Bauen

Insgesamt 23,9 Millionen Euro wurden in den Neubau investiert. (Foto: Zooy Braun)

04.10.2013

Schwabens erstes ÖPP-Schulbauprojekt

In Buchloe wurde ein neues Gymnasium eröffnet

Die Architektur eines Schulhauses wäre dann gut, wenn sich Schüler und Lehrer abends darauf freuen, am nächsten Morgen wieder dort sein zu dürfen. Auch, wenn im hohen Alter die ehemaligen Schüler sich gerne an den Ort zurückerinnern, an dem sie ihre wesentlichen Jahre des Lernens verbracht haben.
Es soll also ein Ort sein, der schon von außen, seiner Lage und Einbindung in Landschaft und Stadt von besonderer Qualität ist. Weder, dass er sich als Gegensatz wichtig tut, noch, dass er sich anbiedert, wie die nächsten Nachbargebäude aussehen zu wollen. Neubauten sollten so sein, dass sie die Qualitäten der Umgebung steigern. Schulbauten kommt in diesem Sinne eine große Bedeutung zu, weil die öffentliche Hand, also Land oder Stadt damit zeigen, wie ihr Beitrag zu unserer Baukultur aussehen soll. Sie sind also bereits Teil eines öffentlichen Bildungsangebots. Auch lässt sich an der Architektur der Bildungseinrichtungen ablesen, welchen Wert unsere Gesellschaft der jungen Generation beimisst.
In diesem Sinn zählt der Entwurf von Schulgebäuden zu den vornehmsten und schönsten Bauaufgaben.

Langgestreckter
Baukörper


Wie aber kann allein schon der Ort im Falle des neuen Gymnasiums von Buchloe eine Verbesserung erfahren, da das gegebene Grundstück von so ganz unterschiedlichen Seiten umgeben ist? Auf der Ostseite steht eine Eislaufhalle, deren bescheidene Architektur nicht als Vorbild dient. Nördlich schließen sich die Gebäude der bereits bestehenden Schulbauten an, während westlich eine schöne Wiese bis zum Wasserlauf der Gennach reicht. Auch nach Süden erstreckt sich ein weitläufiger Grünraum, der allerdings am Wall der lärmintensiven Autobahn endet.
Mit dem Entwurf des langgestreckten Baukörpers konnte auf die unterschiedlichen Bedingungen reagiert werden. Von der Stadt her kommend präsentiert sich das Schulgebäude mit seiner gesamten Länge und bildet einen Abschluss der Wiese nach Westen. Der gestalterisch problematische Nachbar nach Osten wird somit verdeckt. Nach Norden vernetzt sich das Haus mit seinem geöffneten Innenhof mit dem anschließenden Schulkomplex. Dem Lärm der Autobahn im Süden wird mit dem Volumen der Dreifachsporthalle begegnet, die an den drei anderen Seiten von den Lern- und Verwaltungsräumen des Gymnasiums gleichsam umarmt ist.
Um die Grundrissfigur begreifen zu wollen, stellt man sich einfach ein H vor, dessen untere Hälfte mit Volumen gefüllt ist. Der rechte und linke Arm des H‘s ist dabei vorwiegend mit Klassenräumen bestückt, während der horizontale und verbindende Strich des Buchstabens die Aula und Eingangshalle aufnimmt. Dies bildet demzufolge das Herz der Anlage und ist beidseitig an die Zugänge und anschließenden Wege angebunden.

Speiseraum mit
Zugang zum Innenhof


Das große, querliegende Oberlicht bringt nicht nur genügend Tageslicht in die Halle, sondern ist als Zeichen für das Zentrum des Komplexes von weitem einsehbar. Beidseitig an die Halle sind die eher öffentlichen Nutzungen angelegt, der Speiseraum mit Zugang zum Innenhof auf der einen und die Bühne für Vorführungen auf der anderen Seite. Über beide Teile kann die Halle erweitert werden und dient damit der Schule als Aula.
 Der Grundriss der Klassentrakte entspricht weitgehend dem klassischen Raum- und Organisationsschema von Schulgebäuden. Eine Besonderheit stellen die Flurtrennwände dar, die als Fertigteile so geformt sind, dass sich Wandnischen bilden, die als Sitznischen, für Schrankwände oder Garderoben genutzt werden können. Der südöstliche Trakt nimmt die Bibliothek und die Zimmer für die Verwaltung auf.
Die äußere Erscheinung des Hauses nimmt Rücksicht auf die Verwendung traditioneller und am Ort gebräuchlicher Materialien – grob verputzte Steinfassaden bei den Haupteingängen zur großen Halle und Holzverkleidungen an den Klassentrakten. Die Stulpschalung erhielt eine dunkle Lasur, was einen schönen Kontrast zu den weißen Fensterrahmen und –Laibungen ergibt. Zum Schutz der Holzwände ist das Dach weit überkragend, das unterseitig ebenfalls weiß gestrichen ist. Das mit der Planung beauftragte Architektrubüro Lederer Ragnarsdóttir Oei aus Stuttgart wollte dem Schulhaus eine Gestalt verleihen, die auf den ersten Blick vertraut ist, aber dennoch unverkennbar sich als neues Gebäude zeigt.
Das Gymnasium erfüllt nicht nur den Passivhausstandard, sondern ist darüber hinaus unter Betrachtung des Lebenszyklus von Konstruktion und Ausbau konzipiert. Die Baustoffe sind, soweit möglich, aus natürlichen Materialien, die robust und reparaturfähig sind.
Der Landkreis Ostallgäu hat den Bau des Gymnasiums Buchloe als Projekt einer so genannten Öffentlich-Privaten-Partnerschaft (ÖPP) realisiert. Das bedeutet, dass das Unternehmen Georg Reisch GmbH + Co.KG als Generalunternehmer den schlüsselfertigen Bau der Schule mit anschließendem Betrieb über einen festgelegten Zeitraum als Komplettpaket anbietet. Lediglich die Endfinanzierung wird durch den Landkreis wahrgenommen. Der Bau des Buchloer Gymnasiums ist das erste Schulbauprojekt in Schwaben in einer Öffentlich-Privaten Partnerschaft.

Investitionssumme:
23,9 Millionen Euro


Das Gymnasium wurde in rund 16monatiger Bauzeit fertiggestellt. Es wurden 2500 Quadratmeter Fassaden bekleidet, 14 000 Quadratmeter Pflaster- und Wiesenflächen angelegt sowie 9000 Quadratmeter Linoleum und Naturstein verlegt. Darüber hinaus wurden 1800 Quadratmeter Fenster eingebaut, 186 000 Meter Kabel (Strom-, Fernmelde- und Datenkabel) verlegt und 1200 Lampen eingebaut.
Die Kosten für den Neubau inklusive Grunderwerb beliefen sich auf rund 23,9 Millionen Euro. Der Freistaat förderte das Projekt mit etwa 9,2 Millionen Euro. Die Verwaltungsgemeinschaft Buchloe trägt 22 Prozent der Investitionskosten des Landkreises. (FHH/LRO) (Das neue Schulgebäude, der Eingangsbereich und die Aula - Fotos: Zooy Braun)

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