Bauen

15.04.2011

Verhalten optimistischer Ausblick

Bayerisches Baugewerbe: Die Stimmung ist besser als die tatsächliche Zahlenlage

„Vorsichtig optimistisch“ bewertete Hans Auracher, Sprecher der Landesvereinigung Bauwirtschaft Bayern (LVB), die aktuelle Lage des Baus. Insgesamt sei der Großteil der Betriebe aus Bau- und Ausbaugewerbe zufrieden mit der Konjunktur und erwarte für das laufende Halbjahr gute Erträge.
Im Sechs-Monats-Rückblick schätzen rund 39 Prozent der Betriebe im Bauhauptgewerbe und 53 Prozent im Ausbaugewerbe ihre Geschäftslage positiv ein. Lediglich jeweils fünf Prozent der Unternehmen bewerten ihren aktuellen Stand schlecht. Ähnlich verteilt ist die Stimmung in Bezug auf die Umsatzentwicklung.
Jedoch muss relativiert werden, dass eine Differenz zwischen den Einschätzungen der Betriebe und der tatsächlichen Lage vorliegt: Offensichtlich sind die Befragten laut Auracher anteilig positiver gestimmt, als ihre reale, wirtschaftliche Lage ist. Der derzeitige Zustand sei nämlich nicht zufriedenstellend. Der frühe Wintereinbruch habe zu wesentlichen Umsatzeinbußen des Baugewerbes geführt.
Dies schlage sich wiederum in der Bewertung der Ertragslage nieder: Etwa zwei Drittel der Bauunternehmen schätzen die Erträge ausreichend bis zufriedenstellend ein. Lediglich 16,4 Prozent der Betriebe siedeln ihre Gewinne bei gut oder sehr gut an. Ein etwas besseres Bild zeige sich beim Ausbaugewerbe: 33 Prozent der Unternehmen erzielen gute und sieben Prozent schlechte Erträge. Der Großteil von 59 Prozent sieht seine Erträge im Mittelfeld der Wertung.
Für geringere Umsätze sorgten die im Vergleich zum Vorjahr stark gestiegenen Rohstoff-, Material- und Energiepreise. So haben sich beispielsweise der Stormpreis um 20 Prozent und der Stahlpreis sogar um 60 Prozent verteuert, erklärte Auracher. Sowohl im Bauhaupt- als auch im Ausbaugewerbe klagen über zwei Drittel der Betriebe über diese unverändert schlechten Baupreise.

Gut gefüllte Auftragsbücher


Die Betriebe wurden ebenso nach ihren Auftragszahlen befragt. 45,9 Prozent der Baubetriebe haben gut bis sehr gut gefüllte Auftragsbücher, rund ein Drittel mehr als im Vorjahr. Etwa 52 Prozent des Ausbaugewerbes bezeichnen ihren Auftragsbestand als gut beziehungsweise sehr gut. Nur noch fünf Prozent der Unternehmen klagen über schlechte oder sehr schlechte Auftragseingänge.
Die aktuelle Stimmung könnte sich jedoch bald ändern: Mit dem auflaufenden Konjunkturpaket der Bundesregierung erwartet die Landesvereinigung erheblich sinkende Auftragszahlen im Baugewerbe. Momentan kommen etwa 50 Prozent der Nachfrage baugewerblicher Arbeiten von den Kommunen. Eventuell werden Aufträge zukünftig wegen des niedrigeren Budgets durch Losverfahren an Betriebe verteilt. Oder in globalen Ausschreibungen gewinnt der günstigste Anbieter zulasten regionaler Mittelstandsbetriebe.
„Sollte ein Teil der Aufträge aus öffentlicher Hand in Zukunft wegfallen, müssen die Betriebe sich mehrere Standbeine zulegen“, empfahl Auracher. Also sollten in Zukunft mithilfe von Werbemitteln private oder gewerbliche Kunden angesprochen werden. Allerdings könnten spezielle Branchen wie der Kanal- und Straßenbau jedoch schlecht bis gar nicht auf alternative Kunden ausweichen.
Trotz der staatlichen Förderung für energieeffizientes Bauen habe es nicht die erwarteten Aufträge gegeben. Man habe zwar ausgefeilte Konzepte, aber es fehle noch an der Umsetzung. Vor allem im Bereich Dämmen, Elektrik und Sanitär würde die Branche auf die Aufträge der Kunden warten.
Obwohl der aktuelle Lagebericht positiv ausfällt, bleibt die Landesvereinigung skeptisch. „Wir freuen uns über diese überwiegend guten Rückmeldungen, müssen aber realistisch bleiben“, betonte Auracher. Denn die Branche kämpfe mit zahlreichen neuen und alten Problemen. Mit Blick auf die anstehende Arbeitnehmerfreizügigkeit für osteuropäische Beschäftigte sind vor allem im Bauhauptgewerbe die Sorgen vor Lohndumping und steigendem Preisdruck groß. Die ausufernde Bürokratie bleibe ebenso ein großes Problem für die Unternehmen. Gleichzeitig kritisieren die Unternehmen die Vergabepraxis der öffentlichen Auftraggeber.
Hoffnungsvoll sind laut Auracher dennoch die verbesserten Personalplanungen der Betriebe. Quer durch die Branche gibt es mehr Firmen, die ihr Personal aufstocken oder halten wollen, als Betriebe, die Beschäftigung abbauen müssen. Außerdem sei eine leicht steigende Ausbildungsleistung im Bau- und Ausbaugewerbe zu erwarten. (Barbara Schweigert)

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