Bauen

Josef Poxleitner, Leiter der Obersten Baubehörde. (Foto: OBB)

04.05.2012

"Unser Ziel ist ein Gestalten für alle"

OBB-Kolumne: Josef Poxleitner über Bauen und demographischer Wandel

Die demographischen Veränderungen in unserer Gesellschaft – rückläufige Bevölkerungszahlen, Zunahme älterer Mitmenschen, niedrige Geburtenzahlen – stellen uns in den nächsten Jahren vor große Herausforderungen. In allen Lebensbereichen werden die Folgen spürbar sein. Das Bauwesen ist besonders durch die sich ändernden qualitativen Anforderungen betroffen zum Beispiel bei der Ausstattung von Bauwerken oder bei der Planung und Umsetzung von Stadt- und Verkehrsräumen.
Mit der Veröffentlichung der zweiten, erweiterten Auflage der Informationsbroschüre Bauen und demographischer Wandel haben wir lösungsorientierte Ansätze und realisierte Projekte in Bayern, die diese Anforderungen bereits berücksichtigen, aus dem breitgefächerten Themenspektrum der Bayerischen Staatsbauverwaltung zusammengestellt und aktualisiert.
Im Rahmen eines Kabinettsausschusses wurde 2011 von der Staatsregierung ein ressortübergreifender „Aktionsplan demographischer Wandel“ erarbeitet. Die Kernaussagen für den Bereich des Planen und Bauens sind als eigener Abschnitt in die zweite Auflage der Broschüre aufgenommen. Der Fokus im Baubereich liegt auf einer konsequenten Innenentwicklung der Gemeinden und der Nachnutzung innerörtlicher Leerstände und Brachen. Ortskerne bleiben so als attraktive Wohnstandorte erhalten und können eine wohnungsnahe Versorgung, das Angebot an sozialen Einrichtungen und Dienstleistungen langfristig sichern. Leitbild ist es, vitale Gemeinden als Ankerpunkte im ländlichen Raum zu erhalten, die auch bei sinkenden Bevölkerungszahlen lebendig und einladend bleiben.
Die Broschüre geht auf die Arbeit eines Expertengremiums zurück, das die Oberste Baubehörde bereits 2008 gründete. Das Expertenteam setzt sich aus Vertretern der Fachbereiche der OBB – Hochbau, Städtebau, Stadterneuerung, Wohnungswesen und Straßenbau – sowie Vertretern aus Fachverbänden, Kammern und Kommunen zusammen.
Die Erfahrungen aus den Projekten zeigen, dass die vielschichtigen Folgen der demographischen Veränderungen fachübergreifendes Denken und vernetztes Handeln erfordern. Es ist unabdingbar, frühzeitig Auswirkungen und Chancen der Veränderungsprozesse zu berücksichtigen und individuelle Herangehensweisen und innovative Ansätze vor Ort zu entwickeln. In Zukunft kommt diesen strategischen Handlungsansätzen große Bedeutung zu. In der zweiten Auflage der Broschüre haben wir daher mit den übergreifenden Themen „Barrierefreiheit“, „Interkommunaler Zusammenarbeit“ und der „Konversion militärischer Liegenschaften“ neue Schwerpunkte gesetzt.

Barrierefreiheit als Planungsbestandteil


Alle Bevölkerungs- und Altersgruppen sollen sich im öffentlichen Stadt- und Verkehrsraum, in staatlichen Bauten und dem privaten Wohnungsbau möglichst sicher und selbstständig bewegen und orientieren können. Dieser Ansatz schließt die Anforderungen des zunehmenden Anteils der Bevölkerung, der mit altersbedingten Einschränkungen, sei es beim Gehen, Sehen oder Hören, konfrontiert ist, ebenso wie die Erfordernisse für Menschen mit Behinderungen mit ein. Unser Ziel ist ein „Gestalten für alle“. Die Barrierefreiheit wird mit diesem umfassenden Ansatz – von Beginn an – ein unverzichtbarer Bestandteil aller Planungs- und Bauphasen. Zur Qualitätssicherung hat die Bayerische Staatsbauverwaltung daher seit 1. Januar 2012 ein Audit „Barrierefreies Bauen“ für den Straßenbau und den Staatlichen Hochbau eingeführt.
Darüber hinaus wird die zukünftige Entwicklung unserer Städte und Gemeinden maßgeblich davon abhängen, ob die Funktionsfähigkeit der Siedlungsstrukturen und der öffentlichen Daseinsvorsorge auch bei abnehmenden Bevölkerungszahlen sichergestellt werden kann. Interkommunale Kooperationen gewinnen hierbei zunehmend an Bedeutung. Die einzelnen Gemeinden können ihre jeweiligen Stärken einbringen und diese zu einem tragfähigen, integrierten und zukunftsfähigen Konzept verbinden. Auch lassen sich im Rahmen von Kooperationen regionale Entwicklungspotenziale gemeinsam effektiver erschließen, nachhaltig für die Zukunft sichern und ausbauen.
Vor besonderen Herausforderungen stehen Gemeinden, die neben demographischen Veränderungen zudem von der Reduzierung oder Schließung von Standorten der Bundeswehr oder dem Abbau von in Bayern stationierten US-Einheiten betroffen sind. Vielfach ist in diesen Fällen eine grundsätzliche Neuausrichtung der Ortsentwicklung erforderlich. Für die Oberste Baubehörde war seit Beginn der 1990er Jahre die Neu-Ordnung und Inwertsetzung militärischer Liegenschaften wiederholt ein wichtiger Aufgabenbereich. Bis heute konnten zahlreiche militärische Liegenschaften mit staatlicher Unterstützung erfolgreich neuen Nutzungen zugeführt werden. Auch für die von der Bundeswehrreform aktuell betroffenen Gemeinden sind Unterstützungsmaßnahmen vorgesehen.
(Mehr zum Thema „Bauen und Demographie“ und die 2. Auflage der Broschüre unter http://www.innenministerium.bayern.de/bauen/themen)

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