Bauen

Für den Erweiterungsbau im Nordhof des Bayerischen Landtags gab es auch einen Architektenwettbewerb. (Foto: Léon Wohlhage Wernik Architekten)

25.02.2011

Treuhänder der Bauherren

Ein Erfolgsmodell: Architektenwettbewerbe in Bayern

Bereits zum vierten Mal in Folge ist Bayern nun im bundesweiten Vergleich Spitzenreiter in puncto Architektenwettbewerbe. Im letzten Jahr wurden insgesamt 98 Wettbewerbe in Bayern ausgelobt, im Jahr 2009 waren es immerhin schon 88. Eine Bilanz, die durchaus als Erfolgmodell bezeichnet werden kann. Wie der Name „Architektenwettbewerb“ schon sagt, geht es hier um ein Verfahren, das den unmittelbaren fachlichen Leistungsvergleich in den Mittelpunkt rückt.
Für den Auslober hat dieser „Konkurrenzkampf“ durchaus seinen Reiz. Denn immerhin bekommt er mehrere Entwürfe präsentiert, kann diese miteinander vergleichen und erhält so das optimale Ergebnis für sein Bauvorhaben. Dass er diesen Vergleich nicht allein, sondern mithilfe eines Preisgerichts entscheidet, trägt zu einer transparenten und demokratischen Vergabe bei. Sicherlich gibt es auch hier Fälle, bei denen die Entscheidung am Ende nicht ganz leicht fällt. Ganz nach dem Motto „Wer die Wahl hat, hat die Qual“. Aber entscheidet man nicht auch lieber zwischen mehreren 1A-Lösungen, als zwischen einer sehr guten und einer weniger guten Lösung?

Transparent
und rechtssicher


Nachdem seit annähernd zwei Jahren, konkret seit dem 1. April 2009, die „neuen“ Richtlinien für Planungswettbewerbe (RPW 2008) als Nachfolgebestimmungen zu den bis dahin geltenden GRW (Grundsätze und Richtlinien für Wettbewerbe auf den Gebieten der Raumplanung, des Städtebaus und des Bauwesens) verbindlich für alle Bautätigkeiten des Freistaats und des Bundes gelten und der Kommunen sowie aller anderen Gebietskörperschaften zur Anwendung empfohlen wurden, kann man heute folgendes Resümee ziehen: Das letzte Jahr hat gezeigt, dass nicht unbedingt die „vereinfachte“ Struktur der RPW für diesen Regelwechsel ausschlaggebend ist.
Die Praxis in der Beratung von Architektenwettbewerben gegenüber den Auslobern hat vielmehr die Erkenntnis gebracht, dass es keine Rolle spielt, nach welchen Wettbewerbsregeln – also ob nach GRW oder RPW – diese durchgeführt werden. Die Beobachtung zeigt aber auch, dass Auftraggeber sich des Wettbewerbsverfahrens bedienen, um die Vergabe nicht nur transparent, sondern vor allem rechtssicher durchzuführen. So sind bei bayerischen Wettbewerben im Vergleich zu anderen Bundesländern schon seit Jahren nur vereinzelt Einsprüche zu verzeichnen – und das bei der beachtlichen Anzahl an Verfahren.
Was jedoch immer wieder gerne von allen am Bau Beteiligten vergessen wird, aber nun einmal die Grundwahrheit ist und bleibt: Zum Erfolg eines jeden Bauvorhabens gehört das produktive und konstruktive Zusammenspiel zwischen Bauherr und Architekt. Das gilt auch für jeden Architektenwettbewerb, denn die Schlüsselfigur ist der Auslober. Er allein entscheidet, wie die Aufgabenstellung aussieht und welchen Kostenumfang das Bauvorhaben umfassen darf. Und letztlich vergibt ja auch er als Bauherr den aus dem Wettbewerb resultierenden Auftrag.

Qualität hat
immer ihren Preis


Aus Sicht der Architekten profitieren wir hier in Bayern auch von der positiven wirtschaftlichen Situation bezogen auf den gesamten Freistaat. Sicherlich gibt es auch bei uns strukturschwache Regionen, die es mit besonderem Augenmerk zu fördern gilt. Und sicherlich sollte man die Konkurrenzsituation innerhalb der bayerischen Architektenschaft nicht unterschätzen. Immerhin arbeiten hier fast 22 000 Architekten, Innenarchitekten und Landschaftsarchitekten. Eine Situation, die zugegebenermaßen für uns Architekten nicht immer ganz einfach ist.
Doch der wirtschaftliche Aufschwung macht sich auch hier bemerkbar. Das belegen die ausgelobten Architektenwettbewerbe im letzten Jahr. Denn Spitzenreiter ist hier nicht die Landeshauptstadt mit „nur“ 20 Auslobungen, sondern die Region Mittel- und Oberfranken mit immerhin 23 Architektenwettbewerben. Und auch die anderen Regierungsbezirke haben hier einiges zu bieten: Oberbayern (19), Niederbayern und Oberpfalz (je 13), Schwaben (14) und Unterfranken (8).
Ich bin der festen Überzeugung, dass Qualität immer ihren Preis hat und auch haben muss. Doch ebenso überzeugt bin ich davon, dass wir den Wettbewerb nicht scheuen sollten. Mit unseren umfassenden Leistungen beweisen wir tagtäglich, dass wir mit unserem Know-how und unserer Berufserfahrung zu Recht als Treuhänder an der Seite unserer Bauherren stehen. Und welche Branchen kennen Sie, in der es ein vergleichbares Modell wie den Architektenwettbewerb gibt? (Lutz Heese)
Der Autor ist Präsident der Bayerischen Architektenkammer.

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