Bauen

Josef Poxleitner, Leiter der Obersten Baubehörde (OBB). (Foto: OBB)

30.03.2012

"Schon seit langem besondere Anstrengungen unternommen"

OBB-Kolumne: Josef Poxleitner über qualitätvolles Bauen nicht ohne Barrierefreiheit

In Zukunft müssen wir auch in Bayern von einschneidenden Veränderungen in der Bevölkerungsstruktur ausgehen. Ein Blick in die aktuellste Berechnung des Bayerischen Landesamts für Statistik gibt Aufschluss über die zunehmende Zahl an Senioren: Bis zum Jahr 2030 wird der Anteil der über 60-Jährigen auf rund 34 Prozent der Gesamtbevölkerung steigen.
Der Wohnungsmarkt in Bayern steht mit dieser Entwicklung vor großen Herausforderungen. Immer mehr Wohnungen werden nachgefragt, die älteren Menschen bestmögliche Voraussetzungen bieten, ihr Leben auch bei Krankheit oder Pflegebedürftigkeit so lange wie möglich selbstbestimmt und in vertrauter Nachbarschaft zu führen. Ein wesentlicher Baustein dafür ist die barrierefreie Ausgestaltung des Wohngebäudes. So wird es Menschen mit Beeinträchtigungen in der Bewegung oder Einschränkungen beim Hören und Sehen ermöglicht, hindernisfrei und sicher leben zu können. Barrierefreiheit ist darüber hinaus ein Qualitätsgewinn für alle Menschen: Breite Flure und Türen erleichtern beispielsweise auch Eltern mit Kinderwagen den Alltag.
Im September 2011 ist die DIN 18040-2 erschienen, die den technischen Standard der Barrierefreiheit für Wohnungen beschreibt. Während die alte Norm DIN 18025 aus dem Jahr 1992 noch hauptsächlich auf Menschen mit motorischen Einschränkungen ausgerichtet war, berücksichtigt das neue Regelwerk verstärkt auch die Bedürfnisse seh- oder hörbehinderter Menschen. Es ist beabsichtigt, die neue Planungsgrundlage so bald wie möglich als Technische Baubestimmung einzuführen und damit bauordnungsrechtlich verbindlich zu machen.
Die Oberste Baubehörde unternimmt schon seit langem besondere Anstrengungen, um die Barrierefreiheit im Wohnungsbau zu verankern. Schon vor Erscheinen der DIN 18025 hat sie im Rahmen von Modellvorhaben des Experimentellen Wohnungsbaus zum barrierefreien und integrierten Wohnen verschiedene Pilotprojekte gefördert, um die damals erst im Entwurf vorliegenden Regeln in der Praxis zu erproben. Auch bei den jüngeren Modellvorhaben wird der Barrierefreiheit ein hoher Stellenwert beigemessen, so dass viele Pilotprojekte über die gesetzlichen und förderrechtlichen Anforderungen hinaus barrierefrei ausgestaltet sind. Vor allem bei drei aktuellen Modellvorhaben stehen innovative barrierefreie Wohnformen im Fokus:
– Für Familien mit Kindern aber auch für die Großelterngeneration werden im Modellvorhaben „IQ – Innerstädtische Wohnquartiere“ bedarfsgerechte barrierefreie Wohnungen geschaffen mit zusätzlichen Angeboten an familienfreundlichen Infrastruktureinrichtungen.
– Das Modellvorhaben „WAL – Wohnen in allen Lebensphasen“ hat die barrierefreie Ausgestaltung zu einem wesentlichen Schwerpunkt gemacht. Zusätzlich tragen unterschiedliche Konzepte der nachbarschaftlichen Unterstützung und professionellen Betreuung dem altengerechten Wohnen besonders Rechnung.
– Mit acht Pilotprojekten des Modellvorhabens „LWQ – Lebendige Wohnquartiere für Jung und Alt“ gelang es, für alle Generationen in Siedlungen überwiegend aus den 1950er und 1960er Jahren wieder zukunftsfähige Wohnbedingungen zu schaffen.
Im Rahmen der Modellprojekte hat sich gezeigt, dass bei guter Grundrissplanung im Neubau Barrierefreiheit keine Mehrkosten verursacht. Bei Modernisierungen verbessert jede Barriere, die vermieden oder vermindert werden kann, die Wohnqualität.
Die Oberste Baubehörde hat sich zum Ziel gesetzt, dass barrierefreies Bauen als Grundlage nachhaltigen und selbstbestimmten Wohnens selbstverständlich wird. Aufgrund der Neuerscheinung der DIN 18040-2 hat sie daher das Faltblatt „Barrierefreies Wohnen – Mehr Wohnwert im Alltag“ veröffentlicht. Es macht auf die barrierefreie Gestaltung der wichtigsten Bereiche eines Wohnhauses aufmerksam und vermittelt bauliche Lösungsvorschläge. Das Faltblatt ist kostenlos als PDF-Dokument verfügbar unter www.verwaltung.bayern.de/broschueren.

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