Bauen

Südansicht der Forensik. (Foto: Bezirk Oberbayern)

25.03.2011

Therapie und Sicherheit

Neubau der Forensik am Isar-Amper-Klinikum der Klinik Taufkirchen, Vils

Anlass und Ausgangspunkt der vorliegenden Neubaukonzeption waren die durch Überbelegung der vorhandenen Forensik nicht mehr vertretbare Unterbringungssituation von forensischen Patienten in der Klinik Taufkirchen des Isar-Amper-Klinikums. Eine Besserung dieser Situation war durch Um- und Anbau der Altbauten am bestehenden Standort nicht möglich. Auf der Basis des durch das Sozialministerium genehmigten Raum- und Funktionsprogramms (5 Stationen á 22 Betten, 4477 Quadratmeter Nutzfläche) wurden die Neubauplanung erarbeitet.
Die Aufgabe, eine therapiefreundliche Umwelt für die Rehabilitation psychisch kranker Rechtsbrecher zu schaffen, ist nur zu erfüllen bei gleichrangiger Erfüllung der Sicherheitsanforderungen. Zusätzlich zu diesen Grundanforderungen nach Funktionalität, einem für Therapie geeigneten Krankenhausmilieu und den erforderlichen Sicherheitsstandards waren als spezifische Anforderungen an das Entwurfskonzept zu berücksichtigen, dass die Lage des Neubaus in räumlicher Nähe zum Wasserschloss, dem baulichen Identifikationspunkt des Ortes Taufkirchen, besondere Ansprüche an die Qualität der Architektur der neuen Forensik stellt, um eine angemessene Integration des Bauwerks in sein Umfeld zu erreichen und damit eine Grundvoraussetzung für die Zustimmung der Gemeinde zum Projekt zu erfüllen.

Zweigeschossige Konzeption gewählt


Die Klinik Taufkirchen des Isar-Amper-Klinikums liegt eingebettet in den parkartigen Grünraum, der das Wasserschloss umgibt. Die Übergänge zwischen öffentlichem Park und Klinikgelände sind fließend. Es gibt keine Abgrenzung des Klinikgeländes durch Zäune, die Klinik liegt offen im öffentlichen Raum. Das Baugelände für die neue Forensik liegt in Südosten des Gesamtareals. Es bildet ein Rechteck mit seinen Schmalseiten an der Ost- und Westseite.
Die fünf gleich großen, für jeweils 22 Patienten programmierten Stationen umfassen rund zwei Drittel des gebilligten Raumprogramms und werden so zu den bestimmenden Elementen für die Gesamtanlage der neuen Forensik. Als Ergebnis umfangreicher Untersuchungen von alternativen Konzeptansätzen wurde unter den Gesichtspunkten der Funktionalität, der Organisation, des Baugrundstückszuschnitts, der Wirtschaftlichkeit und mit dem Ziel, jeder Station einen eigenen Freiraum zuzuordnen, eine zweigeschossige Konzeption ausgewählt und der weiteren Entwurfsarbeit zugrunde gelegt.
Speziell für dieses Projekt wurde ein völlig neuer, den spezifischen Anforderungen entspre-chender, U-förmiger Stationstypus entwickelt. Die fünf Stationen werden entlang der Südseite des Grundstücks aneinandergereiht und bilden so eine kammartige, sich nach Süden öffnende Baustruktur, deren Höfe von einer haushohen, im oberen Teil transparent ausgebildeten Wand nach außen abgeschlossen werden.
Dieser Struktur nach Norden vorgelagert liegen die Bereiche Aufnahme, Ver- und Entsorgung, Besuchertrakt und die Ergotherapie, deren Erschließung zugleich die Haupterschließung der Pflege- und Therapiebereiche bildet. Vor dieser Zone liegen drei Höfe: Im Westen der Anlieferhof, der auf der Nordseite vom Gebäudetrakt mit dem Haupteingang, der Sicherheitszentrale und den Personalumkleiden im Erd- und Obergeschoss mit der Verwaltung, nach Osten von einen Gebäuderiegel begrenzt wird, der im Erdgeschoss die Anlieferung/Ver- und Entsorgung und im Obergeschoss den Besuchertrakt enthält. Den Abschluss nach Westen bildet eine haushohe Wand mit dem Sicherheitstor der Zufahrt.
Daran anschließend liegt ein großer Hof, der auf der Ostseite von der Turnhalle und nach Norden von einer haushohen Wand begrenzt wird. Dieser Hof soll Außenraumaktivitäten des Therapiebereich Ergotherapie beziehungsweise gemeinsamen Veranstaltungen im Freien von Patienten und Personal dienen. Der östlich anschließende Hof, der zweiseitig vom Gebäude und auf zwei Seiten von einer haushohen Wand begrenzt wird, ist dem Sport vorbehalten.
Der Zugang zur Gesamtanlage erfolgt an der Nord-Westecke. Der Windfang liegt direkt vor der Sicherheitszentrale, die die Eingangskontrolle übernimmt. Durch die angrenzende Kontrollschleuse führt der Weg für Personal und Besucher in die Tiefe des Gebäudes, über das Treppenhaus ins Obergeschoss zur Verwaltung und ins Untergeschoss zu den Technikzentralen. Die Sicherheitszentrale kontrolliert zugleich das Sicherheitstor des direkt südlich angrenzenden Anlieferhofs.
Der in Nord-Süd-Richtung verlaufende Verbindungstrakt führt ins Hauptgebäude mit den Therapie- und Pflegebereichen und nimmt im Erdgeschoss Ver- und Entsorgungsräume und im Obergeschoss den Besucherbereich auf. Die Patientenaufnahme erfolgt normalerweise über den Anlieferhof und das Treppenhaus an seiner Südseite mit dem zugehörigen Effektenlager im Erdgeschoss und den Aufnahmeräumen im Obergeschoss.
Die Stationen selbst sind möglichst autonom angelegt. Als zweigeschossiger, U-förmiger Bau umschließt die einzelne Station ihren Stationshof, der nach außen durch eine haushohe Wand abgeschlossen ist. Der Zugang der Station erfolgt im Erdgeschoss über eine Schleuse, welche dem Stationszimmer direkt gegenüber liegt.

Fluchthilfe von
Außen verhindern


Wegen dem bei Hochwasser der Vils zeitweise anzunehmenden höchstem Grundwasserstand auf Oberkante Gelände mussten besondere bauliche Vorkehrungen getroffen werden. Die Höhenlage des Erdgeschosses wurde auf 1,15 Meter über Terrain festgelegt, so dass zwischen Unterkante Kellerdecke und höchstem Grundwasserstand rund 75 Zentimeter Raum bleiben, in dem die technische Infrastruktur als unter der Kellerdecke hängend vom Wasser unberührt bleiben kann. Der als Vollkeller ausgebildete Bereich für die Technikzentralen wurde als weiße Wanne ausgeführt.
Die Wände und Stützen in den nur für Installation der Technik vorgesehenen Raumzonen unter den Therapie- und Pflegebereichen mussten in wasserdichtem Beton ausgeführt werden, um Dauerschäden durch die temporär mögliche Überflutung zu verhindern. Für die Sicherung gegen Ausbruch beziehungsweise Fluchthilfe wurden zusätzliche bauliche Maßnahmen geplant. Rings um die von den Patienten genutzten Höfe wurde über die technischen Sicherungsmaßnahmen hinaus die Dachkante um etwa 1,50 Meter als auskragende Platte vorgezogen und darüber ein blechgedecktes Pultdach in 45 Grad Neigung mit einem abgerundeten First geplant, wodurch die Übersteigbarkeit zusammen mit den elektronischen Detektions- und Kontrolleinrichtungen unmöglich sein soll.
Um Fluchthilfe von Außen zu unterbinden, wurde rings um das Gebäude in einem fünf Meter Abstand eine 75 Zentimeter hohe Betonmauer mit einem aufgesetzten 75 Zentimeter hohen Zaun vorgesehen. Zwischen Haus und diesem Ordnungszaun wurde auf einer Höhe von 50 Zentimetern über Terrain eine nicht bepflanzte Fläche mit Bodendetektion und Kontrolleinrichtungen geplant. Mauer, Höhensprung und Zaun sollen verhindern, dass Fahrzeuge direkt an die Außenwand der Fo-rensik gelangen oder Personen durch Betreten des Sicherheitsstreifen Alarme auslösen können. Tore und Differenztreppen führen zu den gesicherten Feuerwehrzugängen der Innenhöfen. (BSZ)

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