Bauen

Der Mobimo-Tower im Vordergrund, dahinter das höchste Bauwerk der Schweiz, der Prime Tower. (Foto: Wiegand)

08.03.2013

Stararchitekten am Werk

Bauboom in Zürichs "Wildem Westen"

Zürich gilt trotz seiner 391 000 Einwohner als ein recht beschaulicher Ort und auf den ersten Blick stimmt das durchaus. Altstadtgassen mit hübschen Bürgerbauten und Zunfthäusern entlang der Limmat prägen das Zentrum. Ausrufezeichen setzen das Großmünster und die Wasserkirche am rechten Ufer, St. Peter und das Fraumünster auf dem linken. Ein Bindeglied bildet das teils im Fluss platzierte barocke Rathaus.
Zurzeit hüllt sich Zürich in Weiß. Die Boote halten Winterschlaf, und die Gästezahl hält sich in Grenzen. Ein Vorteil für alle, die Bauten nicht nur von außen betrachten wollen. In aller Ruhe sitzen nun die Besucher im romanischen Chor des Fraumünsters und bewundern die Glasfenster von Marc Chagall. Seit 1970 verhelfen sie dem einstigen, 853 von Ludwig dem Deutschen gegründeten Stift und seiner gotisch umgestalteten Kirche zu weltweitem Ruhm. Beliebt bei den Eidgenossen und gut betuchten Gästen sind auch die traditionellen Lokale und Hotels. So das piekfeine Baur du Lac, das Bellevue und die Kronenhalle. Also alles wie eh und je? Keineswegs. Das Kunsthaus Zürich leistet sich – nach einem Ja bei der Volksabstimmung am 25. November 2012 – einen Anbau und dafür den Stararchitekten David Chipperfield.
Der eigentliche Bauboom läuft jedoch in Zürich-West, dem ehemaligen Industrieviertel zwischen der Limmat und dem Gleisfeld. Das im Jahr 2000 von der Stadt beschlossene Entwicklungskonzept wird dort von renommierten Architektenteams umgesetzt. Auf einer Fläche von 7,6 Millionen Quadratmetern entsteht ein „durchmischter und nachhaltiger Stadtteil“ mit einem Nutzungsmix aus Forschung, Design, Unterhaltung und Kultur, Gastronomie, urbanem Wohnen und Gewerbebetrieben. Auch Schulen und ein Stadion werden errichtet.

126 Meter hoch


Bis 2015 sollen in Zürich-West 7000 Menschen leben, später 8000. Daher sind 204 000 Quadratmeter als Wohn- und 105 000 Quadratmeter als Verkaufsfläche vorgesehen. Für Bürobauten hat man 556 000 Quadratmeter eingeplant, für die Produktion 196 000 Quadratmeter, für Lagerhaltung 456 000 Quadratmeter und als Parkraum 186 000 Quadratmeter. Grünanlagen entstehen ebenfalls.
Dieser Bauboom im „Wilden Westen“ trägt Früchte. „Ende 2005 arbeiteten 19 200 Menschen in Zürich-West, 2011 waren es rund 24 000 Beschäftigte auf 21 000 Vollzeitstellen. 2015 werden es rund 30 000 und längerfristig 40 000 Arbeitnehmer sein“, ist auf Zürichs Website zu lesen.
Tatsächlich kommen Umnutzungen und Neubauten zügig und qualitätsvoll voran. Im ehemaligen „Schiffbau“ befinden sich nun Wohnungen, ein Theater, Restaurants und Clubs. Neue Tramlinien und der sanierte Bahnhof Hardturm sorgen schon jetzt für perfekte Anschlüsse.
Im Neubaugebiet Toni-Areal wurde am 1. November 2012 das „25hours Hotel Zürich West“ eröffnet, konzipiert von ADP Architekten, Zürich, Beat Jordi Caspar Angst. Das farbenfroh-fröhliche Interieur gestaltete der Zürcher Designer Alfredo Häberli. Heuer soll dort auch eine Hochschule der Künste fertig werden.
Imposant schiebt sich Richtung Stadt der um drei Stockwerke auf 81 Meter erhöhte Mobimo-Tower ins Blickfeld. Die oberen neun Stockwerke enthalten Luxuswohnungen, die unteren 15 das Hotel Renaissance. Ein Name, charakteristisch für Zürich-West. Gleich dahinter der grün schimmernde Prime Tower der Architekten Annette Gigon/Mike Guyer am sanierten Bahnhof Hardbrücke.
Vom Toni-Areal her wirkt er kleiner als der Mobimo-Tower. Eine optische Täuschung. 126 Meter hoch ist der Prime Tower das höchste Bauwerk der Schweiz und war bei der Einweihung am 21. März 2012 schon voll vermietet. Für die Besucher ist das Restaurant „Clouds“ in der 35. Etage die Hauptattraktion. Klar sind von dort oben die Neubauten zu erkennen, so ein dunkles und ein eckiges rotes Gebäude auf dem früheren Löwenbräu-Areal, nun im Besitz der Migros-Genossenschaft. Ein weißer Trakt beherbergt das Museum für Gegenwartskunst.
Für die Bewohner sind jedoch die Läden in den ausgebauten Viadukt-Bögen der Bahn weitaus wichtiger. Die dortige Markthalle – „ausgezeichnet für gutes Bauen 2011“ – hat sogar den Publikumspreis gewonnen. Vielleicht wird auch dem neuen Fuß- und Radweg oben auf dem Viadukt eine ähnliche Ehrung zuteil. (Ursula Wiegand) (Der Limmat mit Rathaus, die Wasserkirche und das Großmünster sowie der rote Migros-Bau - Fotos: Wiegand)

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