Bauen

Schäden an der Klenzebrücke. (Foto: Wraneschitz)

08.08.2014

Teure Sanierung bringt Dürerstadt in Not

Brückenprobleme in Nürnberg

Der Gesamtbedarf bei Brücken mit Horizont 2017 sind 140 Millionen Euro.“ Nürnbergs Bürgermeister Christian Vogel (SPD) bezeichnet die riesige Zahl ausdrücklich als „Wunsch“. Doch Fachleute des Servicebetriebs Öffentlicher Raum (kurz SÖR) haben sie in den Brückenbericht 2014 geschrieben. Seit Kurzem denken die Mitglieder des städtischen Werkausschusses heftig über den Bericht nach. Denn die 140 Millionen Euro sind etwa das Siebenfache jenes Haushaltsbetrags, den die Frankenmetropole zurzeit jährlich für Brückensanierungen und -neubauten aufwendet. Im MIP, dem Mittelfristigen Investitionsplan stehen laut SÖR-Chef Vogel „20 Millionen Euro über vier Jahre, also fünf Millionen per annum.“

Der Kämmerer
ist informiert


Und so weiß Vogel auch nicht, ob die Stadt den Riesenbetrag finanzieren kann – und damit „auch nicht, ob die Brücken bis 2017 so saniert werden. Wir haben gesagt, was wir brauchen. Der Kämmerer ist informiert.“ Seit drei Jahren erstellt der SÖR Brückenberichte. Der von heuer „wird entscheidend von der Problematik der spannungsrissgefährdeten Spannbetonbrücken geprägt“, wie Marco Daume ausführt, der Technische Werkleiter vom SÖR. Weshalb „die drei großen Brücken über die Südwesttangente und den Main-Donau-Kanal an der Hafenstraße und am Frankenschnellweg nach Handlungsanweisung von Bund und Land vorrangig zu ersetzen sind“.
Die zeigen „gemäß Gutachterprüfung kein Ankündigungsverhalten für Risse des Spannstahls“, sprich, sie können von heute auf morgen als gefährlich eingestuft sein. Jährliche Sonderprüfungen sind deshalb notwendig, bis das Geld für den Neubau wirklich bereitsteht. Doch zuvor seien erst einmal „Projektstudien beauftragt, wie die Engstellen umfahren werden können“. Beim Bau müssen Hafen, Sportanlagen, Gewerbegebiete erreichbar bleiben. Und wie können sich „verkehrliche Entwicklungen“ auswirken, zum Beispiel, wenn der Frankenschnellweg zwischen den Enden der A 73 im Nord- und Südwesten der Noris geschlossen wird?
„Wir haben Enormes zu tun, ein wahnsinnig ehrgeiziges Unterfangen in einer Dimension, die noch nie da war“, nennt Daume den Plan des SÖR, „in den nächsten mindestens zehn Jahren zu einem besserem Bauwerkszustand zu kommen. Doch die Abstimmung mit dem Bau- und dem Finanzreferat ist sehr komplex“, gibt er zu. Denn es geht nicht nur um die drei genannten Großbrücken: Insgesamt 38 Überführungsbauten in Nürnberg sind zurzeit von Gutachtern als „nicht ausreichend“, elf Brücken gar als „ungenügend“ bewertet.
Mit 3,4 benotet ist die Überführung der Gebersdorfer Straße über die seit Jahrzehnten stillgelegte Eisenbahnstrecke Richtung Oberasbach, die „Biberttalbahn“. So lange die Bahntrasse nicht „entwidmet“ ist, muss die Stadt für den Unterhalt sorgen. 3,4 klingt schulnotenmäßig zwischen befriedigend und ausreichend – im Bauunterhalt aber ist es die Grenze zwischen „nicht ausreichend“ und „ungenügend“. Die stark befahrene Straßenbrücke vom Süden Nürnbergs nach Fürth ist deshalb für Fahrzeuge über 16 Tonnen gesperrt. Gütertransporte müssen daher große Umwege in Kauf nehmen.
Für die schmale, historische Brücke an der Klenzestraße über drei Bahngleise hinweg haben die Gutachter die Note 3,5 vergeben – also bereits ungenügend. Um sie überhaupt erneuern zu dürfen, musste der Servicebetrieb Öffentlicher Raum sie zunächst einmal aus der Denkmalschutzliste herausbekommen. Weil sie nur noch für bis 2,8 Tonnen tragfähig ist, musste für schwerere Fahrzeuge eigens ein neuer Zuweg von der Münchner Straße her gebaut werden. Doch für den Neubau rechnet der SÖR mit einem langen Planungsprozess – gemeinsam mit DB Netz. Denn die Gleise sind viel befahren: Sie führen zum Güterbahnhof. Die kann man nicht einfach länger sperren.

Sanierung ist für Stadt
nur schwer erschwinglich


Trotz 49 Brücken von nicht ausreichend bis ungenügend und dreier „Kreuzungsbauwerke“, deren Stahlbetonbewehrung „ohne Ankündigungsverhalten“ gefährdet ist: Bürgermeister Christian Vogel wird nicht müde, zu betonen: „Die Brücken in Nürnberg sind sicher!“ Sie müssten aber auf jeden Fall „vorrangig erneuert“ werden. Mit Millionenaufwand, den die Stadt schwer leisten kann. Doch anders als für Bundes- oder landeseigene Brücken gibt es für städtische kein besonderes Brückenförderprogramm des Bundes (siehe BSZ Nr. 29). Und die Frankenmetropole ist beileibe nicht die einzige Stadt, die von der Brückenlast in die Knie gezwungen wird. „Was in Nürnberg Fakt ist, gilt beispielhaft für viele andere große Kommunen“, bekräftigt Oberbürgermeister Ulrich Maly (SPD), der Präsident des Deutschen und Bayerischen Städtetags, gegenüber der Staatszeitung.
(Heinz Wraneschitz) (Schäden an der Gebersdorferbrücke - Foto: Wraneschitz)

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