt Hof, für die Schüler des Schiller-Gymnasiums und die Sportler des TSV-Hof war es keine gute Nachricht. Im Januar 2009 musste die in den 1970er Jahren erbaute Jahnhalle wegen Einsturzgefahr des Dachs aus Sicherheitsgründen gesperrt werden. Eine Sportstätte mit zentraler Bedeutung in der Stadt stand von heute auf morgen nicht mehr zur Verfügung. Eine Sanierung des überalterten, energetisch unzureichenden Gebäudes wurde aus wirtschaftlichen Gründen schnell verworfen. Auch war die Funktionalität ungenügend – die Vorgaben der Sport- und Schulbaurichtlinien an eine Dreifach-Halle waren nicht mehr erfüllt und auch baulich nicht zu beheben. Schnelles Handeln war gefordert und so stellte der Stadtrat bereits im Frühjahr 2009 die Weichen für einen Neubau an gleicher Stelle.
Die Anforderungen an den Neubau wurden von den verschiedenen Nutzern – Stadt, Schule und Verein – gemeinsam formuliert. Entstehen sollte nicht nur eine Dreifach-Sporthalle gemäß den aktuellen Vorschriften und Richtlinien, sondern eine Halle für größere Sportveranstaltungen mit einer Zuschauertribüne und den dafür notwendigen weiteren Räumlichkeiten. Zu planen war eine Sporthalle, baurechtlich als Versammlungsstätte, hinsichtlich der Fluchtwege zulässig für maximal 1500 Zuschauer.
Gegenüber dem Altbau bedeuteten diese Vorgaben eine deutliche Vergrößerung des Baukörpers. Auf beengtem Grundstück wurde der Neubau passgenau zwischen Straße und Laufbahn des Sportplatzes eingefügt. Dennoch war es erforderlich, die Funktionen auf drei Grundrissebenen zu verteilen. Günstig erwies sich hier die Topographie des Grundstücks – ein maximaler Höhenunterschied von neun Metern war zu berücksichtigen.
Von einem kleinen Vorplatz zugänglich, liegen Foyer und Sporthalle mit den Geräteraumen auf der mittleren Ebene. Umkleiden, Besucher-WC und Technikräume wurden im Sockelgeschoss auf Ebene des Sportplatzes geplant. Von hier gibt es auch einen direkten Sportlerausgang zum Freisport und zum Spielfeld. Über eine großzügige Treppe gelangt der Zuschauer vom Foyer der Eingangsebene auf die obere Ebene mit Zuschauergalerie und Tribüne. Als Fluchtweg führt hier ein direkter Ausgang auf den Gehweg entlang der Jahnstraße.
Die neue Jahnhalle soll hell, freundlich und einladend sein. Dies war das Thema und Leitmotiv der Architekten Karsten Hilbert und Ulrich Wendland, ghswArchitekten, bei Entwurf und Planung. Das gebaute Ergebnis zeigt, dass dieses Ziel mehr als erreicht wurde. Großzügig verglaste Fassadenflächen sowie drei Oberlichtbänder sorgen für Helligkeit und ausreichend Tageslicht, sodass tagsüber größtenteils auf Kunstlicht verzichtet werden kann. Ein feststehender, weit auskragender Gitterrost in Kombination mit Außenjalousien gewährleistet ausreichenden Sonnen- und Blendschutz.

Großzügige Verglasung


Neben der Helligkeit erfüllt die großzügige Verglasung einen weiteren Entwurfsgedanken der Architekten. Ein- und Ausblicke vermitteln eine einladende, offene und großzügige Atmosphäre. Während vom Gehweg entlang der Jahnstraße Passanten das Treiben in der Sporthalle beobachten, sieht der Sportler oberhalb der Prallwand die Bäume der Umgebung.
Auch das Farbkonzept trägt wesentlich zum heiteren und freundlichen Gesamteindruck bei. In der Sporthalle unterstützen helle und zurückhaltende Farben die Konzentration der Sportler. Neben dem wasserblauen Sportboden dominieren Weiß- und Grautöne. Lediglich das Orange der zurückliegenden Galeriewand bildet einen farbigen Kontrast. Im Gegensatz dazu wurden die Bereiche außerhalb der eigentlichen Sporthalle mit kräftigen Farben gestaltet. Foyer, Treppenhäuser, Konditionsraum und die Flure im Sockelgeschoss präsentieren sich kontrastreich in Apfelgrün, Lavendelblau, Orange und Gelb.
Der Neubau der Jahnsporthalle soll nicht nur dem Schul- und Vereinssport optimale Bedingungen bieten, sondern auch für größere Sportveranstaltungen geeignet sein. Diese Anforderung wurde im Entwurf besonders berücksichtigt. Zusätzlich zum kleinen Foyer für die alltägliche Schul- und Vereinsnutzung wurde ein größeres, abtrennbares Foyer für Veranstaltungen eingeplant. Eine halbrunde Treppe leitet die Besucher hinauf zur Zuschauergalerie. Von hier wird die Tribünenanlage erschlossen.
Zwei feste Sitzreihen auf Sichtbetonstufen werden von einer dreiteiligen Teleskop-Tribünenanlage ergänzt. Insgesamt stehen bei einer Sportveranstaltung, zum Beispiel einem Fußballturnier, 650 Sitzplätze zur Verfügung. Ein Glasgeländer als Abschluss der Zuschauergalerie ermöglicht dem Zuschauer freien Blick auf das Spielfeld. Neben der üblichen, dem Schulstandard entsprechenden Ausstattung der Halle mit Sportgeräten wird zur großen Freude der Schüler noch eine Besonderheit geboten. Eine Kletterwand mit Routen unterschiedlicher Schwierigkeit bringt Abwechslung und Spannung in den Sportunterricht.
Bedingt durch die Topographie ist ein erheblicher Teil des Gebäudevolumens erdberührt beziehungsweise sogar unter Gelände angeordnet. Konstruktiv wurde daher ein Massivbau aus Stahlbeton gewählt, mit einem großen Anteil an Fertigteilelementen. Ab einer Höhe von sieben Metern ab Hallenboden wechselt die Konstruktion vom Massivbau zu einer auch optisch leichten Stahlkonstruktion. Die sechs Stahl-Fachwerkträger mit einer Binderhöhe von 2,50 Metern ruhen auf einem Kranz aus Stahlstützen. Brandschutztechnisch war eine F30-Beschichtung aller Stahlteile erforderlich.
Während alle Betonteile mit einem Wärmedämmverbundsystem bekleidet sind, wurde im Bereich der Stahlkonstruktion eine Verkleidung gewählt, die sonst hauptsächlich im Industriebau Verwendung findet. Stahl-Sandwichelemente mit feiner Linierung haben sich als preiswerte Lösung bewährt. Die Lüftung der Sporthalle erfolgt über sichtbare Wickelfalzrohre mit Weitwurfdüsen in der Dachebene, ergänzt durch eine Quell-Lüftung direkt unter dem Tribünenbereich.
Beheizt wird das Gebäude mit einer Kombination aus Gas-Brennwerttechnik und Holz-Pelletheizung. Auf dem Hallendach wurde eine Photovoltaikanlage montiert. Nach mittlerweile vier Monaten Dauerbetrieb hat die neue Jahnhalle ihre ersten Bewährungsproben mit Erfolg bestanden. (Karsten Hilbert) (Das Foyer und die Zuschauergalerie der neuen Jahnsporthalle - Fotos: GHSW Architekten)

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