Bauen

Die Terrasse des Congress Zentrums Alpbach. (Foto: Wiegand)

08.05.2015

Tradition und Moderne

Architektur in Alpbach und Rattenberg

Alpbach in Tirol mit seinen sonnendunklen Holzhäusern gilt als schönstes Dorf Österreichs und bewahrt sein traditionelles Aussehen. Nur Holzbauten sind gestattet, ganz gleich, ob alt oder neu. Eine Ausnahme macht allein die katholische Pfarrkirche von 1369 mit ihrem spitzen gotischen Turm, doch die steht ohnehin unter Denkmalschutz.
Umso mehr überrascht das am Dorfrand in einen Hang gebettete Congress Zentrum Alpbach (CCA) aus dem Jahr 2000, der Tagungsort für das alljährliche Europäische Forum Alpbach, das seit 1945 führende Vertreter aus Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und Kultur zusammenführt. Erst beim Näherkommen offenbart es seine Finessen. Unterschiedlich gegliederte Glasflächen lassen viel Licht ins Bauwerk und bieten gleichzeitig einen Blick auf Almen und Berge. Drinnen dominiert Funktionalität, als Baumaterial Holz. Parkett in Sälen und Seminarräumen, Holztreppen und Holzstühle bilden einen gelungenen Kontrast zum Baukörper aus Beton, Stahl und Glas.
Kluge Köpfe aus aller Welt diskutierten dort wieder vom 19. August bis 4. September 2015 über das Thema „UnGleichheit – InEquality“, bei dem auch die Baukultur zur Sprache kommt. Wie in den Vorjahren erwartet man 4000 bis 5000 Teilnehmer. Außerdem ist das CCA an rund 160 Tagen mit Veranstaltungen belegt und zu eng geworden. Nun wird es auf eine Nutzfläche von 1800 Quadratmetern erweitert. „Geplanter Baubeginn ist Frühjahr 2015“, sagt Georg Hechenblaikner, Geschäftsführer des CCA. „Es wird nicht stärker als bisher aus der Umgebung herausragen“, betont er. Dafür sorgt das bereits bewährte Architektenteam. Auch wird die Dachfläche komplett begrünt. Die Baukosten sind mit 9,7 Millionen Euro veranschlagt.

Multifunktional
nutzbarer Plenarsaal


Das Projekt umfasst einen 415 Quadratmeter großen, multifunktional nutzbaren und mehrfach unterteilbaren Plenarsaal, eine zusätzliche Foyerfläche, einen neuen Haupteingang, eine neue Cateringküche, Lager- und Technikräume sowie eine zweigeschossige Tiefgarage. Während der Baumaßnahmen laufen die Tagungen zeitlich gestrafft weiter. Im Sommer 2016 soll die Erweiterung laut Landeshauptmann Günther Platter abgeschlossen sein.
Erweiterung? Bloß nicht, denkt man im nur elf Hektar großen Rattenberg, der kleinsten Stadt Österreichs. Der 1254 erstmals erwähnte Ort war zunächst bayerisch und erhielt von Herzog Stefan III. am 7. Januar 1393 das Stadtrecht. Das Städtchen am Inn wechselte mehrmals den Besitzer, gehörte aber von 1342 bis 1504 erneut zu Bayern. Die Burg, deren Bergfried über die Stadt ragt, war die wichtigste bayerische Befestigungsanlage im Unterinntal. Eine weitere Burg in der Stadt war wohl das Zweitdomizil der Herzöge, wurde aber bald als Gaststätte genutzt. Seit Jahren steht sie nun leer. Nur die Wappen künden von einstigen Zeiten.
Architektonisch gehört Rattenberg zu den Inn-Salzach-Städten. Häuser mit flächigen Fassaden und Erkern über mehrere Geschosse sind deren Charakteristika. Nachdrücklich bewahrt Rattenberg dieses mittelalterliche, teils barockisierte Stadtbild, das die Besucher lieben. Hübsch reihen sich die pastellfarbenen Häuser aneinander. Wesentlich älter sind jedoch die Nagelschmiedhäuser gleich hinterm Kundler Tor, die bis ins 19. Jahrhundert bewohnt waren.
Die Einnahmen aus dem Kupfer- und Silberbergbau ließen Rattenberg im 15. Jahrhundert aufblühen. Die Stadtkirche St. Vigil und das Franziskaner-Eremitenkloster – nun ein Museum – wurden vergrößert. Im restaurierten Kreuzgang fällt das „springende Gewölbe“ auf, das heißt, die Gewölberippen schneiden sich mal rechts, mal links.
Während des Turmaufstiegs rückt der „Augustinerhimmel“ näher, das kostbare Kuppelfresko (von 1711) der Klosterkirche. Sonderbar wirkt dagegen die Dachlandschaft, waren doch Grabendächer in W- oder V-Form üblich, die Regen und Schnee über die Hauptfassade ableiteten. Beim Blick über den Inn sind die Jahrhunderte baulich vereint: die Burg, das Kloster und die Rückseite der Häuserreihe. (Ursula Wiegand) (Alpbach gilt als schönstes Dorf Österreichs; die Nagelschmiedhäuser in Rattenberg - Fotos: Wiegand)

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