Bauen

Die neue Ilmtal-Halle. (Foto: Gemeinde Reichertshausen)

21.02.2014

Sport treiben über und unter der Erde

Die Ilmtal-Halle in Reichertshausen

Mit der Gesamtplanung zur Errichtung einer modifizierten Dreifachsporthalle in Reichertshausen wurde im Oktober 2009 das Büro Georg Fuchs, Wolnzach, von der Gemeinde Reichertshausen beauftragt. Alle Hallen dieser Größenordnung sind eigentlich gleich, schreibt Fuchs in der Festschrift zur Einweihung der Ilmtal-Halle. Sie bestehen aus einem Spielfeld mit den Maßen 22/44 Meter, mit den für die Nutzung erforderlichen Umkleide- und Geräteräumen sowie den zugehörigen Technikräumen. Beim Bau der Ilmtal-Halle mussten laut Fuchs aber viele zusätzliche Einrichtungen geschaffen werden, um die vom Bauherrn gestellten Anforderungen zu erfüllen.
Die Sporthalle ist durch einen unterirdischen Verbindungsgang mit dem Schulgebäude verbunden. Die Schüler können also die Schulsporthalle erreichen, ohne dass sie das Schulgebäude verlassen müssen. Das Spielfeld ist unter den Tribünen um 75 Zentimeter breiter als das Normmaß. Damit, so der Planer, entsteht mehr Platz für Auswechselspieler und Betreuer. Dies sei beim Mannschaftssport und vor allem bei Turnieren wichtig. Das Spielfeld kann dreiseitig mit einer Bande versehen werden, die in den Spielfluss mit einbezogen wird. Die Stirnseiten (Tore) sind mit einem Ballfangnetz versehen. Für die Vereine wurden zusätzliche Geräteräume geschaffen. Diese Räume sind unterirdisch entlang der Paindorfer Straße errichtet.
Zur Bauausführung musste die Baugrube mit einem Spundwandverbau gesichert werden, erklärt Fuchs, da der Höhenunterschied des Fußbodens von den Geräteräumen zur Paindorfer Straße rund fünf Meter beträgt. Für Gymnastik- und Tanzgruppen wurde ein eigener Gymnastikraum im Erdgeschoss geschaffen. Für den Spiel- und vor allem für den Turnierbetrieb mit größerem Zuschauerinteresse wurde eine stufenförmige Zuschauertribüne für 200 Zuschauer gebaut.
Kulturelle und sonstige Veranstaltungen finden auf der Sportfläche im Untergeschoss statt. Um in der Ilmtal-Halle Veranstaltungen mit einer größeren Besucherzahl (bis 1200) zu ermöglichen, mussten die Eingangsbereiche (Foyer) und die Toilettenanlagen (behindertengerecht) entsprechend großzügig gestaltet werden. Auf der Sportfläche sind jetzt Veranstaltungen mit großer Besucherzahl möglich. Es waren daher die Vorschriften der Versammlungsstättenverordnung einzuhalten. Das bedeutet, dass zusätzlich erforderliche Rettungswege angelegt werden mussten. Da der Fußboden der Sportfläche laut Fuchs etwa drei Meter unter dem Straßenniveau am Fluchtweg liegt, verursachte die Anlegung der Rettungswege zusätzliche Kosten.
Für die Klimatisierung der Halle wurde eine Lüftungsanlage (vor allem für den Veranstaltungsbetrieb) eingebaut. An der Hallendecke sind keine Rohre sichtbar – diese sind im Tribünenbereich versteckt beziehungsweise verkleidet. Besonderer Wert wurde auf die Raumakustik gelegt, betont der Planer. Hallendecke und Hallenwände wurden mit entsprechenden Akustikelementen ausgeführt. Zum Lagern von Stühlen und Tischen wurden ausreichende, direkt zugängliche Räume geschaffen. Um bei Veranstaltungen eine Bewirtung der Gäste zu ermöglichen, wurde im Erdgeschoss (Tribünenbereich) der Bewirtung mittels Kioskbetrieb und im Untergeschoss (Veranstaltungsbereich) mittels Gaststättenbetrieb (Catering) durch Schaffung der erforderlichen Räume Rechnung getragen. Um hier die Vorschriften des Brandschutzes und der Gaststättenverordnung einzuhalten, waren erhebliche Aufwändungen erforderlich.
Besondere Rücksicht wurde auf die nachbarlichen Belange gelegt, erklärt Fuchs. Die Ilmtal-Halle hat an der zur Wohnbebauung hingewandten Seite eine Traufhöhe von rund sechs Metern über Straßenniveau; das entspricht einer Bebauung E + 1. Um eine Lärmbelästigung der Nachbarschaft beim Hallenbetrieb weitgehend zu vermeiden, wurden Fenster mit erhöhten Schallschutzanforderungen eingebaut. Um bei der Bauausführung Schäden an den benachbarten Wohngebäuden auszuschließen, wurde an der Südseite der Ilmtal-Halle – trotz erheblicher Mehrkosten – eine Stahlbetonschlitzwand als Verbau gewählt.
Das zur Bebauung zur Verfügung stehende Gelände ist beengt, sodass zur Erfüllung des Raumprogramms einige erdüberdeckte Räumlichkeiten ausgeführt werden mussten, schreibt Fuchs. Durch die bereits vorhandenen Straßen war die Höhensituierung der Ilmtal-Halle weitgehend vorgegeben. Die Erschließung erfolgt über den Haupteingang mit vorgelagertem, großzügig überdachtem Vorplatz von der Nordseite des Gebäudes (schulseitig) aus. Ebenso wurde von der Nordseite ein behindertengerechter Zugang zum Erdgeschoss angelegt. Mit erheblichem Kostenaufwand wurde eine behindertengerechte Erschließung für das Untergeschoss von der Westseite des Gebäudes aus geschaffen.
Der massige Baukörper soll sich in die Umgebungsbebauung einfügen. Die Ilmtal-Halle wurde daher um ein Stockwerk unter Geländeoberkante abgesenkt. Als Dachform wurden versetzte Pultdächer gewählt. Der Haupteingang wurde mit einem Satteldach betont. Fensterflächen wurden nur an der Hallenlängsseite der Sporthalle eingebaut sowie ein Lichtband über der Tribüne angeordnet, betont Fuchs. Auf Fenster an den Giebelseiten wurde bewusst verzichtet. Teure ballwurfsichere Fenster und Sonnenschutzeinrichtungen konnten somit eingespart und energetische Schwachstellen vermieden werden.

Dach-Holzkonstruktion


Das Bauwerk wurde als Massivbauwerk errichtet. Die Dachkonstruktion wurde als Holzkonstruktion – Dach gleich Decke – ausgeführt, das heißt, die sichtbaren Holzelemente sind gleichzeitig Trag- und Akustikelemente. Im Hallenbereich sind Holzträger mit Stahlzugbändern unterspannt. Die Hallendecke ist frei von Lüftungsrohren und abgehängten Beleuchtungskörpern. Als Dachhaut wurden auf die ganze Gebäudebreite durchlaufende Aluminiumelemente verlegt. Auf Dachaufbauten wurde bewusst verzichtet, erklärt der Planer.
Die Wärmeerzeugung erfolgt über Grundwasserwärmepumpen, die Luftverteilung über ein Kanalsystem offen und versteckt. Installation, Beleuchtung, Notbeleuchtung, Blitzschutz, Brandmeldeanlage, Belüftung, Rauch- und Wärmeabzugsanlage, Spielstandsanzeige, Beschallung mit Anbindung an die Schule: Es ist alles da, schreibt Fuchs.
Bei der farblichen Gestaltung haben nach Fuchs’ Ansicht die Verantwortlichen (Arbeitskreis, Gemeinderat) großen Mut bewiesen. Es wurden Farben aus dem Gemeindewappen gewählt und miteinander kombiniert. „Ob dies gelungen ist, entscheidet jeder für sich. Mit der Farbgestaltung wollten wir deutliche Akzente setzen – sowohl innen, als auch außen – und dies ist auf jeden Fall gelungen.“ (FHH) (Blick in die Sporthalle und die Zufahrt zum Neubau - Fotos: Gemeinde Reichertshausen)

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